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Sibiel – wo siebenbürgische Hinterglasikonen zuhause sind

Heute laden wir Sie nach Sibiel, in Siebenbürgen ein. Im malerischen Dorf in der Nähe von Hermannstadt gibt es außer der schönen Naturumgebung eine altehrwürdige Kirche und ein interessantes Hinterglasikonen-Museum zu sehen.

Sibiel – wo siebenbürgische Hinterglasikonen zuhause sind
Sibiel – wo siebenbürgische Hinterglasikonen zuhause sind

, 24.06.2015, 18:43

Sibiel (dt. Budenbach od. Biddenbach) liegt am Ufer des gleichnamigen Flusses, 23 Km entfernt vom mittelrumänischen Sibiu, z.dt. Hermannstadt. (Der Name selbst ist eine Verkleinerungsform von Sibiu.) Sibiel ist in einem Kessel am Fu‎ße der Gebirge gelegen und schlie‎ßt sich den drei Ortschaften um Hermannstadt an, die sich als touristische Dörfer“ definieren. Das Gebiet hat viel anzubieten: Tradition, Kultur und nicht zuletzt Entspannung.



Eine der Sehenswürdigkeiten in Sibiel ist die Dreifaltigkeitskirche. Die Museologin Valerica Niţescu erzählt die Geschichte der Kirche:



Sie wurde im Jahr 1765 errichtet und 10 Jahre später vom berühmten Maler Stan Zugravul aus Răşinari, mit Hilfe seines Bruders Iacob mit Fresken bemalt. Sie waren die Söhne des Priesters Radu aus Răşinari. Die Malerei ist wegen des Kerzenrauchs und des Staubs im Laufe der Zeit schwarz geworden. Die Einwohner des Dorfs Sibiel haben sich aber eine helle Kirche gewünscht und deswegen bedeckten sie die Malerei mit Kalkschichten. Fünf Schichten Kalk haben sie draufgepinselt. Die Malerei lag rund 100 Jahre unter Staub, bis 1965, als zwei Experten im Auftrag des Priesters Zosim Oancea die Staubschicht entfernten. Das Endergebnis ist die ursprüngliche Malerei, die heute noch zu sehen ist. Der verstaubte Kalk spielte dabei eigentlich eine positive Rolle, weil er die Bilder im Laufe der Zeit bewahrt und geschützt hat. Der Stil der Malerei in der Kirche ist byzantinisch, dem Berg Athos spezifisch und auch vom rumänischen Horezu-Stil stark geprägt. Das ist die Kirche des Dorfs Sibiel, die der Heiligen Dreifaltigkeit gewidmet ist, und ihre Errichter waren Einwohner des Dorfs Sibiel. Nachdem er den Staub von den Wänden der Kirche entfernte, wandelte der Priester Oancea die Kirche in eine Sehenswürdigkeit um. Er dachte aber, dass die Kirche noch mehr anzubieten hätte. Aus Anlass des Dreikönigsfestes, als er im Dorf vom Haus zu Haus ging, sah er zahlreiche Ikonen, gewobene Stoffe und alte Möbelstücke bei den Bewohnern von Sibiel. 1969 appellierte er an alle Dorfbewohner, solche Gegenstände dem Museum zu spenden.“




Die Kirche ist im Stil der siebenbürgischen Kirchen errichtet, mit einem langen Hauptschiff und einem eckigen Turm, der erst später, im Jahr 1794, im römisch-gotischen Stil erbaut wurde. Die Ikonen, die heute in der Kirche zu sehen sind, sind auf Holz gemalt, einige wurden von einer Schäferfamilie aus Russland gebracht, im Zuge der sogennanten Transhumanz, also der Wanderbewegung der Schäfer.




Eine andere Sehenswürdigkeit in Sibiel ist das Museum mit dem Namen Priester Zosim Oancea“ oder das sogenannte Museum der Ikonen auf Glas. Hier können die Besucher Ikonen bewundern, die von Dorfbewohnern seit 1700 gemalt worden sind. Das Museum bietet eine Vielfalt an Exponaten an. Ein besonderer Platz ist den rumänischen farbenfrohen Ikonen gewidmet, die sich durch ihren einzigartigen Stil hervorheben. Unsere Gesprächspartnerin, die Museologin des Museums der Ikonen auf Glas Sibiel, Valerica Niţescu, erklärt die Besonderheiten:



Jedes Gebiet kennzeichnet sich aus Sicht der Malerei durch charakteristische Farben. Der Unterschied zwischen Ikonen auf Glas bei Katholiken und Orthodoxen liegt darin, dass die Heiligen bei Katholiken eher rund im Gesicht dargestellt werden. Bei uns sehen die Heiligen dünner aus, weil das orthodoxe Fasten viel strenger ist. Der Dorfbewohner, der Glasikonen malte, brachte auch seine nationalen Gefühle und seinen Stolz zum Ausdruck. Alle Dorfbewohner, die Ikonen malten, haben in ihren Werken auch spezifische Elemente aus der jeweiligen Region eingeflochten. Der Heilige Ioan aus der Bukowina und die Heilige Maria vom Mieresch-Tal tragen beispielsweise traditionelle Trachtkleider des jeweiligen Gebietes. Diese Ikonen wurden vor 200 Jahren mit Goldblatt gemalt. Die neusten stammen aus dem Jahr 1900 und wurden im Norden Siebenbürgens gemalt, man kann schon die lateinischen Buchstaben merken. Es gibt auch Ikonen von Nicula, wo eigentlich die ersten Glasikonen in Rumänien gemalt wurden. Es gibt auch Ikonen, die um das Jahr 1750 gemalt wurden.“




In Sibiel stehen den Gästen zahlreiche Pensionen zur Verfügung. Das Dorf bietet den Touristen die Möglichkeit, das authentische Dorfleben Rumäniens zu erleben.

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