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Menschenrechtlerin aus den Niederlanden: „Bukarest ist ein verborgener Diamant“

Agnes Venema stammt aus den Niederlanden und ist Expertin für Menschenrechtsfragen. Vor kurzem hat sie jedoch ihre Karriere geändert und angefangen, Themen der nationalen und internationalen Sicherheit zu studieren.

Menschenrechtlerin aus den Niederlanden: „Bukarest ist ein verborgener Diamant“
Menschenrechtlerin aus den Niederlanden: „Bukarest ist ein verborgener Diamant“

, 04.02.2020, 18:00

Derzeit absolviert Agnes Venema ein fast zweijähriges Forschungspraktikum an der Nationalen Informationsakademie Mihai Viteazu“ in Bukarest. Sie verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Koordinierung von Programmen der Vereinten Nationen in der Schweiz, den Niederlanden, Belgien, Gro‎ßbritannien und Timor. Wie hat sie sich Rumänien integriert und vor allem warum hat sie sich für unser Land für diese berufliche Änderung entschieden?



Dies ist eine interessante Frage, da ich mich während meines Studiums und in meiner bisherigen Karriere tatsächlich auf Menschenrechtsfragen konzentriert habe. Was ich in letzter Zeit versucht habe, ist, mich mehr für Sicherheit zu interessieren, da Sicherheitskräfte die Menschenrechte wirklich schützen können, aber manchmal sogar die schwersten Verstö‎ße begehen können. Dies ist der wahre Grund für die Veränderung in meiner Karriere. Dann wurde dieses Doktoranden-Programm ins Leben gerufen, das Teil eines grö‎ßeren Forschungsprogramms ist und aus europäischen Mitteln finanziert wird.



Meine Ankunft in Bukarest war eine echte Chance, denn ich konnte an einer Informationsakademie studieren, die einer Regierungsstruktur untergeordnet ist. Alle anderen Institutionen sind in der Regel Universitäten oder Forschungsinstitute, daher war dies eine einmalige Gelegenheit, die ich wahrnahm, sobald sie erschien. Ich glaube, mein Kollege und ich sind die ersten Ausländer, die jemals an der Mihai-Viteazu-Akademie studiert haben. Wir sind also froh, dort zu sein. Ich bin weder Teil einer militärischen Struktur noch habe ich in den Niederlanden nachrichtendienstliche Systeme studiert. Deshalb bin ich als Forscherin hierhergekommen. Und wir haben versucht, herauszufinden, wie wir zusammenarbeiten können, denn ich bin mir sicher, dass es auch für euch ziemlich ungewöhnlich ist, dass ein ausländischer Staatsbürger Zugang zu einer nationalen Informationsstruktur erhält.



Am Anfang haben wir alle ein wenig Zeit gebraucht, um uns aneinander zu gewöhnen, aber am Ende haben wir es geschafft. Insgesamt haben wir in diesem europäischen Programm 15 Doktoranden. Hier haben wir einen rumänischen Kollegen, der uns sehr geholfen hat, uns allgemein in Rumänien und in die Akademie zu integrieren. Au‎ßerdem konnte jeder, mit dem ich sprach, Englisch, das hat uns sehr geholfen, alle waren freundlich und hilfsbereit.“




Agnes hat kein Rumänisch gelernt und räumt humorvoll ein, dass sie Google Translate auch auf dem Gemüsemarkt benutzt hat. Sie reiste jedoch durch das Land und kam nach Cluj (Klausenburg) und ans Schwarze Meer. Welchen Eindruck hat aber Bukarest hinterlassen?



Ich denke, Bukarest ist wie ein Diamant im Schlamm und man muss es besser kennenlernen. Einige Freunde waren überrascht, sie verstanden nicht, warum ich diese Stadt mag, sie sagten mir, sie besuchten sie an einem Wochenende und sie mochten sie nicht, weil sie nur für eine Führung bezahlt haben. Ich finde diese geführten Touren gro‎ßartig, aber gleichzeitig gibt es hier so viele verborgene Schätze, dass man diese nur mit Hilfe eines Einheimischen entdecken kann, der wei‎ß, wohin. Bukarest ist eine Stadt, die sich ständig verändert. Im letzten Sommer sind im Vergleich zum Vorjahr neue Lokale eröffnet worden. Ich denke, Sie müssen mit jemandem zusammen sein, der hier lebt oder viel Zeit in Bukarest verbracht hat.



