Sprachbegabte Slowakin wählt Rumänien als zweite Heimat
Jana Marková lebt seit vier Jahren in Rumänien, für sie ist Rumänien ihr zweites Zuhause, sie liebt die offene Natur und die Warmherzigkeit der Menschen, glaubt jedoch, dass die rumänische Gesellschaft mehr gegenseitigen Respekt braucht.
Hildegard Ignătescu, 29.10.2019, 18:00
Jana Marková kommt aus der Slowakei, wo sie Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Universität in Bratislava absolviert hat. Im Danach schloss sie ein Masterstudium in geisteswissenschaftlichen Fächern an der Karls-Universität in Prag ab. Ihr Hauptfach waren die rumänische und die serbische Sprache. Vor einigen Jahren zog sie nach Rumänien, und diese Entscheidung änderte ihr Leben:
Alles begann eigentlich, als ich mich in die rumänische Sprache verliebte, nachdem ich einen Rumänisch-Sommerkurs in Iaşi besucht hatte. Das Land lernte ich vor vier Jahren kennen. Dann machte ich ein Praktikum an der Botschaft der Slowakei in Chişinău. Ich lernte Rumänisch innerhalb von vier Monaten, im Anschluss entschied ich mich für ein Erasmus-Stipendium in Rumänien und blieb hier.“
Jana ist sprachbegabt, außer Rumänisch spricht sie auch Serbisch, Deutsch, Spanisch, Englisch, Tschechisch und studiert jetzt Türkisch an der Fakultät für Fremdsprachen und Literatur der Universität Bukarest. Wie ist die Leidenschaft für die rumänische Kultur zu erklären?
Diese Leidenschaft verdanke ich eigentlich einer Konferenz, an der ich in Montenegro teilnahm. Dort habe ich einen rumänischen Anwalt kennengelernt, der mir sagte: In internationalen Beziehungen soll man auch weniger wichtige Sprachen kennen, nicht nur Weltsprachen wie Englisch, Deutsch, Spanisch. Weil ich Spanisch schon gelernt hatte, sagte er, dass ich Rumänisch auch schnell lernen könnte. Schon als Kind zeigte ich sowieso ein großes Interesse für die Balkanländer. Rumänien ist für mich das schönste Land, weil es so viel zu bieten hat. Ich komme aus einem kleinen, aber ebenfalls schönen Land und ich kann sagen, dass es total anders ist, in einem größeren Land zu leben. Die Slowakei hat 5,5 Millionen Einwohner, Bukarest alleine hat rund 3 Millionen Menschen. Meiner Meinung nach hat Rumänien alles: Meer, Gebirge, das Donaudelta, ich kenne kein schöneres Land und ich war überall in Europa.“
Jana arbeitet in einer Firma in Bukarest, wo sie viele Freunde hat. Sie hatte auch ihre Eltern auf Besuch, und sie stellten fest, dass Jana sich in Bukarest schnell eingelebt hat. Was gefällt ihr am besten hier?
Ich glaube, die Menschen und ihre Kultur. Es stimmt, dass viele Rumänen ihr Heimatland verlassen. Der größte Unterschied zwischen Slowaken und Rumänen ist, dass die letzteren viel offener sind. Ich wollte so sehr hier bleiben und ich habe alles dafür getan, ich habe die Sprache gelernt und ich habe mich schnell eingelebt.“
Jana möchte auch in Zukunft in Rumänien leben. Das ist ihr zweites Zuhause und sie liebt das Leben in Bukarest. Sie hat das Land bereist und glaubt, dass man einiges doch verbessern könnte:
Ich mag die Haltung der Rumänen nicht, die der Ansicht sind, dass es im Ausland viel besser sei. Ich glaube, dass die Änderung mit jedem von uns beginnt. Ich würde einige Kleinigkeiten ändern, aber sie wiegen viel, so zum Beispiel den gegenseitigen Respekt: Es ist mir oftmals passiert, bei der Post Schlange zu stehen, und jemand drängelt sich vor und sagt, dass er nicht wüsste, dass die anderen auch in der Schlange warten. Warum sonst dort warten? Und ähnliche Sachen kommen ziemlich oft vor, also das ist, was ich in der rumänischen Gesellschaft ändern würde — man sollte mehr Respekt den anderen gegenüber zeigen und weniger Interesse dafür haben, was die Menschen um uns herum sagen und machen.“