Fürstenburg Neamţ: Auf den Spuren der mittelalterlichen Moldau
Unsere heutige Reise geht in die Moldau. Diesmal geht es aber um eine historische Angelegenheit – wir schlagen Ihnen nämlich einen Besuch der mittelalterlichen Burg Neamţ vor.
Ana-Maria Cononovici, 02.08.2017, 17:45
Unsere heutige Reise geht wieder einmal in die Moldau. Doch diesmal geht es eher um eine historische Reise — wir wollen nämlich die Burg Neamţ (rum. Cetatea Neamţului) besuchen. Die Burg wurde im Auftrag des Fürsten Petru Muşat I. in unmittelbarer Nähe zur Stadt Târgu Neamţ errichtet. Im Zeitraum 2007–2008 wurde sie im umfangreichen Ausmaß saniert. Ab 2009 dürfen Touristen wieder hinein schauen. Der Zugang zur Burg erfolgt über eine Pfeilerbrücke, die auf den Ruinen der alten Brücke errichtet wurde. Die Besucher können derzeit über den nordöstlichen Eingang die Burg betreten. Dieser Eingang wurde im Auftrag des Fürsten Stefan der Große gebaut. Ioan Butnariu ist der Kurator der Burg Neamţ. Er lieferte uns mehr Einzelheiten zur Geschichte der Festung:
Die Burg wurde in Form eines Vierecks mit vier ungleichen Seiten errichtet. An jeder Ecke des Vierecks stand einst je ein Verteidigungsturm. Heute sind nur noch Ruinen zu sehen, doch mit ein bisschen Fantasie können Sie sich vorstellen, wie die Burg in der Vergangenheit aussah. Stefan der Große ließ einen über elf gemauerte Pfeiler führenden Brückenzugang errichten. Vermutlich waren die elf Pfeiler durch Steinarkaden untereinander verbunden. Der höchste Pfeiler war 40 m hoch.“
Im Mittelalter erfolgte der Zugang in die Burg über ein Arkadentor. Ebenfalls am Eingang war eine Falle angebracht — die sogenannte Mäusefalle“. Sie war ein Hindernis im Wege potentieller Angreifer. Im Laufe der Zeit gab es mehrere Versuche, die Burg in Brand zu setzen, doch die 3 m dicken Mauern schützten die Burg vor der Vernichtung. Sie blieb stehen und konnte weiterhin als Fluchtstätte und Widerstandsnest verwendet werden. An manchen Stellen können heute noch die Spuren der damaligen Brände erkannt werden. Ioan Butnariu, der Kurator der Burg, erzählte uns, warum die Burg einen Besuch wert sei:
21 Räume können derzeit besucht werden. In den Räumen können auch verschiedene Exponate besichtigt werden. Manche sind Originalteile, andere Replikate. Wir haben uns bemüht, so viel wie möglich nachzubauen. Die Burg Neamţ ist immer noch eine Ruine, doch kann man nun die Umrisse einer Kuppel oder eines Raums erkennen. Es wurden nämlich mehrere Mauern nachgebaut. Im Saal des Großen Rates sind mehrere Holzelemente zu sehen, allerdings stammt das Holz nicht aus dem Mittelalter. In den Schaufenstern können Speer- und Pfeilspitzen, verschiedene Keramikteile, Replikate alter Kirchenbücher bewundert werden. An den Wänden hängen Schilder mit Erläuterungen zur Geschichte der Burg sowie zur Entwicklung der Moldau im Mittelalter. Die Besucher können Replikate von Waffen sehen, mit denen Stefan der Große kämpfte. Sein Originalschwert ist im Geschichtsmuseum in Istanbul ausgestellt, er wurde nämlich als Kriegsbeute nach einer Schlacht mitgenommen. In einem weiteren Schaufenster ist eine mittelalterliche Ritterrüstung ausgestellt. Allerdings gehörte sie einem polnischen Ritter. Die rumänischen Krieger trugen ungerne derartige Panzerungen, denn sie waren sehr schwer, sie wogen um die 40 Kg.“
Außerdem kann eine fürstliche Schlafkammer, eigentlich eine Geheimstube, besichtigt werden. Dazu hatten nur die höher gestellten Adligen Zugang, um sich mit dem Fürsten zu beraten. Wachsfiguren warten hier immer noch auf den moldauischen Fürsten. Die Küche steht bereit, als ob ein königliches Fest zuzubereiten wäre. Die volle Vorratskammer und der Kerker für Gefangene ergänzen die Reise zurück in die glorreichen Zeiten der Burg Neamţ.
Die Burg kann im Winter zwischen 9 und 17 Uhr und im Sommer zwischen 9 und 18 Uhr besichtigt werden. Bei großer Nachfrage bleibt die Burg während der Hauptsaison gelegentlich bis 20 Uhr offen. Erwachsene müssen 5 Lei (umgerechnet ca.1,10 Euro) für den Eintritt bezahlen. Studenten und Kinder besuchen die Burg zum ermäßigten Preis.