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Politikstudentin Elvira Fuentes aus Spanien: „Jugendliche haben mehr Chancen in Rumänien“

Die junge Spanierin Elvira Fuentes hat sich vor einem Jahr für ein Studium in Rumänien entschieden.

Politikstudentin Elvira Fuentes aus Spanien: „Jugendliche haben mehr Chancen in Rumänien“
Politikstudentin Elvira Fuentes aus Spanien: „Jugendliche haben mehr Chancen in Rumänien“

, 02.04.2018, 18:00

In Spanien hat unsere Gesprächspartnerin Internationale Beziehungen an der Universität Complutense in Madrid studiert. Als Studentin im dritten Jahr kam Elvira Fuentes mit einem Erasmus-Stipendium nach Bukarest, wo sie ihr Studium an der Fakultät für Politikwissenschaften fortsetzt. Weil ihr in Spanien allzu oft das stereotypische Denken in Bezug auf osteuropäische Länder aufgefallen war, wollte die junge Spanierin sich selber eine Meinung bilden. Und wo kann man das besser machen als vor Ort?:



Bevor ich Rumänien kennenlernte, stand dieses Land für mich nur im direkten Verhältnis mit Korruption, mit harten Lebensbedingungen und mit den Roma; natürlich dachte ich nicht, dass diese Wahrnehmung 100% richtig ist, aber irgendwie war das alles, was ich um mich herum in Bezug auf euer Land hörte. Besonders im Süden Spaniens, wo ich herkomme, finden diese Klischees eine gro‎ße Resonanz. Als ich in Rumänien eingetroffen bin, war meine Wahrnehmung komplett unterschiedlich. Rumänien und Spanien sind eigentlich sehr ähnlich, sogar mehr, als ich dachte. In Spanien sind Bestechung und Korruption auch alltäglich. Ich glaube, dass die junge Generation hier mehr Chancen als in Spanien hat. Die Arbeitslosenquote ist niedriger als in Spanien, die Jugendlichen in Rumänien können ihre Stimme hören lassen, sie werden wie Erwachsene behandelt, sie arbeiten in Banken, in Branchen wie Informationstechnik oder Human Resources. In meinem Heimatland sind hingegen so viele Jugendliche orientierungslos und leben lange im Elternhaus. In Spanien ist es für unerfahrene Menschen sehr schwer, einen Job zu finden, weil alle Unternehmen nur erfahrene Mitarbeiter anstellen wollen. Zudem ist mir schnell aufgefallen, wie nett und gastfreundlich die Rumänen sind. Sie laden einen zum Essen ein, sie sind hilfsbereit, sie vermitteln gerne den Ausländern ihre Kultur und ihre Sitten, sie tun alles, damit ihr Gast sich wohl fühlt. Nicht zuletzt ist es auch günstig, hier zu leben, und das Land hat atemberaubende Landschaften.“




Die junge Spanierin hat Rumänien bereits bereist. Die siebenbürgischen Städte Sibiu (Hermannstadt), Sighişoara (Schä‎ßburg), Braşov (Kronstadt), Cluj (Klausenburg), die Hochstra‎ße Transfăgăraşan, die traditionsreichen Regionen Maramureş und Suceava, die Schwarzmeerhafenstadt Constanţa, der Karpaten-Ferienort Sinaia, die Landschaft im allgemeinen hat sie mit ihrer vielfältigen Natur und ihren Schönheiten stark beeindruckt. Die angehende Politikwissenschaftlerin ist auch eine Kunstliebhaberin. Der Kunst widmet sie ihre Freizeit, sagt Elvira Fuentes:



Hier in Rumänien besuche ich Museen, ich liebe die zeitgenössische Kunst, aber ich mag auch reisen und ich liebe Fremdsprachen. Ich lese auch gerne. Carlos Ruiz Zafón ist einer meiner Lieblingsautoren. Seine Bücher haben mich beeinflusst, dasselbe kann ich über den Roman von Gabriel García Márquez »Hundert Jahre Einsamkeit« sagen.“




In Spanien widmete Elvira Fuentes ihre Freizeit der ehrenamtlichen Arbeit, vor allem den Hilfsprojekten für Roma-Kinder:



In Madrid lebt eine zahlreiche Roma-Gemeinschaft. Ich habe mich gerne diesen Hilfsprojekten angeschlossen, wir kümmerten uns einfach um die Roma-Kinder in ihrem Alltagsleben, wir halfen ihnen bei Hausaufgaben, wir brachten ihnen Spanisch bei. Wir haben versucht, sie besser kennenzulernen, spezifische Programme für sie zu starten und dabei ihre Lebens- und Denkweise zu beachten. Ziel unserer Programme war es, sie für ein Leben in Spanien vorzubereiten, ihre Integration zu ermöglichen.“




Selbst wenn sie Politikwissenschaft studiert und sich für Politik interessiert, möchte Elvira Fuentes nach dem Studiumabschluss keine aktive Rolle in diesem Bereich spielen. Wie sie sich ihre berufliche Zukunft vorstellt, sagte die spanische Studentin zum Schluss des Gesprächs:



Ich wei‎ß nicht, was ich in Zukunft machen werde, aber bestimmt werde ich keine Politikerin. Weder die spanische noch die rumänische Politikbühne ist der Platz, wo ich tätig sein möchte. In beiden Ländern kann man ins System nur mithilfe von Beziehungen eintreten, zudem gibt es in beiden Ländern bekanntlich zahlreiche korrupte Politiker. Ich möchte im Bereich der Menschenrechte arbeiten, ich möchte mich für die Kooperation zwischen Gemeinden und die Lösung von Konflikten einsetzen, aber auf lokaler oder regionaler Ebene. Wenn man mit kleinen Gemeinden arbeitet, kann man etwas bewirken und die Menschen dabei unterstützen, die eigenen Überzeugungen bedingungslos zu vertreten.“

Foto: Piers Posner / eigenes Archiv
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