Polnische Choreographin Adrianna Michalska arbeitet gern in Rumänien
Die polnische Choreographin Adrianna Michalska hat an mehreren Kulturprojekten in Rumänien teilgenommen. Die Künstlerin hat auch ein Herz für Jugendliche und wirkte auch in einem sozialen Projekt im ländlichen Milieu mit.
Hildegard Ignătescu, 15.10.2019, 18:00
Adrianna Michalska ist Choreographin und Tänzerin. Die aus Polen, aus der Stadt Poznań stammende Künstlerin studierte Kulturgeschichte und Choreographie an der University of Surrey Guildford in Großbritannien, wo sie auch mehrere Preise für Kreativität erhielt. Sie verfügt über eine reiche Erfahrung im Bereich des zeitgenössischen Tanzes und hatte auch verschiedene ehrenamtliche Aktivitäten in der ganzen Welt. Adrianna Michalska ist seit 8 Jahren auf Reisen — sie lebte, studierte und arbeitete in den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Österreich, Indien, Ghana, Thailand und Singapur. Nach Rumänien kam sie anlässlich eines europäischen Freiwilligenprogramms für Kulturprojekte, das von der Organisation Curve of Culture unterstützt wurde. Wie die rumänische Erfahrung für Adrianna Michalska begann, erfahren Sie in den folgenden Minuten:
Eigentlich ist dies meine zweite Reise nach Rumänien. Im März 2018 habe ich ein Projekt entwickelt; damals blieb ich sechs Monate lang in Rumänien. Dann beschloss ich, im Jahr 2019 für ein zweimonatiges Freiwilligenprogramm zurückzukehren. Das Projekt ist Teil des Europäischen Freiwilligenprogramms, das zur Europäischen Solidaritätsgruppe gehört. Die Entscheidung, nach Rumänien zu kommen, traf ich ziemlich schnell, denn ich wollte meine Erfahrungen als Tänzerin und Choreographin und all das Wissen, das ich durch Studien und Auslandsreisen erworben habe, mit Jugendlichen teilen, die normalerweise keinen Zugang zu solchen Aktivitäten haben. Als ich also sah, wie das Projekt in ländlichen Gebieten Rumäniens, in der Gemeinde Izvoarele, Landkreis Prahova lief, war ich sehr neugierig und gespannt, wie ich persönlich dazu beitragen konnte. Ich hatte alle möglichen Bilder darüber im Kopf, wie ein Dorf in Rumänien aussehen könnte, ich beschloss, hierher zu kommen und begann sofort, mit Jugendlichen zu arbeiten. Ich bin froh, diese Arbeit jetzt aus einer zeitlichen Perspektive betrachten zu können. Nach einem Jahr bin ich wieder hierher gekommen, denn ich erhielt eine wunderbare Reaktion von den Jugendlichen: Sie rannten auf mich zu, manche hatten sogar Freudentränen in den Augen, sie waren einfach glücklich, dass jemand zu ihnen zurückgekehrt ist und wieder tanzen will. Der Hauptzweck des Projekts ist es, Kulturevents in der Gemeinde Izvoarele, Kreis Prahova, zu veranstalten, mit Freiwilligen, die die Möglichkeit haben, ihre eigenen Erfahrungen und Ideen zu bringen. Die Organisation bietet ihnen Unterstützung dabei. Letztes Jahr, als ich nach Izvoarele kam, war ich die erste Person, die mit Tanz und Bewegung vertraut war. Bis dahin hatten die Jugendlichen Kunst, Musik, Theater, aber keinen Tanz gemacht, und meine Koordinatoren haben mir sehr geholfen, Räume und Möglichkeiten zu finden, um meine Vorstellung vom zeitgenössischen Tanz in Praxis umzusetzen.“
