Angela Merkel und François Hollande treten gemeinsam in Straßburg auf
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident François Hollande plädieren in Straßburg für europäische Einigung angesichts der Flüchtlingskrise.
Roxana Vasile, 08.10.2015, 17:05
Es wurden keine genauen Projekte bekanntgegeben. Es wurden keine besonderen Beschlüsse getroffen. Doch der gemeinsame Auftritt der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und des französischen Präsidenten François Hollande ist von historischer Bedeutung. 26 Jahre ist es her, seit die Staatschefs des Motors Europas gemeinsam vor dem Europäischen Parlament gemeinsam auftraten. Nach dem Mauerfall 1989 sind Helmut Kohl und François Mitterrand gemeinsam in Straßburg aufgetreten, um die Ängste der EU-Staaten hinsichtlich der Wiedervereinigung des alten Kontinents zu beseitigen. Derartige Ängste seien auch heute noch anwesend, sagte Angela Merkel. Die Flüchtlingskrise sei die schwerste Krise, die Europa nach dem Zweiten Weltkrieg erlebe. Europa habe eine Finanzkrise bewältigt, werde nun aber von einer sozialen Krise destabilisiert. Hinzu komme der Migranten-Zufluss aus dem Nahen Osten und Nordafrika. Die Vorteile des Schengenraums, die Reisefreiheit werden heute in Frage gestellt. Eine Auflösung des Schengenraums und der Euro-Zone würde das Ende Europas bedeuten. Die EU-Staaten zögen vor, als Einzelgänger vorzugehen. Der Versuch, sich alleine zu retten, auszuweichen, sei eine Illusion, sagte auch der französische Präsident François Hollande. Radikale Diskurse und Extremismus gewönnen immer mehr Anhänger. Vor diesem Hintergrund komme der Nationalismus einem Krieg gleich. Aufgrund dieser Gefahren müssten die europäischen Länder für die Lösung der Flüchtlingskrise gemeinsam handeln, schlussfolgerte der französische Staatschef.
Die Migranten müssen wie Menschen und nicht wie eine anonyme Masse behandelt werden. Die meisten Flüchtlinge kommen nach Europa, um sich in die europäischen Gesellschaften zu integrieren. Diese müssen ihre Regeln aufrecht erhalten bewahren und die Flüchtlinge müssen sie akzeptieren und verinnerlichen, erklärte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Zusammen mit dem französischen Staatschef plädierte sie für die gleichmäßige Verteilung von Flüchtlingen auf alle EU-Staaten.
Rumänien hat sich bereit erklärt, über 4.000 Flüchtlinge aufzunehmen. Der Botschafter der Vereinigten Staaten bei der NATO, Douglas Lute, meinte, dies könnte zu einer politischen Lösung der syrischen Krise beitragen, solange die rumänische Botschaft in Damaskus noch aktiv ist. Europa hat bis jetzt nicht verstanden, dass die Tragödien im Nahen Osten und in Nordafrika ebenfalls Auswirkungen auf den alten Kontinent haben werden, so Frankreichs Präsident François Hollande. Wenn es keine Maßnahmen trifft, wird Europa unter den Konsequenzen leiden.