Ein Sommer in Sinaia – Musik vor historischer Kulisse
123 Kilometer nördlich von Bukarest gelegen ist Sinaia kein verschlafener Ort, wo Touristen nur zufälligerweise Halt auf dem Weg ins Gebirge machen.
Ana-Maria Cononovici, 22.07.2015, 17:38
Die Stadt hat nicht nur von der Natur her, sondern auch kulturell sehr viel zu bieten, was mit ihrer Entstehungsgeschichte zu tun hat: Im späten 17. Jahrhundert war der Adelige Mihai Cantacuzino so beeindruckt von seiner Pilgerreise nach Jerusalem, dass er bei der Rückkehr in die heimische Walachei ein Kloster im Gedenken an die Mutter Gottes bauen ließ. Die „Kathedrale in den Karpaten“, wie das Kloster auch genannt wurde, trug den Namen des Heiligen Bergs Sinai. Seit 1695 wacht das Kloster Sinaia über das Tal des Flusses Prahova, am Fuße des Bergs Furnica in den Südkarpaten. Um das Kloster entwickelte sich mit der Zeit eine richtige Stadt, die den Namen übernahm — das ist die Namensgeschichte von Sinaia.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die königliche Familie auf die Gegend aufmerksam und baute hier zwei Schlösser, die zum Wahrzeichen der Stadt wurden. 1875 wurde der Grundstein für das Peleş-Schloss gelegt. Die 170 Zimmer dieses ersten an die Stromversorgung angeschlossenen europäischen Schlosses stehen heute den Besuchern offen, die hier Gemäldesammlungen, Waffenkammern und seltene Bücher sehen können. Neben dem Peleş-Schloss liegt das kleinere, aber genauso ansehnliche Pelişor-Schloss. Das Pelişor hätte eher dem Stil eines Alpenchalets gleichen sollen, aber ist von der Größe her, mit seinen 70 Zimmern, mit seinen schönen Ziegeltürmen im Stil der deutschen Renaissance ein echtes Schloss geworden, das als Sommerresidenz diente. Zusammen verleihen die beiden Schlösser dem Peleş-Tal ein ganz besonderes Image.
Aber Sinaia hat auch dem an der Moderne interessierten Touristen etwas zu bieten. Von Vlad Oprea, Bürgermeister von Sinaia, hat RRI erfahren, was in diesem Sommer ansteht: Sinaia ist absolut magisch und wundervoll anzusehen, weil sehr viel saniert wurde. Und vor dieser Kulisse haben wir ganz viele Ereignisse geplant – bis Ende Juli laufen die Sommerkonzerte der Europa Fest Summer Edition. Das ist ein neues Festival mit Jazz-, Blues- und Popkonzerten, die beim Peleş-Schloss, im Stadtpark, in der katholischen Kirche und im Kulturzentrum stattfinden. Im Rahmen der Europa Fest Summer Edition findet auch die IV. Auflage der Summer Music Academy Sinaia statt, ein internationaler Workshop für Instrumentisten, wo auch viele Künstler und Professoren aus dem Ausland unterrichten. Zum ersten Mal finden Konzerte auch im Stadtpark statt, wozu wir Jazzfreunde einladen“, sagt Bürgermeister Vlad Oprea.
Mit Titeln wie Summer Concert at Castle, Jazz in the Park, Before Sunset, Classic in the Church, Summer Magic Dream wollen die Veranstalter das Publikum überzeugen, die Hektik der Großstädte hinter sich zu lassen und sich vor dem historischen Hintergrund von der Musik verwöhnen lassen: Ein solcher Musikabend im Peleş-Schloss ist echt umwerfend — es ist ja nicht nur die Akustik, die beeindruckt, sondern auch der prachtvolle Saal. Überhaupt organisieren wir dort viele Konzerte. Die Zahl der Besucher ist offensichtlich begrenzt, aber es ist schon eine ganz besondere Erfahrung, der Musik in einem Saal zuzuhören, wo schon George Enescu aufgetreten ist.“
Wie Vlad Oprea weiter ausführt, ist anscheinend die gesamte Musikwelt zu Gast in Sinaia: Künstler aus Großbritannien, den SUA, Frankreich, Deutschland, Irland, Belgien, Russland, Mazedonien, Slowenien oder Spanien, aber auch aus Südafrika, Neuseeland und Japan sollen in Sinaia auftreten und Konzerte geben. Und mit Sonaten, Sonatinen, Tangos oder Jazzrhythmen ist die Musikauswahl für einen schönen Abend genauso breit.