Nafiseh Shokri aus dem Iran: „Demokratie sollte mehr geschätzt werden“
Nafiseh Shokri stammt aus dem Iran, ist Reiseleiterin von Beruf und hat im Dezember 2024 einen rumänisch-iranischen Verein, das Iranian Romanian Network, gegründet. Sie hat ihr Studium an der Jura-Fakultät in Teheran abgeschlossen und begeistert sich für Rumänien und die rumänische Kultur.
![Nafiseh Shokri Nafiseh Shokri](https://www.rri.ro/wp-content/uploads/2024/12/Nafiseh-Shokri-expat.jpg)
Hildegard Ignătescu und Sorin Georgescu, 13.02.2025, 17:30
Nafiseh Shokri stammt aus dem Iran, ist Reiseleiterin von Beruf und hat im Dezember 2024 einen rumänisch-iranischen Verein, das Iranian Romanian Network, gegründet. Sie hat ihr Studium an der Jura-Fakultät in Teheran abgeschlossen und begeistert sich für Rumänien und die rumänische Kultur. Sie hat in mehreren Reisebüros als Reiseleiterin für iranische Touristen in Rumänien, aber auch in China und Dubai gearbeitet. In letzter Zeit organisiert sie Workshops, kulturelle Veranstaltungen und Vorträge, die der Öffentlichkeit in Rumänien iranische Traditionen sowie persische Literatur und Kunst nahe bringen.
Zunächst erfahren wir, wie ihre rumänische Geschichte begann.
„Vielen Dank für die Einladung in Ihre Sendung! Ich bin vor fast vier Jahren nach Rumänien gezogen und es gefällt mir sehr gut hier. Ich liebe dieses Land! Wie Sie schon sagten bin ich Reiseleiterin, das war ich schon vorher im Iran gewesen. Ich hatte rumänische Touristen im Iran begleitet, und einer von ihnen hat mich 2019 hierher nach Rumänien eingeladen. Folglich kam ich zu Besuch, war 20 Tage in Rumänien, habe das ganze Land bereist, Freunde gefunden und eine Arbeitsmöglichkeit entdeckt. Also beschloss ich 2020, dauerhaft hierher zu kommen. Im Iran hatte ich Völkerrecht studiert, aber meine Leidenschaft galt dem Reisen und der Entdeckung von Menschen und dem kulturellen Austausch. So habe ich mehr als 14 Jahre lang in diesem Bereich gearbeitet. In Rumänien bin ich jetzt immer noch Reiseleiterin für Touristen, die aus anderen Ländern hierher kommen, und begleite sie auf ihrer Entdeckungstour in englischer Sprache.
Nach einem Jahr in Rumänien lernte ich meinen Mann kennen. Er ist rumänischer Staatsbürger, und wir haben eine Familie gegründet. Am Anfang war es sehr schwierig für mich, ohne meine Familie hier allein zu sein. Diese Ehe hat mir sehr zur mentalen Stabilität verholfen und auch, mehr über Rumänien erfahren zu können.“
Für Nafiseh Shokri war es sehr schwierig, ihre Familie im Iran zurücklassen zu müssen, vor allem in einer sehr schwierigen und turbulenten politischen Situation, die auch von Tragödien geprägt war. Wie ist ihre Situation jetzt, würde sie in den Iran zurückkehren?
„Selbstverständlich habe ich den Kontakt zu meiner Familie und meinen Freunden aufrecht erhalten. Es ist sehr traurig, dass mehrere Freunde aus dem Land gezogen sind. Ich habe eine Freundin in Australien, eine andere in Kanada, und wenn wir miteinander reden wollen, ist es sehr schwierig, uns zeitlich abzustimmen. Aber meine Familie ist immer noch im Iran, und wir sprechen so gut wie jeden Tag miteinander.
Ich habe mich für Rumänien entschieden, weil es relativ nahe von Iran liegt und nicht so weit entfernt ist wie Kanada oder Australien. Doch nach den Ereignissen im Iran vor drei Jahren habe ich hier an einer Demo für Menschenrechte teilgenommen, und jetzt es scheint es mir etwas riskant zu sein, wieder in den Iran zu reisen, also ziehe ich es vor, hier zu bleiben.
Ich habe inzwischen auch Rumänisch gelernt und hier Freunde gefunden. Ich habe mittlerweile mehr rumänische als iranische Freunde und ich fühle mich hier heimisch. Ich habe großes Glück: Die Menschen in Rumänien sind sehr offen und freundlich, und ich fühle mich hier wirklich wie zu Hause.“
Zum Schluss unseres Interviews mit der Wahlrumänin Nafiseh Shokri aus dem Iran wollten wir von ihr wissen, was sie aus ihrer alten Heimat vermisst und was sie am meisten in Rumänien schätzt.
„In erster Linie vermisse ich meine Familie. Außerdem das Brot – im Iran ist es sehr unterschiedlich: Es gibt viele verschiedene Brotsorten mit unterschiedlichem Geschmack, und jede Bäckerei, die eine bestimmte Brotsorte herstellt, hat einen anderen Duft. Ich vermisse den Duft dieser Bäckereien sehr.
In Rumänien schätze ich, dass die Menschen sehr herzlich und neugierig sind, mehr über die persische Kultur und Geschichte zu erfahren. Diese Neugierde hat mich dazu inspiriert, den Verein Iranisch-Rumänisches Netzwerk zu gründen, der eine Art Brücke zwischen diesen zwei Kulturen darstellt. Denn wir haben vieles gemeinsam mit den Rumänen. Beispielsweise das Liebesfest, das am 24. Februar stattfindet. In der rumänischen Kultur wird es als Dragobete-Fest begangen, und genau an diesem Tag, dem 24. Februar, wird in unserer Kultur der Tag der Liebe gefeiert. Dieses Fest ist sehr alt, wird seit mehreren tausend Jahre begangen, und ich finde diesen Zufall besonders interessant und würde gerne eine rumänisch-iranische Veranstaltung an diesem Tag durchführen.
Letztendlich habe ich den Eindruck, dass wir Menschen, wenn wir etwas für gegeben halten, es nicht zu schätzen wissen. Ich mache mir ein wenig Sorgen, dass die Rumänen die Demokratie, die sie jetzt haben, nicht sehr hoch halten. Sie ist sehr wichtig! Wenn wir das, was jetzt im Iran passiert, mit dem vergleichen wollten, was wir hier in Rumänien haben, müssten wir die Gegebenheiten in Rumänien sehr viel mehr schätzen.“