Europäische Feierlichkeiten in Danzig
Jubiläums- und Gedenkfeierlichkeiten zugleich, jährten die donnerstager Zeremonien in Polen zum 70sten Mal das Ende des Zweiten Weltkriegs, aber auch die Machtübernahme für ein halbes Jahrhundert durch die Sowjets und die Besatzung Osteueropas
Bogdan Matei, 08.05.2015, 17:56
Auslöser für den Krieg am 1. September 1939, als das Nazideutschland in Polen einmarschiert ist, war die große Hafenstadt am Baltischen Meer, Danzig, am Donnerstag, Gastgeber mehrerer europäischer Spitzenpolitiker. Zahlreiche europäische Führer versammelten sich hier, um eine Botschaft der kontinentalen Einigkeit auszusenden. Alle teilen den Standpunkt des polnischen Präsidenten Bronislaw Komorowski, der erinnerte, dass der Krieg aus Mitschuld der totalitären nazistischen und bolschewistsischen Regimes ausgebrochen ist. Er erinnerte außerdem daran, dass das Ende der Kämpfe, am 9. Mai 1945, für die Ost-Europäer nicht der Freiheit gleichte, sondern mit der Einführung des Kommunismus und dem Fall des Eisernen Vorhangs über die Hälfte des Kontinents.
Der EU-Ratsvorsitzende Donald Tusk sagte, dass Europa heute eine andere Art von Politik als jene der 30-40 Jahren vertritt und dass es nur wenige führende Politiker gebe, die sich an der Parade in Moskau beteiligen können und somit für den russischen Expansionismusausbruch in der Ukraine bürgen.
In Danzig war auch Rumäniens Präsident Klaus Johannis dabei. Für dessen Land hat der 9. Mai eine mehrfache Bedeutung. Es ist, in erster Linie der Tag der Staatsunabhängigkeit. 1877 rief Außenminister Mihail Kogălniceanu vor dem Parlament die Trennung von der Suzeränmacht der damaligen Zeit, dem Osmanischen Reich, aus. Nach rund fünf Jahrhunderten türkischer Oberherrschaft wurden die Beziehungen Bukarests mit dem Osmanischen Reich eher formell und beschränkten sich auf die Zahlung einer symbolischen Abgabe. Dennoch tolerierten die Türken die Veröffentlichung dieser Trennung nicht und versuchten sie militärisch zu bestrafen.
Auf den Kampffeldern geschützt und durch den Friedenskongress in Berlin anerkannt, wurde die Unabhängigkeit der Grundstein des modernen Rumäniens. Dieses bauten die Könige Karl der I und Ferdinand aus der deutschen Familie von Hohenzollern auf. Diese Dynastie kam auf den Tron in Bukarest am 10. Mai 1866. Diese verband ihr Schicksal auch mit dem Sieg der Vereinten Nationen gegen das Nazideutschald. Die Hystoriker meinen, dass die Entscheidung des letzten rumänischen Königs, des heute 90-Jährigen Mihai I, Rumänien im August 1944 aus der Allianz mit Hitler zurückzuziehen und wieder an die Seite der traditionellen Alliierten, der Anglo-Amerikaner zu stellen, den Zweiten Weltkrieg in Europa um mindestens sechs Monate gekürzt hat.
Der Frieden gleichte aber auch für die Rumänen mit der Einführung der langlebisgsten und blutigsten Diktatur, die sie jemals gekannt haben. Vom Kommunismus zum Terror, zur Demütigung und Armut verurteilt, können sie sich jetzt, dank der Revolution von 1989 und des EU-Beitrittes 2007,den Europatag wie einen eigenen Feiertag feiern. Dieser geht bis auf die ersten Nachkriegsjahre zurück, als man eine neue Wirtschafts- und Sicherheitspolitik benötigte. Diese sollte unter den Staaten des Kontinents mehr Vertrauen schaffen.
Damals, am 9. Mai 1950, rief der französische Außenminister Robert Schumann die ehemaligen Kriegsparteien auf, ihre Kohlen- und Stahlproduktionen, die Grundlage der Kriegsindustrie, zusammenzuschließen und somit einen ersten Gemeinschaftsmarkt zu schaffen. Aus diesem Embryo sollte dann der heutige Klub der 28, also die Europäische Union, mit einer halben Milliarde Einwohner, eine der stärksten Wirtschafts- und Politikmächte des Planeten, auf die Welt kommen.