Filmfestspiele in Cannes: Porumboiu in Nebensektion ausgezeichnet
Das wichtigste Filmfestival der Welt ist am Sonntagabend mit der Verleihung der Goldenen Palme zu Ende gegangen. Auch in diesem Jahr war das rumänische Kino mit einigen bemerkenswerten Streifen in Cannes präsent.
Roxana Vasile, 25.05.2015, 19:16
Die Filmfestspiele von Cannes sind nach fast zwei Wochen zu Ende. Nach zahlreichen Filmvorführungen und dem langersehnten Ballett von Stars und Sternchen des Weltkinos auf dem roten Teppich wurden am Sonntagabend die Gewinner bekanntgegeben. Die Jury unter Vorsitz der US-Regisseure Joel und Ethan Coen hatte die Wahl unter 19 Beiträgen. Die höchste Auszeichnung, die goldene Palme, ging an das französische Flüchtlingsdrama Dheepan. Der Regisseur Jacques Audiard erzählt in diesem Film die Geschichte eines Flüchtlings aus Sri Lanka, der sich in einen heruntergekommenen Pariser Vorort mitten in einem Bandenkrieg wiederfindet. Audiard war 2009 in Cannes für sein Gefängnisdrama Ein Prophet mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet worden.
Ebenfalls aus Frankreich stammt auch der Gewinner des Preises für die beste männliche Rolle. In La loi du marché“ (dt. Das Gesetz des Marktes) von Stéphane Brizé verkörpert Vincent Lindon einen Langzeitarbeitslosen. Gleich zwei Schauspielerinnen wurden als beste Darstellerinnen ausgezeichnet. Geehrt wurden die US-Schauspielerin Rooney Mara für ihre Rolle in dem Lesben-Drama Carol und die Französin Emmanuelle Bercot für ihre Darstellung einer bei einem Skiunfall schwer verletzten Anwältin im Film Mon Roi (dt. Mein König).
Traditionsgemäß hat der Internationale Filmkritiker-Verband Fipresci jeweils einen Film aus dem offiziellen Wettbewerb, sowie den Nebenreihen Un Certain Regard und Quinzaine des Réalisateurs geehrt. Von den 19 Beiträgen der Hauptsektion ging der Fipresci-Preis an das Holocaust-Drama Saul fia (dt. Sauls Sohn). Das schockierende Erstlingswerk des ungarischen Regisseurs László Nemes enthält drastische Bilder aus dem Vernichtungslager in Auschwitz-Birkenau. Der Film begleitet den KZ-Häftling Saul Ausländer, einen ungarischen Juden, der für die Nazis in den Gaskammern arbeiten muss. Der in Rumänien geborene Schauspieler ungarischer Herkunft, Levente Molnár, spielt hier den besten Freund Sauls, Abraham Warsawski. Molnár ist beim Ungarischen Staatstheater in Klausenburg angestellt.
In diesem Jahr waren keine rumänischen Regisseure in der Hauptsektion der Filmfestspiele vertreten, so wie es in den vergangenen Jahren fast ausnahmslos der Fall gewesen war. Dafür war das viel gelobte neue rumänische Kino in der Sektion Un Certain Regard repräsentiert: Radu Munteans Un etaj mai jos (dt. Einen Stockwerk tiefer) und Corneliu Porumboius Comoara (dt. Der Schatz) wurden ausgewählt. Der Film von Porumboiu erhielt den Preis Un certain talent” für die meisterlich inszenierte Erzählung”. Ferner wurde der Kurzfilm Ramona von Andrei Creţulescu mit den Canal+ Preis der Kritikerwoche ausgezeichnet, ein Preis der den Debütwerken gewidmet ist. Der gleichnamige französische Fernsehsender hat die Senderechte für Ramona gekauft.