Landkreis Argeş – wo sich Natur und Kultur begegnen
Wir schlagen Ihnen heute einen Aufenthalt im Landkreis Argeş vor. Spektakuläre Naturlandschaften, aber auch Ruinen von historischen Bauten, die auf eine spannende Vergangenheit schließen lassen, erwarten sie vor Ort.
Ana-Maria Cononovici, 16.12.2015, 18:04
Unsere heutige Reise führt uns in den Süden Rumäniens, einer wunderschönen Gegend hierzulande. Die Großzügigkeit der Natur und die nachweisbaren Spuren der Vergangenheit — Überbleibsel aus der Geschichte — schaffen ein malerisches Milieu, das die Entwicklung des Tourismus in der Gegend ankurbelte. Kurz und bündig, heute laden wir Sie ein, einen Besuch im Kreis Argeş zu unternehmen.
Die Berglandschaft erstreckt sich über mehr als die Hälfte der Kreisoberfläche und bietet zahlreiche touristische Attraktionen: spektakuläre Klammen, Wasserfälle, Höhlen, Seen, markierte Wanderwege und viele Möglichkeiten zum Klettern oder Schifahren. Bergtourismus wird hauptsächlich in zwei Regionen betrieben — in der Umgebung von Câmpulung sowie bei Curtea de Argeş.
Marian Letcanu ist Mitglied des gemeinschaftlichen Verbandes ADI Molivişu. Wir begegneten ihm auf der Herbst-Tourismusmesse in Bukarest. Seine Empfehlung war, den Norden des Kreises Argeş zu entdecken:
Wir laden Sie herzlichst in unsere Region ein. Die Gegend ist sehr schön, die Landschaften malerisch. Geschichte und Gegenwart lassen sich hier harmonisch kombinieren. Sie können die Burg Poenari besuchen. Die Burg wurde im Auftrag des rumänischen Fürsten Vlad Ţepeş erbaut. Sehenswert ist auch der Damm Vidraru, der eine spektakuläre Aussicht bietet. Wer die Reise durch den Tal des Flusses Argeş fortsetzt, kommt im Tal namens Valea cu Pesti an. Auch die Almhütte Capra sowie der Bergsee Bâlea und die dazu gehörende Berghütte heißen Touristen willkommen. Derzeit wird 7 Km vom Damm Vidraru ein Skiort gebaut und die modernste Schipiste in Rumänien eingerichtet. 2016 soll sie von begeisterten Schifahrern in Anspruch genommen werden.“
Der Bergkamm des Fogarascher Gebirges lockt die meisten Touristen im Norden des Landkreises an. Im Süden dagegen lässt das historische Vermächtnis die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Hier befindet sich die Stadt Curtea de Argeş, die auf beiden Ufern des Flusses Argeş angelegt ist. Curtea de Argeş war in der Vergangenheit die Hauptstadt des Fürstentums Walachei. Emblematisch für die Stadt ist die Kathedrale Curtea de Argeş. 1517 ließ Fürst Neagoe Basarab das Kloster errichten. Sehenswert sind allerdings auch die zahlreichen Architektur- und Kunstdenkmäler vor Ort.
Die Stadt liegt in einer Senke zwischen Hügeln, südlich des Fogarascher Gebirges. Gemäß einer Überlieferung wurde sie um das Jahr 1290 vom Fürsten Negru Vodă gegründet. Die Stadt war ursprünglich unter dem Namen Argeş bekannt. Erst 1510, während der Herrschaft von Vlad cel Tânăr (zu dt. Vlad dem Jüngeren), wird die Ortschaft mit der derzeitigen Bezeichnung zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Vladislav I. (Vlaicu) (1364 — 1377) gründete in Curtea de Argeş die erste Münzprägeanstalt des Fürstentuns. Während seiner Herrschaft wurde auch die erste örtliche Schule geöffnet, zu der die Söhne der Stadtbewohner Zugang hatten. Die größte Attraktion in Curtea de Argeş ist dennoch die Kathedrale, unter anderem auch als Kloster von Baumeister Manole bekannt. Die Legende besagt, Manole habe seine Gattin (Ana) im Mauerwerk des Klosters eingebaut. Anscheinend ohne Grund ging alles, was die Baumeister tagsüber bauten, während der Nacht in Trümmer. Es musste ein Opfer erbracht werden, damit das Kloster steht.
Die Legende überliefert auch eine Erklärung zum Brunnen im Klosterhof: Als der Fürst zum ersten Mal das errichtete Kloster sah, fragte er die Baumeister, ob sie ein schöneres Kloster bauen könnten. Als die Meister die Frage bejahten, beschloss der Fürst, so etwas nicht zuzulassen. Demnach verfügte er, dass das Baugerüst um das Kloster entfernt wird, bevor die Baumeister die Gelegenheit hatten, herunterzukommen. Die Maurer blieben ratlos auf dem Klosterdach. Weil sie keine andere Lösung fanden, bauten sie sich Flügel aus Dachschindeln. Damit ausgerüstet sprangen sie vom Dachkloster herab und hofften, unversehrt auf den Boden zu landen. Alle kamen dabei ums Leben. An dem Ort, wo Manole gegen den Boden stieß, entsprang eine Quelle — so die Legende. Seither ist die Quelle als Brunnen von Manole bekannt.
Die Kathedrale ist sehr schön, sie wurde aus Stein errichtet und steht auf den Grundmauern eines ehemaligen Klosters. Der Bau ist repräsentativ für die Kunst im 15. Jahrhundert. Sie wurde in einem Zeitraum von rund 5 Jahren, zwischen 1507 — 1512 erbaut. Das ist eine besondere Leistung für die damalige Zeit. Die originalen Wandmalereien blieben nicht erhalten. Das Kloster wurde unter dem König Karl der I. vom französischen Architekt Lecomte du Nouy restauriert. Die Ikonostase (Bilderwand) ist ebenfalls neu und besonders wertvoll. Er ist aus vergoldeter Bronze, verziert mit Marmorteilen von Carara und Onyx sowie anderen Edel- und Halbedelsteinen.
Die Kathedrale ist auch die Grabstätte der rumänischen Königsfamilie. Folgende Mitglieder der Familie wurden hier beerdigt: Karl der I., König von Rumänien, Ferdinand der I., König von Rumänien, sowie ihre Gemahlinnen, Königin Elisabeth zu Wied und Königin Marie von Edinburgh. Die Ortschaft Curtea de Argeş stellt zugleich das Tor zur Transfogarascher Hochstraße dar.