Mark Percival: „Ich bin stolz, rumänischer, britischer und europäischer Bürger zu sein“
Mark Percival führt sein Leben zwischen Rumänien und Großbritannien, Rumänien und die rumänische Kultur liegen ihm aber ganz nah am Herzen. Seit einigen Jahren besitzt er auch die rumänische Staatsbürgerschaft.
Hildegard Ignătescu, 19.02.2019, 17:45
1988 ist der Brite Mark Percival zum ersten Mal nach Rumänien gekommen. Ein Land im Ostblock war für den Briten damals eine andere Welt. Die Reise nach Rumänien war ein Meilenstein in seinem Leben, denn jetzt ist Mark Percival rumänischer Staatsbürger. Wie er sich in Rumänien niedergelassen hat, erläutert unser Gesprächspartner in den folgenden Minuten:
Ich lebe hier seit 15 Jahren, seit Dezember 2017, als ich den Eid abgelegt habe, bin ich offiziell rumänischer Staatsbürger. Ich hatte auch früher vor, diesen Schritt zu unternehmen, aber ich habe meine Absicht in die Tat umgesetzt, als die britischen Staatsbürger sich für den Brexit entschieden. Jetzt habe ich doppelte Staatsbürgerschaft, ich bin stolz, rumänischer, britischer und natürlich auch europäischer Staatsbürger zu sein. Als ich den Eid abgelegt habe, trug ich eine rumänische Nationaltracht.“
Mark Percival hat Jura und Europäische Studien an der Londoner Universität abgeschlossen, als Hauptfach studierte er die ost- und zentraleuropäische Geschichte. Er spricht außer seiner Muttersprache Englisch noch Rumänisch, Deutsch und Lateinisch. Derzeit ist er in Bukarest an einem multinationalen Unternehmen für Finanzberatung als Business Writer tätig. Nach 15 Jahren in Rumänien fühlt er sich halb Rumäne. Doch wie hat er die rumänische Staatsbürgerschaft erworben?
Schwer war es nicht. Auch vorher war ich in der rumänischen Gesellschaft ganz gut integriert, ich konnte auch früher die Sprache, ich hatte in London meinen Doktortitel im Bereich Beziehungen zwischen Rumänien und Großbritannien erhalten, ich kannte also auch die Geschichte des Landes. Das heißt jedoch bei Weitem nicht, dass ich die Geschichte des Landes nicht lernen musste. Man muss Geschichte, Landeskunde, Geographie, Kultur sowie die Verfassung und vier Strophen aus der Nationalhymne lernen. Das war alles nicht neu für mich, musste jedoch zusätzlich lernen, um sicher zu sein. Ich hatte auch mit viel Bürokratie zu tun, rund vier Monate lang musste ich alle Unterlagen sammeln. Das war im Jahr 2016, ich erinnere mich, dass ich lange gewartet habe, bis ich zum Interview eingeladen wurde. Bei der Prüfung musste ich als erstes nach Diktat schreiben, so wurden meine Rumänischkenntnisse überprüft, dann kriegte ich bei der mündlichen Prüfung Fragen über die Verfassung Rumäniens, über Landeskunde, Geschichte, Geographie, so zum Beispiel welche Fischarten leben im Donaudelta? Bei der Zeremonie zur Eidablegung trug ich die Nationaltracht Rumäniens, das war eine nette Geste, meiner Meinung nach.“
In den neunziger Jahren studierte Mark in Rumänien beim Geschichtsinstitut Nicolae Iorga“ die rumänisch-jugoslawischen Beziehungen. Dann hat er auch Rumänisch gelernt und viele Freundschaften angeknüpft. Er führt sein Leben zwischen Rumänien und Großbritannien, Rumänien und die rumänische Kultur liegen ihm aber ganz nah am Herzen. Was bedeutet für Mark Percival Rumänien?
Ich fühle mich hier integriert. Rumänien ist ein schönes Land. Ein großes Problem stellt hier meiner Ansicht nach das politische System dar. Rumänien fehlt es leider auch an einer guten Infrastruktur, die den europäischen Standards entspricht. Ich freue mich jedoch, dass es auch neue Parteien in der Opposition gibt, das ist ein großer Fortschritt. Ich mag das rumänische Essen, die Landschaft, die Kultur, die Traditionen der Rumänen, die Osterbräuche finde ich wunderbar, dasselbe kann ich über die Gottesdienste in der rumänisch-orthodoxen Kirche sagen. In Rumänien werden die alten Traditionen auch heute ganz gut erhalten.“