Das Leben hier war wundervoll. Ich erinnere mich an den ersten Sommer, den ich hier verbracht habe, oder vielleicht war es Herbst, ich war im Garten Eden, wo sich hinter einigen Bäumen eine Art Bar befand. Jetzt denke ich, dass die Bäume vor dem Gebäude gefällt wurden, aber als ich zum ersten Mal dort war, musste ich nach dem Ort suchen und es gab nichts, was den Weg weisen würde, also ging ich einigen Menschen mit einem Hund nach. Dann offenbarte sich ein wunderschöner Garten vor meinen Augen und ich war sofort verzaubert. Ebenso gibt es eine ausgezeichnete Bar mit einer Terrasse gegenüber dem Nationaltheater, die Sie von der Stra‎ße aus nicht sehr gut sehen können und die nur im Sommer geöffnet ist. Obwohl das Lokal ziemlich zentral gelegen ist, wissen nicht viele Menschen darüber Bescheid. Es wäre gro‎ßartig, wenn es vor allem im Sommer mehr Orte zum Wandern, Radfahren oder für andere Verkehrsmittel als Fahrzeuge gäbe. Mir scheint, dass die Art und Weise, wie wir den städtischen Raum nutzen, flexibler geworden ist, und ich denke, dass hier echte Verbesserungen erzielt werden können.“




In Kürze wird Agnes Rumänien verlassen. Sie mag die Spontanität und Herzlichkeit der Menschen hier, würde aber mehr Ordnung sehen wollen. Wir fragten sie, was sie nach diesen zwei Jahren in Rumänien mitnehmen würde:



Das ist eine sehr gute Frage. Zunächst nehme ich viele schöne Erinnerungen mit. Ich werde die Zusammenarbeit mit »Casa Ioana«, einer NGO, bei der ich mich freiwillig gemeldet habe, sehr vermissen. Bevor ich weg bin, möchte ich »Casa Ioana« besuchen. Ich habe mich bisher mit Menschen getroffen, die dort arbeiten, in diesem Haus, in dem Obdachlose, Frauen und Kinder leben, die Opfer häuslicher Gewalt wurden, und diese Tätigkeit lag mir als Menschenrechtsverteidiger sehr am Herzen. Allerdings habe ich diesen Ort, den ich in den letzten eineinhalb Jahren unterstützt habe, nie besucht. Deshalb werde ich am Ende meines Aufenthalts in Rumänien dorthin gehen, mit dem Gedanken, dass ich auch ein wenig zur rumänischen Gesellschaft und zum Bukarester Leben beigetragen habe. Was mir in Rumänien sehr gut gefallen hat und ich auch in den Niederlanden gerne sehen würde, ist diese junge Generation, die so begierig darauf ist, in anderen Teilen Europas zu studieren, zu reisen und bessere Jobs zu finden. Das ist aber in gewisser Weise auch traurig. Ich hoffe, dass diese jungen Leute eines Tages nach Rumänien zurückkehren.



Ich bewundere diesen Unternehmergeist und die Einstellung des Gewinners, das Gefühl, dass sie nicht aufzuhalten sind. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Leute bei uns zu Hause ein bisschen verwöhnt sind und es schwierig finden, Dinge zu tun, ich würde ihnen sagen: Schau dir diese Leute an, die aus einem Dorf in Rumänien kommen und noch nie in den Niederlanden waren, aber für drei oder vier Jahre ausreisen und manchmal besonders hart arbeiten und dann mit dieser Erfahrung au‎ßerhalb des Landes, die noch niemand in ihrem Dorf hatte, nach Hause zurückkehren. Ich glaube, wir müssen ihren Mut bewundern.“

Foto: Piers Posner / eigenes Archiv
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