Theaterstudentin aus Spanien: „Das Theater kann Mentalitäten ändern“
Patricia Caso Laviana ist Erasmus-Studentin an der Nationalen Hochschule für Theater und Film I.L. Caragiale“ in Bukarest. Patricia hat sich in Bukarest schnell eingelebt.
Carmen Pelin, 08.04.2019, 18:00
Patricia Caso Laviana kommt aus Spanien. In ihrem Heimatland studiert sie seit drei Jahren Theaterwissenschaft an der Escuela Superior de Arte Dramático (ESAD) in Asturien. Zwischen Februar und Juni studiert Patricia mit einem Erasmus-Programm an der Nationalen Hochschule für Theater und Film I.L. Caragiale“ in Bukarest. Wie sie sich für das Programm und für Bukarest entschied, erläutert Patricia in den folgenden Minuten:
Eine Erasmus-Erfahrung wollte ich als Studentin nicht verpassen, ich hatte die Wahl zwischen Portugal, Canterbury in Großbritannien und Rumänien. Ich wählte Rumänien aus, weil ich mir sicher war, dass mir dieses Land eine neue und einmalige Erfahrung bieten wird. Rumänien liegt zudem geographisch in der Nähe von drei Staaten, die ich besuchen möchte. In meinem Bekanntenkreis hatten mir viele davon abgeraten, mich für Rumänien zu entscheiden, aber ich habe meinen eigenen Gefühlen vertraut und ich fühle mich wirklich wohl hier. Einige Spanier sind der Ansicht, dass Rumänien nur von Roma bewohnt wird, aber das stimmt nicht. Die Berichterstattung über Rumänien in den spanischen Medien ist leider meist negativ, ich teile aber eine andere Meinung, denn ich habe dieses Volk kennengelernt. Die Rumänen sind nett, anständig und in mancher Hinsicht viel offener als die Spanier, so zum Beispiel gegenüber Ausländern.“
Patricia Caso Laviana hat das Land noch nicht bereist, außer Bukarest, hat sie aber auch die Studentenstadt Cluj (Klausenburg) und das südrumänische Târgoviște besucht. Über das Studentenleben in Bukarest sagte unsere Gesprächspartnerin:
Ich glaube, dass hier, an der Fakultät, wo ich studiere, die Schule ernst genommen wird. In Spanien zeigen die Studenten hingegen weniger Interesse am Studium. Hier genießt man als Student mehr Wahlfreiheit, man kann über seine eigene Laufbahn schon als Student entscheiden. In Spanien gibt es an der Uni nicht so viel Flexibilität.“
Doch wie hat sich Patricia für Theater- und Filmkunst entschieden?
Mit zehn Jahren bin ich schon auf der Bühne aufgetreten, es handelte sich natürlich um eine Theateraufführung in der Schule. Bei der ersten Probe hat mir meine Lehrerin gesagt, ich sollte Darstellerin werden. Das konnte ich im Laufe der Zeit nicht vergessen und mit 17 Jahren, nachdem ich Naturwissenschaft studiert hatte, habe ich mich an ihre Worte erinnert und sagte mir, warum doch nicht Theaterkunst studieren?“
Nach Studienabschluss möchte Patricia Caso Laviana Projekte im Bereich soziales Theater entwickeln:
Ich möchte diese Art von Theater dem spanischen Publikum näher bringen, ich möchte in meinem eigenen Raum Theateraufführungen auf die Bühne bringen, die eine erzieherische und soziale Rolle haben. Es handelt sich um ein Theater, das die Menschen, die Gesellschaft zum Guten ändern kann. Jetzt weiß ich noch nicht, wie ich diese Idee umsetzen soll, ich möchte so ein Projekt zusammen mit zwei Freunden in meiner Heimatstadt im Norden Spaniens, Gijon, starten, und das Projekt im Anschluss auch nach Deutschland bringen. Mit diesem Projekt möchte ich die Mentalität der Spanier ändern. Heutzutage gibt es offene Menschen, aber natürlich auch andere, die eine eher konservative Denkweise haben. Die letzteren sind nicht offen dem gegenüber, was neu und anders ist, aber die Andersartigkeit definiert die heutige Gesellschaft und wir sollten sie akzeptieren. Es gibt viele Spanier, die die Fremden nicht akzeptieren möchten, nur weil sie anders sind. Viele gehen ins Theater nur, weil sie sich einfach ein Theaterstück anschauen möchten, nicht weil sie etwas lernen möchten, ich möchte mich für ein Theater engagieren, das Mentalitäten ändern kann.“