Nobelpreis für einen Banater
Das multikulturelle Banat, die Provinz im Südwesten Rumäniens, die als Modell für interethnisches Zusammenleben angesehen wird, kann auf seine zwei Nobelpreisträger stolz sein. Der letzte ist der Chemie-Nobelpreisträger Stefan Hell.
Corina Cristea, 10.10.2014, 15:29
Hertha Müller und Stefan Hell: unterschiedliche Generationen, Berufe und wahrscheinliche komplett unterschiedliche Persönlichkeiten: die erste ist Schriftstellerin, der zweite Wissenschaftler — beide sind deutschsprachig, beide stammen aus dem rumänischen Banat und beide haben den Nobelpreis gewonnen.
Stefan Hell und und die US-Wissenschaftler Eric Betzig und William Moerner wurden für die Entwicklung der hochauflösenden Fluoreszenz-Mikroskopie ausgezeichnet. Die drei haben es geschafft das optische Mikroskop in ein Nanoskop umzuwandeln. Das erlaubt die Beobachtung von Molekularprozessen in Echtzeit. Die Nanoskopie wird zur Zeit oft eingesetzt und bietet die nötigen Instrumente im Kampf gegen Krebs und andere unheilbare Krankheiten an. In einem Interview für das rumänische Rundfunk, berichtete Stefan Hell über seine Banater Wurzeln. Mit nur 15 Jahren, im Jahr 1978, wanderte er zusammen mit der Familie nach Westdeutschland aus. Stefan Hell:
“1978 wanderte ich aus dem Banat, aus Rumänenien aus. Knapp 34 Jahre lang war ich nicht mehr da. Vor 2-3 Jahren habe uich wieder zusammen mit meiner Familie das Banat besucht. Es war eine schöne Erfahrung. Es war schön Arad und Sanktaana, wo ich aufgewachsen bin, wieder zu sehen. Die Leute könnten mich nicht verstehen, wenn sie nicht wüssten, dass ich aus Rumänien stamme.”
Der Nobelpreis kommt nach vielen Jahren im Forschungsbereich in Deutschland, zuerst an der Heildelberger-Universität, dann beim Max-Planck-Institut für Chemie und Biophysik in Göttingen, wo er zur Zeit auch Direktor ist. Die Ausbildung in Rumänien sei gut gewesen, die Lehrer auch.
Die Beziehung Hertha Müllers mit Rumänien war viel komplizierter. Eigentlich nicht mit dem Land, sondern mit den kommunistischen Behörden der Epoche, die ihr das Leben bis zur Auswanderung 1987 unerträglich gemacht haben. Hertha Müller wurde 1953 in Nitzkydorf, im Banat geboren. Als junge Schriftstellerin wollte sie mit der rumänischen Sicherheitspolizei nicht mitarbeiten. 1987 zog sie nach Westberlin. Sie hat über 20 Bücher veröffentlicht, die meisten wurden auch ins Rumänische übersetzt. Ihre Werke berichten von den Erfahrungen im Kommunismus. Die Autorin weigert sich ein Land oder eine Sprache zu wählen. Sie gibt jedoch zu eine Sensibilität für die rumänische Sprache zu haben.