Der „Brautmarkt“ am Găina-Berg im Westgebirge
Jedes Jahr findet Ende Juli im Bergmassiv Găina im Apuseni-Gebirge das sogenannte Brautfest statt. Ein uralter Brauch, der es den jungen Leuten aus entfernten Regionen ermöglichte, zusammenzukommen und zu heiraten.
Daniel Onea, 26.07.2017, 18:04
Das warme Wetter treibt uns in die Berge. Wir reisen heute in den Landkreis Alba. Hier befindet sich der 1486 m hohe Bergmassiv Găina. Er ist Teil der Apuseni-Gebirge im Westen Rumäniens. Das Wetter ist derzeit ideal für Wanderungen. Und zum Radeln. Die Touristen, die gerne mal ein bisschen Bewegung treiben möchten, können eine Wanderung zwischen der Ortschaft Avram Iancu und dem Berg Muntele Găina unternehmen. Sie müssen nur der blauen Markierung folgen. Die Wanderung dauert rund drei Stunden. Startpunkt ist das Zentrum der Gemeinde Avram Iancu. Von dort geht der Weg durch einen Tannen- und Buchenwald. Nach der Wanderung durch den Wald erreicht man eine Lichtung. Der richtige Ort für eine wohl verdiente Pause. Von hier aus beginnt ein Aufstieg von rund einer halben Stunde. Nach einer halben Stunde erreicht man ein weites Bergplateau. Hier findet alljährlich eine traditionelle Veranstaltung statt: târgul de fete“ (dt. Brautfest, wörtlich eigentlich Brautmarkt“).
Um an der Veranstaltug teilzunehmen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Touristen steigen bis zum Bergplateau schon am Samstag Nachmittag. Sie können hier oben in weißen Zelten und Hütten übernachten. Hunderte Lagerfeuer ziehen die Touristen unwiderstehlich an. Die zweite Möglickeit wäre, im Dorf Avram Iancu bis gegen 1 Uhr in der Nacht zu bleiben. Dann beginnen mehrere Gruppen mit Fakeln den Wanderweg hochzusteigen. Es wird so früh aufgebrochen, damit die Wanderer den Sonnenaufgang am Bergplateau erleben. Es ist eine wunderschöne Aufführung der Natur, die Sonne geht auf und erscheint hinter den felsigen Bergspitzen — ein unvergessliches Bild. Zur gleichen Zeit ertönen die Alpenhörne, ein Zeichen für den Beginn des Festes.
Lucian Docea ist der Leiter der Touristeninformation im Landkreis Alba. Der Landkreis sei jederzeit einen Besuch wert, so Lucian Docea:
Jedes Jahr findet Ende Juli das Fest »Târgul de fete« (dt. Brautfest) im Bergmassiv Găina statt. Das Programm umfasste auch dieses Jahr Ausstellungen volkstümlicher Kunsthandwerker. Am 23. Juli gab es am Bergmassiv Găina eine Folklore-Aufführung. Küntlser aus vier benachbarten Landkreisen beteiligten sich daran.“
Das Fest Târgul de fete“ (dt. Brautmarkt oder Brautfest) ist eine uralte ethnisch-kulturelle Veranstaltung. Sie wurde erstmals 1816 urkundlich erwähnt. Historische Urkunden erzählen, am Fuße des Bergmassivs Găina kamen die Bewohner in der Region zusammen, um verschiedene Waren auzutauschen. Der Markt ermöglichte die Verehelichung von Jugendlichen aus verschiedenen entfernten Regionen. Die Einheimischen erzählen, die jungen Damen brachten ihre Mitggift mit, auf Pferden. Die Trauzeremonie fand vor Ort statt. Danach folgte die Hochzeitsfeier. Es wurde gesungen und getanzt. Auch das diesjährige Veranstaltungsprogramm war sehr vielfältig, mit Kunstausstellungen, Werkstätte für Kinder und Erwachsene, Musik und Tanz sowie atemberaubenden Feuerwerken abends.