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Marmelademacherin aus Südfrankreich findet neue Heimat in Rumänien

Im heutigen Portrait von Expats in Rumänien stellen wir Ihnen die Französin Yveline Bonora vor, die vor fast neuen Jahren nach Bukarest gekommen ist.

Marmelademacherin aus Südfrankreich findet neue Heimat in Rumänien
Marmelademacherin aus Südfrankreich findet neue Heimat in Rumänien

, 19.12.2014, 18:40

Yveline Bonora folgte ihrem Mann, Just, der sich hier schon seit einem Jahr bemühte, ein Restaurantgeschäft auf die Beine zu stellen. Anfangs pendelte Yveline noch eifrig zwischen Frankreich und Rumänien. Bis zuletzt entschieden sich die Bonoras, die pittoreske Mittelmeergegend mit Monaco, Nizza oder Menton hinter sich zu lassen und endgültig nach Rumänien zu ziehen und ihrem Restaurant-Traum nachzugehen. Der Anfang war nicht gerade leicht, erinnert sich die Französin Yveline Bonora:



Ich bin genau so wie viele anderen Franzosen nach Rumänien gekommen — mit ganz vielen Vorurteilen. Meine Familie hackte auch auf mir herum: ‚Was will du dort tun? Du wirst verhungern, du wirst dir den Kältetod holen…‘ Und tatsächlich bin ich zuerst im November nach Bukarest gekommen, alles war traurig, kalt, düster — für mich als Südländerin war das ein Schock. Beim zweiten Mal war alles wiederum ganz anders — der Aufenthalt fiel auf den Frühling. Mit der Zeit sind alle Vorurteile nacheinander verschwunden. Ich bin drauf gekommen, dass Rumänien wie Frankeich auch ein romanisches Land ist. Es war sehr leicht, mich hier einzuleben und ich fühle mich jetzt prima hier. Der Pendelverkehr ist nach wie vor intensiv, denn meine Geschwister, Kinder, Enkel sind in Frankreich geblieben. Aber mein Leben ist jetzt hier. Und ich sage immer, nachdem ich meine Familie besucht habe: Jetzt gehts nach Hause.




In Bukarest kocht Yveline Bonora wie in Frankreich sozusagen ihr eigenes Süppchen — und dieses hei‎ßt Marmelade nach dem Rezept ihrer Gro‎ßmuttern der Normandie.



Mit meinem Mann haben wir uns gesagt, es wäre nicht schlecht, Marmelade für unsere Freunde zu machen. Dann wollten wir auch etwas für die Kunden tun, nachdem das Geschäft sich entwickelte. Heute beliefern wir zumeist Hotels, die sich bei uns mit Marmelade für ihr Frühstücksangebot oder ihren Zimmerservice eindecken. Zudem arbeiten wir für einige Delikatessenläden in Bukarest.“




Der Erfolg von Yvelines Marmelade hat auch damit zu tun, dass in Rumänien das Obst generell von sehr guter Qualität ist:



Am Anfang sind wir noch auf den Gemüsemarkt gegangen, dann haben wir aber Landwirte kennen gelernt und jetzt beziehen wir die Früchte direkt von ihnen. Manchmal steigen wir ins Auto und holen uns selbst die Aprikosen, Erdbeeren, Birnen oder Zwetschgen. Oder sie rufen bei uns an, wenn das Obst reif ist und wir fahren auf eine Kostprobe — wir bestellen immer nur das beste Obst, denn wir wollen ja auch die beste Marmelade liefern. Wir halten uns an die Tradition — die Marmelade wird im Kupferkessel aufgekocht, umgerührt wird nur mit Holzlöffeln, in den Topf kommen nur Früchte, Zucker und Pektin. Keine Konservierungsmittel, keine Farbstoffe, keine Zusatzstoffe.“




Yveline Bonora und ihr Mann haben einen rumänischen Geschäftspartner, in ihrem kleinen Bukarester Betrieb beschäftigen sie vier Frauen, mit denen sie sehr zufrieden sind.



Wir bitten sie manchmal, auch Überstunden zu machen, und sie bleiben dann gerne — allerdings sind auch wir flexibel und räumen ihnen, wenn’s geht, mehr Freizeit ein, zuweilen sogar einen halben Tag. Wir essen gemeinsamem zu Mittag, das hält das Team zusammen. Mein Mann, Just, war lange Jahre in der Gastronomie tätig und kocht gerne und sie Damen haben Spa‎ß daran, von allem zu kosten.




Als wahre Gourmets, wie auch sonst so viele Franzosen, sind Yveline Bonora und ihr Mann Just in Rumänien immer wieder auch auf kulinarischer Entdeckungsreise: Sie liebe die sauren Suppen, die Krautwickel und Sahnekrapfen. Au‎ßerdem liebt Yveline die Musik und die Volkstänze.



Ich hatte rein gar keine Ahnung, dass es mich irgendwann nach Rumänien verschlagen wird, aber ich war 11 — 12 Jahre Mitglied in zwei Vereinen, wo wir jede Woche Balkantänze einübten — rumänische, bulgarische, griechische… Was mir nur Leid tut, ist, dass ich heute weniger tanze wie damals in Frankeich. Es ist ganz einfach komplizierter, Anlasse zu finden. Aber wenn, dann bin ich garantiert dabei — ein Fest, eine Hochzeit, das Volksmusikfestival jeden Sommer im Cişmigiu-Park.“




Bei allem Heimweh nach ihren Verwandten, dem Meer und dem Süden Frankreichs fühlt sich Yveline Bonora pudelwohl in Rumänien. Wie die Zukunft aussieht, vermag sie kaum zu sagen — aber sie hat wahrscheinlich mit viel Marmelade zu tun.

Foto: Piers Posner / eigenes Archiv
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