Moldaurepublik: Rumänisch wird Amtssprache
Die Moldaurepublik ist seit gestern der zweite Staat, in dem Rumänisch als Amtssprache gilt. Das Urteil fällte das moldauische Verfassungsgericht am Donnerstag.
Bogdan Matei, 06.12.2013, 15:05
Wenn die Justiz Verbrechen bestraft, dann bestraft das Urteil, das der Verfassungsgerichtshof der Republik Moldau am Donnrestag gefällt hat, ein riesiges historisches, linguistisches und moralisches Verbrechen. Der Verfassungsgerichshof überprüfte zwei Anträge moldauischer Abgeordneter und beschloss anschließend, dass die offizielle Landessprache im benachbarten Land Rumäniens als Rumänisch zu bezeichnen ist.
Das Urteil beruht auf dem Text der Unabhängigkeitserklärung gegenüber der Sowjetunion, die am 27. August 1991 verabschiedet wurde. Der Text der Unabhängigkeitserklärung ist eindeutig und widerlegt den Artikel 13 der Verfassung, der die Existenz eines moldauischen Idioms erwähnt. Der Präsident des Verfassungsgerichts in Chişinău, Alexandru Tănase, erläutert:
„Das moldauische Verfassungsgericht entscheidet: Erstens verbindet sich die Unabhängigkeitserklärung mit dem Grundgesetz, im Sinne der Präambel des moldauischen Grundgesetzes. Zweitens: Im Fall einiger Unterschiede zwischen dem Text der Unabhängigkeiterklärung und dem Text der Verfassung hat der Text der Verfassung Vorrang über den Text der Unabhängigkeiterklärung. Drittens ist das besagte Urteil endgültig, kann auf keinem Weg angefochten werden, tritt mit Datum der Verabschiedung in Kraft und wird im Amtsblatt der Republik Moldau veröffentlicht.“
Nach einem Jahrhundert wird eine linguistische Tatsache offiziell anerkannt. Die Konzepte „moldawisches Volk“ und „moldawische Sprache“ wurden in der Sowjetrepublik gleich nach der russischen Revolution 1917 mit dem Ziel eingeführt, die Besetzung ostrumänischer Territorien zu rechtfertigen, die ferner 1940 von Moskau nach einem Ultimatum erneut annektiert wurden. Die Sowjet-Nostalgie und die unzensierte Rumänien-Phobie einiger linksgerichteten Abgeordneten im moldauischen Parlament haben zur Verewigung dieser Lüge auch in der 1994 verabschiedeten Verfassung geführt.
In Bukarest begrüßten die Politiker das Urteil des moldauischen Verfassungsgerichts. Präsident Traian Băsescu:
„Es ist ein Akt der Gerechtigkeit gegenüber der Unabhängigkeitserklärung der Republik Moldau, gegenüber der Geschichte des Landes und den moldauischen Bürgern, die sich als Rumänen fühlen. Dieser Akt hat äußerst tiefe Auswirkungen. Es wird zwei EU-Staaten geben, die Rumänisch als offizielle Landessprache haben. Die Republik Moldau wird sich diesbezüglich eines riesigen Vorteils erfreuen, weil sie die bereits ins Rumänische übersetzten Beitrittsunterlagen erhalten wird.“
Ministerpräsident Victor Ponta erklärte seinerseits, das Urteil des moldauischen Verfassungsgerichts ergänze die guten Nachrichten, die die moldauischen Bürger jüngst aus Vilnius bekommen haben, als die Moldaurepublik das EU-Assoziierungs- und Freihandelsabkommen unterzeichnete.