Einige Monate lang führte Adrianna Michalska ein interessantes Leben zwischen dem Dorf- und dem Stadtleben. Sie unterrichtete Jugendliche aus Izvoarele im zeitgenössischen Tanz, aber sie ging auch nach Bukarest, wo sie an mehreren Wochenenden an Contact Improvisation und Capoeira-Sessions teilnahm. Wir fragten sie, wie sie jetzt, nach dieser Erfahrung, das Landleben in Rumänien einschätzt:
Ein Teil meiner Erwartungen — die mit der traditionellen Lebensweise, dem Einsatz von Pferden zum Heufahren oder mit dem Pflügen des Ackers zusammenhängen — haben sich bestätigt. Ich hatte wunderbare Erfahrungen, ich gehe sehr gern auf Wanderungen, und das Dorf lag in der Nähe der Berge. Jedes Mal, wenn ich ins Kulturhaus ging, sah ich die Hirten mit ihren Schafen, Rindern, Pferdewagen, die Bauern, die Obst und Gemüse verkauften. Ich lebte in einem traditionellen Haus, wo ich Feuer machen musste, um Wasser zu kochen oder die Räume zu erwärmen. Eine solche Erfahrung habe ich auch erwartet, wenn man der Natur näher ist und von der Zivilisation und der Lebensweise in der Stadt entfernt lebt. Und doch war ich sehr überrascht, Jugendliche im Alter von 12–13 Jahren und manchmal sogar jüngere Kinder im Alter von 7–8 Jahren zu treffen, die sehr gutes Englisch sprachen. Ich habe nämlich auch ein wenig Englisch in der Schule unterrichtet, und diese Kinder und Jugendlichen hatten einen unglaublichen britischen Akzent. Es hat mich wirklich überrascht, einen so hohen Grad an Englischkenntnissen auf einem Dorf in Rumänien zu entdecken, der höher war als in einer polnischen Stadt. Der Verein »Curve of Culture« hat viel zu dieser Erfahrung beigetragen, denn er hat viele Freiwillige aus der ganzen Welt mitgebracht, so dass junge Menschen in einer anderen Umgebung aufwachsen, andere Standpunkte haben als die älteren Generationen, und es war sehr interessant, dies zu erleben. Darüber hinaus hatten einige der Lehrer in der Schule eine sehr traditionelle Art, sich jedem Lebensbereich zu nähern, und die jungen Leute waren damit unzufrieden, sie rebellierten dagegen. Wir haben auch Zeichen der Wertschätzung für unsere Arbeit gesehen, für unsere Bemühungen, den Jugendlichen und ihren Eltern die englische Sprache beizubringen. Wir wurden sehr freundlich empfangen, die Menschen in ländlichen Gebieten sind sehr gastfreundlich und neugierig, sie unterhielten sich sehr gern mit mir, auch wenn ich nicht immer verstanden habe, was sie sagten. Ich wurde oft gefragt: Gefällt es dir in Rumänien? Bleibst du länger bei uns?“
Adrianna Michalska hat nicht viele Orte in Rumänien besucht, aber sie hat das Leben in einem rumänischen Dorf tiefer kennengelernt und sie hatte enge Verbindungen zu den Ortsbewohnern. Auch in Bukarest, einer Stadt, die sie als faszinierend empfand, hat sie Freundschaften geschlossen, wenn auch nicht von Anfang an. Es hat eine Weile gedauert, bis Adriana Bukarest richtig entdeckt hat. Wird sie nach Rumänien zurückkehren?
Einer der Gründe, warum ich zurückgekommen bin, ist, weil ich meinen Aufenthalt in Rumänien wirklich genossen habe, ich erlebte eine Art Balance zwischen dem Dorf Izvoarele und Bukarest. Während der Woche war ich auf dem Dorf und an den Wochenenden fuhr ich nach Bukarest, um zusammen mit anderen Tänzern Contact Improvisation, Capoeira und andere Tänze zu unterrichten. Die Arbeit in Rumänien machte mir viel Freude, also werde ich definitiv zurückkommen.“