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Syrisch-rumänische Medizinstudentin Aischa Nassar: „Rumänien ist meine Heimat“

Heute laden wir Sie ein, Aischa Nassar kennenzulernen. Ihr Vater kommt aus Syrien, ihre Mutter ist Rumänin, Aischa wurde in Iaşi geboren, wuchs in Syrien auf und zurzeit studiert sie Medizin an der Universität in Iaşi.

Syrisch-rumänische Medizinstudentin Aischa Nassar: „Rumänien ist meine Heimat“
Syrisch-rumänische Medizinstudentin Aischa Nassar: „Rumänien ist meine Heimat“

, 13.08.2019, 18:00

Auf Arabisch bedeutet Aischa »Die Lebendige, die Lebenslustige«. Dieser Name hat meiner Mutter sehr gefallen, und deshalb nannte sie mich Aischa. Meine Mutter ist Rumänin, mein Vater kommt aus Syrien, er ist Kinderarzt. Meine Eltern lernten sich während des Studiums an der Universität für Medizin und Pharmazie in Iaşi kennen, ein Freund meines Vaters hat sie miteinander bekanntgemacht. Sie mochten sich, sie verliebten sich, sie heirateten.“




Die ersten 4 Jahre ihres Lebens verbrachte Aischa Nassar in Iaşi, die nächsten 10 in Syrien. 2011, nach dem Kriegsausbruch in der Stadt Daara, wo die Familie lebte, zogen Aischa, ihre Mutter und ihre Geschwister für weitere 4 Jahre nach Saudi-Arabien, wo der Vater bereits arbeitete.



Die Situation in Syrien war schon damals ziemlich angespannt, wir blieben einen Monat ohne Strom, ohne Gas, ohne Telefon, ohne Essen, wir waren praktisch von der syrischen Armee umzingelt, weil wir an Demonstrationen teilgenommen hatten. Wir wollten eine Änderung in Syrien, wir wollten mehr Freiheit. Dann haben wir Daara verlassen, und drei Tage nach unserer Abreise sind Panzer in die Stadt eingefahren, es war furchtbar. So sind wir, meine Eltern und meine Geschwister, nur knapp einer Katastrophe entgangen. Aber mehrere Onkel und Cousins leben noch immer dort, nicht alle, aber die meisten von ihnen.“




2014 nahm Aischa Nassar ein Medizinstudium in Rumänien auf, an der Universität für Medizin und Pharmazie in Iaşi. Warum möchte sie Ärztin werden?



Bereits in der Schule hat mir Biologie sehr gut gefallen. Und ich fand es ganz toll, dass mein Vater Arzt war und den Menschen helfen konnte. Genau das möchte ich auch: den Menschen helfen.“




Im ersten Jahr ihres Studiums in Iaşi hatte es Aischa Nassar nicht leicht:



Ich sprach nicht so gut Rumänisch, ich meine damit die akademische Sprache. Das Rumänisch, das ich in der Familie sprach, war für die Uni nicht gut genug. Ich war schon Muttersprachlerin, aber ich sprach nur die Umgangssprache. Die akademische Sprache konnte ich nicht, also hatte ich es anfangs ziemlich schwierig. Meine Studienkollegen waren aber sehr nett, sehr freundlich, sie halfen mir immer, wenn ich etwas nicht verstand und Erklärungen brauchte. Au‎ßerdem habe ich auch eine sehr gute Freundin, eigentlich zwei sehr gute Freundinnen, eine Rumänin und eine Griechin, Ioana und Bianca. Ich bin sehr froh, dass ich sie habe, ich glaube, wir werden unser Leben lang beste Freundinnen bleiben.“




Während ihres Studiums in Rumänien, genauer gesagt in Juli 2019, beteiligte sich Aischa Nassar auch an einem Erasmus-Pkus-Projekt in der türkischen Stadt Samsun:



