Romain Couderc aus Frankreich: „Bukarest hat keine fahrradfreundliche Infrastruktur“
Romain Couderc kommt aus Marseille, wo er Wirtschafts- und Politikwissenschaften studiert hat. Er ist Anhänger einer gesunden Lebensweise und im Bereich der gesunden Ernährung hat er auch ein Geschäft gegründet.
Hildegard Ignătescu, 13.04.2021, 18:00
Romain Couderc lebt seit 2010 in Rumänien und seine Geschichte ist sehr interessant, Romain erinnert sich an seine ersten Tage in Bukarest, vor 10 Jahren:
Bei meinem Masterstudium in Aix-en-Provence musste ich am Ende des Studiums ein dreimonatiges Praktikum absolvieren und so bin ich nach Rumänien gekommen. Ich wusste fast nichts über dieses Land, nur sehr wenig und ich kam in einem besonderen Kontext an: 30 Zentimeter Schnee lagen auf der Straße, es war Winter, und ich, der aus Marseille komme, bin eher an die Sonne gewöhnt. Ich wurde von einer Dame in ihren 70ern empfangen, die aus einer Intellektuellenfamilie stammte, eine sehr große Bibliothek mit vielen Büchern hatte und perfekt Französisch sprach. Ich wurde also sehr gut aufgenommen, auch andere Rumänen waren mir gegenüber sehr offen.“
Romain spricht jetzt sehr gut Rumänisch und hat sich in Bukarest schnell eingelebt. Nach seinem Master-Abschluss kehrte Romain nach Rumänien zurück und arbeitete fünf Jahre lang in einem IT-Unternehmen. Dann verspürte er das Bedürfnis nach einer Veränderung und nahm sich ein Sabbatical, um nach Asien zu reisen. Zurück in Europa, entschied sich Romain, weiterhin in Rumänien zu leben, aber er brauchte eine berufliche Neuorientierung. Er gründete zusammen mit einem Freund eine Firma für Spirulina-Produkte in unterschiedlichen Formen:
Ich hatte Glück, das kann ich sagen, denn zu jener Zeit war es recht einfach, nach Asien zu reisen. Ich bin mit einem Freund auf dem Fahrrad losgefahren, wir haben in Istanbul angefangen und sind in Thailand, in Bangkok, gelandet. Wir sind also durch neun Länder gefahren. Wir entdeckten mehrere Projekte, die mit Nachhaltigkeit und Menschenrechten zu tun hatten, und wir wollten uns darauf konzentrieren, weil wir auf der Suche nach Innovationen und innovativen Projekten waren, die Lösungen für Nachhaltigkeit vorschlagen. Ich traf ein paar Leute, die sich mir biologischem Landbau und Permakultur beschäftigten, und in Bangkok traf ich jemanden, der Spirulina auf dem Dach herstellte, handwerklich hergestellte Spirulina. Ich fand es sehr interessant, weil ich schon damals viel über diese Alge wusste, die viel Eiweiß und Nährstoffe enthält und mir sehr geholfen hat, beim Fahrradfahren Energie zu haben. Ich habe gesehen, dass sie auch als Zutat verbraucht werden kann, nicht nur als Nahrungsergänzungsmittel, und das erregte meine Aufmerksamkeit. So fand ich heraus, dass es in Rumänien eine Kultur der Phytotherapie gibt und dass man in Rumänien ziemlich offen ist für gesunde Ernährung. Ich habe mich mit meinem Freund Florent Mathé entschlossen, eine Firma zu gründen, die Spinoa heißt und die handwerklich hergestellte Spirulina fördert. Das Leben in Rumänien passt allerdings zu mir, ich fühle mich hier wohl, die Menschen sind gastfreundlich, ich habe viele Freunde hier. Im aktuellen Kontext finde ich, dass Rumänien ein friedlicheres Land ist, die Menschen sind flexibel und aufgeschlossen, sie haben viele Eigenschaften, die ich wichtig finde.“
Romain ist ein begeisterter Radfahrer und Anhänger einer gesunden Lebensweise. Allerdings ist Bukarest in dieser Hinsicht keine besonders freundliche Stadt und Romain würde hier einiges ändern:
Das stimmt, die Infrastruktur ist nicht sehr fahrradfreundlich, es gibt ziemlich viele Löcher auf den Straßen und das ist nicht die Stärke von Bukarest. Hinzu kommt, dass es in Frankreich viel schneller geht, ein Unternehmen zu eröffnen. Öffentliche Dienstleistungen, zum Beispiel das Gesundheitswesen, sind in Frankreich viel besser entwickelt und für sozial Benachteiligte viel leichter zugänglich. Das sind Dinge, die ich gerne in Rumänien entwickelt sehen würde.“
Romain hat im Moment keine Pläne, aus Rumänien wegzuziehen, wo sein Leben recht geregelt und harmonisch ist. Aber wir haben ihn gebeten, sich vorzustellen, was er mitnehmen würde, wenn er weggehen würde:
Einige Erinnerungen mit Freunden aus der Zeit, als ich zum zweiten Mal nach Rumänien kam, nach meinem Praktikum. Ich landete in einer Wohnung, die einigen Menschen gehörten, die später sehr gute Freunde von mir wurden — und sie sind es immer noch. Es war eine WG, in der mehrere Kunststudenten wohnten, die sehr offen waren, und so viele interessante Leute sind im Laufe der Zeit vorbeigekommen, Leute, mit denen ich sehr angenehme Erfahrungen geteilt habe.“
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