Studienberater Simon Parker: Nicht alles ist Friede, Freude, Eierkuchen
In Großbritannien leben viele Rumänen, doch auch umgekehrt halten viele Briten Rumänien für einen neuen Start interessant.
Christine Leșcu, 14.03.2017, 12:56
Seit Jahren hilft Simon Parker rumänischen Schülern nicht nur beim Erlernen der englischen Sprache, sondern auch mit der Vorbereitung der Bewerbungsunterlagen für die Aufnahme an Prestigeuniversitäten in Großbritannien. Er hilft ihnen dabei, die passende Eigenbeschreibung, ihre Stimme und ihre Alleinstellungsmerkmale zu finden, um sich in dem Absichtsschreiben im besten Licht zu präsentieren. Doch zum ersten Mal in Rumänien war Simon Parker schon 2000 und 2001. Es gefiel ihm so sehr, dass er als Lehrer ans zweisprachige Gymnasium George Coşbuc“ in Bukarest kam. Der Rest sei Geschichte und Rumänien sein neues Zuhause: Ich sehe mich weniger als Expat, eher als Einwanderer, der hier ein Zuhause aufbauen will.“
Simon Parker kennt Rumänien mittlerweile schon sehr gut und versteht die Hintergründe seiner Wahlheimat — er betrachtet die Realität nicht mit vereinfachenden Augen: Einem Ausländer gefällt in erster Linie die Welt am Land, die unglaublich schön ist, besonders aufgrund der Landschaft und der Berge. Und auch die Volkstraditionen sind wunderbar. Aber ich stelle mir durchaus vor, dass das Leben für die Menschen am Dorf sehr schwer ist. Trotzdem ist es schön, besonders wenn ich an Traditionen denke, die anderswo in Europa verschwunden sind. Hier fließen sie gewissermaßen in das Leben ein. Ich mag aber auch Bukarest; die Hauptstadt hat sich während meiner Zeit hier in einen kulturell sehr lebendigen Ort verwandelt, der überdies höchstgradig lebenswert ist. Die Rumänen sind ein extrem kultiviertes Volk, das seine eigene Geschichte, Literatur und Kunst sehr gut versteht. Diese Stadt bietet sehr viel und ich liebe es, hier zu sein“, sagt Simon Parker.
Ihm gefällt es aber auch, auf Wanderwegen im Gebirge unterwegs zu sein. Wir fragten ihn, ob er da Vorlieben hat: Das ändert sich von Jahr zu Jahr. Ich weiß nicht genau… Ich war oft im Bucegi-Gebirge. Das Ciucaş mag ich auch, weil es nahe an Bukarest und Braşov und leicht erreichbar ist. Im Bucegi mag ich eher die ruhigen Gebiete, die man leicht erforschen kann. Letztes Jahr war ich im Retezat-Gebirge. Es war einfach wunderschön, so ganz anders als überall, wo ich im Gebirge war.“
Doch nicht alles ist Friede, Freude, Eierkuchen in Rumänien, gesteht Simon Parker: Ich würde sagen, dass Rumänien sich an einem schwierigen Punkt seiner Geschichte befindet und wie jedes Land entscheiden muss, was es zu verändern gilt. Rumänien braucht nun Weisheit, um zu entscheiden, was von der eigenen Kultur bleiben müsste und was aus der westeuropäischen Kultur abgelehnt werden sollte. Es gilt jetzt, schwere Entscheidungen zu treffen — was muss der Gesellschaft, der staatlichen Kultur und Politik hinzugefügt werden, ohne dass der Kern, das Wesentliche zerstört wird“, denkt Simon Parker.
Abseits solcher Überlegungen geht das Leben natürlich weiter — und Parker hat in seiner Arbeit als Lehrer und Studienberater viel Erfolg. Nicht weniger als sechs seiner Schüler wurde letztes Jahr an der Universität Oxford angenommen, ein Rekord. An den Universitäten Bath und Warwick und an der London School of Economics sind ehemalige Schüler Parkers schon lange keine Besonderheit mehr.