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Rumänischer Zahnarzt mit Wurzeln im Iran: „Ich bin hier zuhause“

Heute stellen wir Ihnen den Zahnarzt Saeed Safavi vor. Seit 20 Jahren lebt und arbeitet der gebürtige Iraner in Rumänien, er ist mit einer Rumänin verheiratet und fühlt sich mittlerweile als Rumäne.

Rumänischer Zahnarzt mit Wurzeln im Iran: „Ich bin hier zuhause“
Rumänischer Zahnarzt mit Wurzeln im Iran: „Ich bin hier zuhause“

, 19.02.2018, 20:00

Saeed Safavi ist Zahnarzt. Er kommt aus Iran und lebt seit vielen Jahren in Rumänien, wo er sich sehr gut integriert hat — er spricht perfekt Rumänisch, hat hier eine Familie gegründet und eine Zahnarztpraxis eröffnet. Rumänien ist in der Tat seine zweite Heimat geworden. Wie hat er sich entschieden, hierher zu kommen? Saeed Safavi:



Ich lebe seit mehr als 20 Jahren in Rumänien. 1990 kam ich hierher, um Zahnmedizin an der Medizinhochschule »Carol Davila« in Bukarest zu studieren. Nach dem Studienabschluss vertiefte ich meine Kenntnisse zwei Jahre lang im Ausland, dann kehrte ich nach Rumänien zurück. Anfangs wollte ich hier nur studieren — in Iran war die Konkurrenz sehr stark, im Bereich Zahnmedizin gab es etwa 300 Bewerber für einen Studienplatz. Ich erkundigte mich und entdeckte in Rumänien eine Medizinhochschule, wo das Studium alle europäische Standards erfüllte und auch nicht sehr teuer war. So kam ich nach Rumänien und nahm ein Studium im Fach Zahnmedizin auf. Wenn ich aber darüber nachdenke, studiere ich seitdem ununterbrochen, auch wenn ich schon lange mein Diplom habe. Als Zahnarzt muss man auf dem Laufenden bleiben, in diesem Bereich gibt es immer etwas dazu zu lernen.“




Der Zahnarzt Saeed Safavi wurde in Rumänien sehr gut aufgenommen, er hatte keine Schwierigkeiten, sich an das hiesige Leben anzupassen. Er erinnert sich gern an seine ersten Erfahrungen in Rumänien:



Es war eine schöne Zeit, damals, 1990, gleich nach der Wende. Ich fühlte mich in Rumänien willkommen. Die Rumänen haben damals die ausländischen Studenten mit offenen Armen empfangen, sie waren warmherzig und hilfsbereit, vielleicht weil sie so lange Zeit so gut wie keinen Kontakt zu Ausländern hatten. Sie waren sehr offen und ehrlich, man fühlte, dass sie keinen versteckten Grund hatten, so freundlich und nett zu sein. Meine schönsten Erinnerungen stammen von 1990, als ich nach Rumänien kam. Beim Lebensmitteleinkaufen auf dem Markt war es wirklich lustig. Ich werde es nie vergessen, ich hatte damals so witzige Erfahrungen. Ich wohnte im Studentenheim und ging auf einen gro‎ßen Bukarester Markt einkaufen. Damals gab es noch keine Supermärkte — ich kann mich heute noch erinnern, wie ich auf dem Markt Schlange gestanden habe, um Salami zu kaufen.“




Inzwischen hat sich Saeed Safavi in Rumänien niedergelassen, hat die rumänische Staatsangehörigkeit, ist mit einer Rumänin verheiratet und hat auch Kinder. Rumänien ist jetzt sein Zuhause, er ist ein europäischer Bürger. Wie hat sich sein Leben verändert und wie fühlt er sich in seiner zweiten Heimat, Rumänien?



Anfangs, wenn es darum ging, gewisse Genehmigungen zu bekommen, die Arbeitserlaubnis zu verlängern oder die Gewerbeanmeldung zu machen, da gab es schon Probleme, ich musste stundenlang Schlange stehen. Ich habe sehr viel Zeit bei verschiednen Schaltern verloren. Seitdem ich die rumänische Staatsangehörigkeit habe, geht alles viel leichter, viele dieser Probleme haben sich erledigt, es gibt weniger Bürokratie, und ich kann das tun, was ich liebe — das hei‎ßt, ich kann ungehindert meinen Beruf ausüben. 1991 habe ich meine Ehefrau kennengelernt, seitdem sind wir eine Familie. Ich war der Ansicht, dass meine rumänischen Familienmitglieder sich hier wohler fühlen, dass sie ihre Heimat nicht verlassen möchten, und deshalb beschloss ich, hier zu bleiben. Rumänien ist ein sehr schönes Land — wir haben einen Spruch, wir sagen, dass wenn man irgendwo in Rumänein einen Stock in die Erde steckt, dann wird der Stock bald Zweige treiben und blühen. Überall, wo man hinschaut, ist alles grün, es gibt so viel Wasser. Manche Regionen sind sehr gut gepflegt, andere nicht so sehr, aber das ist nicht so schlimm. Wenn meine Verwandten aus Kanada, aus den USA, aus Gro‎ßbritannien, aus Italien oder aus dem Iran hierher kommen, sind sie tief beeindruckt. Alle haben sich gewundert, wie schön Rumänien ist. Bleibt noch zu sehen, ob wir, die Menschen, die hier leben, dankbar dafür sein können, ob wir dieses schöne Land zu schätzen und zu pflegen wissen. Als ich meine Familie im Iran besuchte, brachte ich ihnen alte rumänische Trachten, handgearbeitet von alten Omas aus der Moldau-Gegend. Meine Ehefrau kommt nämlich aus der Moldau. Ich brachte hauptsächlich Frauentrachten nach Iran, damit meine Verwandten sehen können, wie fantasiereich und bunt die Frauentrachten in Rumänien sind. Aus dem Iran brachte ich nach Rumänien unseren speziellen Reis und das entsprechende Geschirr, um unsere traditionellen Reisgerichte zu kochen. Meine Kinder wachsen mehrsprachig auf, sie sprechen Rumänisch als Muttersprache, sie können perfekt Englisch, sie lernen Deutsch und Türkisch. Persisch können sie noch nicht hundertprozentig, aber sie machen Fortschritte. Ich empfinde es als Privileg, als eine Ehre, Rumäne zu sein. Ich möchte als Rumäne betrachtet werden, das ist normal. Nach mehr als 20 Jahren in Rumänien, nachdem ich jeden Tag alles getan habe, die Sitten und Bräuche zu lernen, den Lebensstil meiner neuen Heimat anzunehmen, mich in die rumänische Gesellschaft zu integrieren, werde ich als Rumäne betrachtet — und das ist ein sehr gutes Gefühl.“

Foto: Piers Posner / eigenes Archiv
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