Es war eine sehr interessante Erfahrung, ich lernte neue Leute und andere Kulturen kennen. Bei dem Projekt ging es um Gewalt gegen Frauen. Ich beteiligte mich an verschiedenen Aktivitäten, ich ging in ein Sozialzentrum, wo benachteiligte Menschen hinkommen, die alle mögliche Probleme haben, vor allem wegen Gewalt gegen Frauen und Kinder.“




Aischa Nassar ist viel durch Rumänien gereist: Sie war in Braşov, in Bistriţa, in Orşova, im Kreis Suceava, wo sie die Klöster Putna und Suceviţa besuchte. Sie machte auch Auslandsreisen, nach Italien, nach Deutschland und in die Schweiz. Wo hat es ihr am besten gefallen?



Hier in Rumänien fühle ich mich am wohlsten. Ich habe auch schöne Erinnerungen an Syrien, mit meinen Freundinnen aus der Schule, mit meiner Familie, mit meinem Haus, in dem ich meine Kindheit verbrachte, aber ich mag es viel besser in Rumänien. Mir gefallen die rumänische Gesellschaft und das Wetter in Rumänien, ich mag Rumänien ganz und gar, einfach so, wie es ist. Ich fühle mich sehr wohl hier, Rumänien ist meine Heimat.“




Neben Arabisch und Rumänisch spricht Aischa Nassar auch Englisch und Deutsch. Abgesehen von den Reisen, die ihrer Meinung nach den geistigen Horizont öffnen, liest Aischa Nassar sehr viel:



Haruki Murakami las ich ziemlich gern, ich habe bisher zwei seiner Bücher gelesen, aber ich will sein ganzes Werk lesen. Ich habe auch »Schuld und Sühne« von Dostojewski gelesen, dieses Buch hat mir sehr gut gefallen. Bis letztes Jahr las ich auf Arabisch, aber jetzt habe ich angefangen, auch auf Rumänisch zu lesen, um meinen Wortschatz zu erweitern.“




Aischa Nassar studiert zur Zeit Allgemeinmedizin im 5. Jahr an der Universität für Medizin und Pharmazie in Iaşi. Sie überlegt noch, ob sie Fachärztin für Kardiologie oder für Ophthalmologie wird. Auf jeden Fall möchte sie ihre Spezialisierung in Deutschland machen. Ihre ältere Schwester lebt und arbeitet in Rostock, sie ist derzeit Doktorandin im Fach Informatik. Was wünscht sich Aischa für die Zukunft?



Zuerst muss ich mich für ein Fachgebiet der Medizin entscheiden. Dann möchte ich meine Spezialisierung in Deutschland machen, eine Arbeitsstelle finden und später heiraten und Kinder bekommen.“




Aischa Nassar ist sehr freundlich und kommunikativ. Bei den Menschen schätzt sie vor allem die Ehrlichkeit und die Aufrichtigkeit. Und sie ist ihren Eltern besonders dankbar:



Mein Vater hat uns Kindern sehr viel Gutes beigebracht. Vor allem die Ehrlichkeit und das Vertrauen. Er vertraut uns, er ist sehr sensibel, und das mag ich bei ihm sehr. Meine Mutter hat mir auch sehr viel beigebracht, ich schulde ihr alles, was ich jetzt bin, all mein Wissen, die Tatsache, dass ich in Rumänien lebe, dass ich die rumänische Sprache ganz gut spreche, die Tatsache, dass ich unabhängig bin und überall zurechtkomme. Das hat sie uns allen beigebracht, meiner älteren Schwester, meinen zwei jüngeren Brüdern und mir. Meine Schwester Maryam ist Informatikerin und lebt in Rostock, meine Brüder Mahmud und Yahya studieren auch Informatik, an der Uni und am Gymnasium in Iaşi. Mama hat uns beigebracht, Selbstvertrauen zu haben, optimistisch zu bleiben, niemals aufzugeben. Sie hat uns immer wieder gesagt, dass wir alles erreichen können, was wir uns vorgenommen haben. Ja, unsere Eltern haben uns viel Gutes beigebracht.“

Foto: Piers Posner / eigenes Archiv
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