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Von Teheran nach Bukarest: „Zu Hause, doch nicht ganz heimisch – in beiden Welten“

Die junge Architektin Nazanin Kaveh ist gebürtige Iranerin und lebt seit 25 Jahren in Bukarest.

Von Teheran nach Bukarest: „Zu Hause, doch nicht ganz heimisch – in beiden Welten“
Von Teheran nach Bukarest: „Zu Hause, doch nicht ganz heimisch – in beiden Welten“

, 24.10.2023, 18:00


RadioRomaniaInternational · Von Teheran nach Bukarest: Zu Hause, doch nicht ganz heimisch – in beiden Welten“


Nazanin Kaveh ist Projekt-Architektin, Designerin und Dekorateurin. Sie ist Absolventin der Ion-Mincu-Universität für Architektur und Städtebau in Bukarest und hat eine doppelte Staatsbürgerschaft — sie ist iranischer Herkunft und wurde in Teheran geboren, besitzt aber auch die rumänische Staatsbürgerschaft. Wie hat der rumänische Teil der Lebensgeschichte von Nazanin Kaveh begonnen?



Ich kam 1998 nach Rumänien, mein Vater arbeitete hier, und die anderen Mitglieder unserer Familie — ich, meine Mutter und mein neugeborener Bruder — lebten im Iran. Nach fast zwei Jahren beschlossen wir, hierherzukommen, um unsere Familie wieder zusammenzuführen. Meine Mutter, die Lehrerin ist, wollte wieder arbeiten, und zu dieser Zeit gab es eine iranische Schule in Bukarest. Ich ging acht Jahre lang auf die iranische Schule in Bukarest.



Als wir hierher kamen, war es für uns eine andere Welt als jene, die wir im Iran erlebt hatten. Meine Mutter sagte fast jedes Jahr, wir würden bald in den Iran zurückkehren, und selbst nach 25 Jahren sind wir nie wirklich in die alte Heimat zurückgezogen. Meine Mutter bekam damals eine Stelle an der iranischen Schule in Bukarest, die leider vor fast vier Jahren geschlossen wurde. Mein Bruder und ich gingen auf die iranische Schule mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass wir irgendwann zurückkehren würden, aber nach acht Klassen und fast 10 Jahren in Rumänien beschlossen wir, die Schule zu wechseln, ich kam vom Gymnasium, mein Bruder von der Grundschule. Am Anfang war es sehr schwer mit der rumänischen Sprache und der Anpassung an die neue Umgebung, doch nach ein paar Jahren haben wir es geschafft, die Zurückhaltung und Angst zu überwinden.“



Doch wie fühlt sich Nazanin heute — nach 25 Jahren in Rumänien?



Ich war fünf Jahre alt, als wir nach Rumänien zogen, und letzte Woche bin ich 30 geworden. Was ich empfinde, und vielleicht auch andere Menschen in meinem Alter empfinden, die diesen Umzug durchgemacht haben, ist, dass ich nicht richtig wei‎ß, wo mein Zuhause ist. Wir fühlen uns weder hier ganz heimisch, noch sind wir im Iran wirklich zu Hause. Wir haben hier zwar eine Familie und ein Zuhause, hier sind wir aufgewachsen und zur Schule gegangen, wir haben Freunde, aber irgendetwas fehlt. Etwa alle drei oder vier Jahre reisen wir in den Iran. Dort finde ich meine ersten Kindheitserinnerungen wieder, dort habe ich noch Familienangehörige, es gibt also einen Teil von mir, den ich in Rumänien nicht finde. Im Iran gibt es andere Gepflogenheiten und einen anderen Lebensstil.“



Dennoch hat die junge Iranerin etwas aus dem Leben im Iran beibehalten und ihre Familie pflegt Kontakte auch zu anderen Iranern, die in Rumänien leben.



Ja, wir haben Kontakt zu einer Gruppe iranischer Freunde, und wir, unsere Familie, wir pflegen einfach unsere Traditionen und halten an unseren Feiertagen fest. Wir haben zum Beispiel nie einen Weihnachtsbaum geschmückt oder Ostern in der Familie gefeiert, dafür aber das iranische Neujahrsfest und andere Traditionen, die wir jedes Jahr begehen. Ich habe auch sehr gute rumänische Freunde, wie ich iranische Freunde habe. Ich komme mit jedem anders zurecht. Die Sprache, die wir sprechen, und die Gefühle, die wir füreinander haben, sind von Person zu Person unterschiedlich. Ich meine, wie man sich ausdrückt oder wie die Person einen versteht, egal wie gut man die Sprache beherrscht, ist unterschiedlich.“



Wenn Sie ihre Geburtsstadt Teheran besucht, fühlt sich Nazanin Kaveh auch nicht ganz heimisch.



In den Iran fahren wir, um Urlaub zu machen. Ich kann nicht sagen, dass ich den Alltag dort kenne, um zu wissen, ob mir in Bukarest etwas fehlen würde. Doch all die Alltagsfreude und das Ausgehen mit der Familie, mit Freunden in Bukarest — das vermisse ich wiederum in Teheran. Die Landschaft, der Frieden, den wir hier haben, die Sicherheit, die Wertschätzung — das sind die wichtigsten Dinge, die ich in Rumänien habe.“

Foto: Piers Posner / eigenes Archiv
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