Schäßburg: mittelalterliches Flair jeden Sommer
Heute laden wir Sie nach Schäßburg (rum. Sighişoara) ein. In Rumänien gibt es ungefähr 250 Festungen und Kirchenburgen.
Ștefan Baciu, 08.08.2018, 17:45
Schäßburg ist eine bedeutende Stadt im Kreis Mureş in Siebenbürgen, Rumänien. Sie liegt an der Großen Kokel (rum. Târnava Mare). Ihr einzigartiges historisches Zentrum wurde 1999 zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt. Schäßburg ist eine der wenigen bewohnten Burgstädten in Europa und demnach eine Attraktion für ausländische Touristen.
Ende des Monats Juli zog die Stadt Schäßburg ihr festliches Gewand an. Seit 25 Jahren wird in der siebenbürgischen Kleinstadt ein mittelalterliches Fest veranstaltet. Dadurch wird die mittelalterliche Burg innerhalb der Stadt, die 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde, gefördert. Das Thema des diesjährigen Festes lautete Mittelalterliche Legenden“. Wie jedes Jahr sollte das Leben, so wie es im Mittelalter gelebt wurde, ins Rampenlicht kommen. Junge Damen und tapfere Ritter, Handwerker und Markthändler bevölkerten für einige Tage die Stadt. Mittelalterliche Musik und Theaterstücke ergänzten das zum Leben erweckte historische Bild.
Mihai Serghei Toader ist einer der Mitbegründer des mittelalterlichen Festivals in Sighişoara. Gleichzeitig ist er der künstlerische Leiter des diesjährigen Festes. Er lieferte uns mehr Einzelheiten zur heurigen Veranstaltung:
Wir bauen das Fest auf verschiedenen Tätigkeiten und Aufführungen auf, die uns an das Mittelalter erinnern — mittelalterliche Musik und Theater, mittelalterliche Poesie, Handhabung mittelalterlicher Waffen, Ritterturniere und vieles mehr. Die Zuschauer können sich an den meisten Aktivitäten aktiv beteiligen. Wir bieten auch Werkstätte an, die den Teilnehmern den Zugang zum Mittelalter durch Kunst erleichtern.“
Viele Aufführungen finden am Hauptplatz in der Kleinstadt Sighişoara (dt. Schäßburg) statt. In unmittelbarer Nähe befindet sich das historische Rathausgebäude sowie der Stundturm, der das Geschichtsmuseum der Stadt beherbergt. Der Uhrmechanismus stammt aus dem Jahr 1906. Er wurde in der Schweiz hergestellt und zeigt immer noch die Zeit auf die Sekunde genau an. Der gleiche Mechanismus betätigt auch die Uhrfigurinen. Diese sind einmalig in Rumänien. Ein Teil dieser Figurinen stellen die Wochentage dar, andere wiederum verkörpern verschiedene Göttinnen: die Justiz, die Gerechtigkeit, den Frieden.
Von hier aus kann auch die Bergkirche leicht erreicht werden. Der Weg dahin führt über eine Holzgalerie — die sogenannte abgedeckte Treppe. Im obersten Stockwerk ist der Turm nämlich von einer offenen Holzgalerie umgeben, die auch zur Brandwache und als Ausguck auf das Umfeld der Stadt diente. An Fest- und Feiertagen lassen sich hier die Stadtmusikanten hören. Der ursprünglich als Torturm der Stadtbefestigungen konzipierte Turm verbindet die Unter- und Oberstadt miteinander. Mihai Serghei Toader erzählte uns, inwiefern das Fest zur Entwicklung des Tourismus in Sighişoara beitrug:
Schäßburg war ursprünglich nicht mehr als eine interessante Kleinstadt, die von wenigen Touristen besucht wurde. Es war eine verlassene Stadt. Ich kann mich noch an die erste Aufführung erinnern, die wir in Schäßburg hatten. Ganz wenige Leute. Es gab nur ein einziges Hotel, vermutlich auch noch eine Pension. Ein Festival zieht Menschen an, also sind Unterkunftsplätze notwendig. Schritt für Schritt wurden alte Gebäude saniert, es wurde in die Entwicklung der Stadtinfrastruktur investiert und das Stadtbild änderte sich radikal. Die Stadt hat sich stark entwickelt. Der Tourismus ebenfalls.“
Die mittelalterliche Burg Schäßburg stammt aus dem 13. Jahrhundert, aus dem Jahr 1280, um genau zu sein. Schäßburg war ein bedeutendes Handwerkszentrum — 19 Zünfte übten hier ihre Tätigkeiten aus. Sie waren auch für die Instandhaltung der Verteidigungstürme verantwortlich. Neun Türme können heute noch gesehen werden.