Philippe Dupré versorgt geschäftige Bukarester mit Haute Cuisine aus Lyon
Seit 2009 verwöhnt der Franzose in seinem Restaurant beispielsweise mit selbst gesammelten Trüffeln oder eingehändig geräuchertem Lachs den Gaumen der Feinschmecker.
Roxana Vasile, 16.01.2015, 15:10
Mitten in der geschäftigen Bukarester City, am Römischen Platz, liegt in nächster Nähe zu vielen Fastfood-Buden auch eine Alternative für das langsame Genießen. Das Restaurant gehört den Duprés – Vanessa und Philippe. Chef in der Küche des Schlemmerladens ist Philippe. Er kommt aus Lyon, das der Gastronom Curnonsky 1935 als Welthauptstadt der Gastronomie bezeichnete. Mit über 1000 Restaurants hat die Stadt eine der höchsten Lokaldichten in Frankreich — kein Wunder, dass die Spezialitäten auch ins Ausland drängen. Die Duprés waren es, die sie in Bukarest etablierten: Als ich 2004 zum ersten Mal hier in Bukarest zu Besuch eingetroffen bin, erschien Rumänien extrem attraktiv zu sein — zumindest für mein Geschäftsfeld. Also verkaufte ich mein Restaurant in Frankreich und zog nach Rumänien“, erinnert sich Phillipe.
Der Anfang war nicht leicht. 2006 erforschte er zunächst den Markt, stieß 2007 auf den heutigen Standort und öffnete das Lokal Anfang 2009. Dann aber begann die Wirtschaftskrise und über ein Jahr lang bewegte sich wenig. Doch der französische Eigensinn zahlte sich aus — ein Rückzieher kam für die Duprés sowieso nicht in Frage. Jetzt läuft alles perfekt. Die Kundschaft ist zu 70% französisch und international geprägt, doch kommen immer mehr Rumänen. Die rumänischen Stammkunden sind Kenner Frankreichs und der Gastronomie, mit denen es sich interessant diskutieren lässt — undzwar auf Rumänisch, denn Philippe Dupré kann die Sprache schon relativ gut: Das war ein Muss. Um mich einzuleben, gehörte Rumänisch zu sprechen einfach dazu. Um ein Land zu verstehen ist es wesentlich wichtig, die Sprache zu können“, glaubt der Franzose.
Nicht, dass es unbedingt nötig gewesen wäre. Für die zwei Kinder der Duprés gibt es auch ein französisches Gymnasium. Und auch sonst war Bukarest eine gute Wahlheimat — drei Stunden Flugzeit bis nach Frankreich. Leider haben Vanessa und Philippe Duprés nicht sehr viel Zeit, besagte Wahlheimat zu erforschen, weil sie voll und ganz mit dem Lokal beschäftigt sind, von dem sie immer gerne schwärmen und in dem sie sich offensichtlich zuhause fühlen: Das Restaurant liegt am Römischen Platz und hat ein elegantes Dekor, mit einer offenen Küche und etwa 50 Plätzen im Speisesaal. Ich versuche mich so weit möglich mit jedem Gast auch persönlich zu unterhalten“, erzählt Philippe Duprés aus dem Alltag. In der Gastronomie kennt er kein Pardon. Den Lachs zum Beispiel räuchert er selbst und jeden Herbst geht er in Rumänien auf Trüffeljagd. Anfang Januar, wenn gerade Trüffelsaison in Frankreich ist, deckt er sich dort ein. Trüffeln und Pilze sind hochwertige Produkte der Gastronomie, doch werden sie leider in Rumänien ignoriert und sind schwer zu finden — aber es reicht, wenn man einige gute Kontakte hat, schmunzelt Philippe: Und die hat sie.
Die Duprés sind keine klassischen Expats, die sich nur auf einen Aufenthalt von einigen Jahren einstellen und dann wieder weg wollen. Nein, nein, im Moment denke ich überhaupt nicht daran, Rumänien zu verlassen. Ich habe mir keine Frist gesetzt“, winkt er ab. Philippe ist durch und durch Gastronoimieprofi. Er verfolgt, was gerade in Frankreich aktuell ist und gibt sein Bestes, um die neusten Trends nach Rumänien zu bringen. Das beschäftigt ihn voll und bereitet ihm keine Kopfzerbrechen — auch wenn es heißt, dass er nur zweimal im Jahr seine alte Heimat besucht.