Lucie Roulland aus Frankreich: „Rumänien ist ein interessantes Land mit starken Kontrasten“
Lucie Roulland ist 2016 nach Bukarest gekommen. Die ausgebildete Juristin studiert jetzt Journalismus in der rumänischen Hauptstadt, eine Leidenschaft, die sie zum Beruf machen möchte.
Hildegard Ignătescu, 23.03.2021, 18:00
Lucie Roulland kommt aus Frankreich, sie wurde in der Stadt Lille geboren, an der Grenze zu Belgien. Sie hat an der Universität Lyon III Jean Moulin und ein Jahr lang in Vietnam, an der Universität Ho Shi Min Law School studiert. Nach Rumänien ist sie vor vier Jahren gekommen und jetzt studiert sie Journalismus und Kommunikationswissenschaft. Warum sie sich auch für ein Studium in Rumänien entschieden hat, erläutert unsere Gesprächspartnerin:
Ich habe mein Studium 2010 in England an der Hochschule City of Bristol College begonnen, wo ich ein Zeugnis für Englisch erworben habe und wo ich auch mein Jurastudium abgeschlossen habe. Dann habe ich in Frankreich und Vietnam studiert. Schon als Kind wollte ich Journalistin werden, ich fürchtete aber, dass ich keinen Job in diesem Bereich finden werde, deshalb entschied ich mich für Jura. Ich habe in diesem Bereich gearbeitet, aber immer wieder bereute ich es, dass ich meine Leidenschaft nicht zum Beruf gemacht habe. 2016 entschied mich mich also, meiner Leidenschaft zu folgen, es war ja nicht zu spät, und ich bin nach Rumänien gekommen, wo ich allerdings einen Job als Juristin bekam. Ich hatte keine Ahnung, was für eine Stadt Bukarest sein würde und wo Rumänien eigentlich lag. Anderthalb Jahre später habe ich angefangen, die Sprache zu verstehen, und so wurde ich auch auf die rumänische Politbühne sehr neugierig. Damals war der ehemalige PSD-Chef Liviu Dragnea eine besonders umstrittene Figur auf der politischen Szene des Landes. Ich begann dann die rumänische Presse zu lesen und ein immer größeres Interesse für Politik zu zeigen. Im Oktober 2020 habe ich mein Studium an der Journalismusfakultät in Bukarest begonnen, eben weil ich die Politik besser verstehen wollte, weil ich Journalismus liebe und weil ich als politische Journalistin arbeiten möchte.“
Lucie lebt schon seit vier Jahren in Rumänien und sie spricht sehr gut Rumänisch. Wir haben sie gefragt, wie sie sich in der rumänischen Hauptstadt fühlt:
Was mir über Bukarest als erstes einfällt, ist, dass es eine ganz lebendige Stadt ist. Ich liebe es vor allem, auf den Gassen der Stadt zu bummeln. Bukarest ist eine schöne, sichere und architektonisch kontrastvolle Stadt, mit alten Gebäuden des damaligen Paris des Ostens und sozialistischen Gebäuden. Ich bin hier seit vier Jahren und meine Eltern haben mich nie besucht. Man weiß meistens nichts über Rumänien, nicht einmal, wo das Land liegt. Meine Eltern, meine Freunde wissen nicht, wie schön Rumänien ist und dass es von allem etwas hat — Berge, Meer, freundliche und offene Menschen — und dass Rumänien ein sehr interessantes Land mit einem starken Kontrast zwischen Moderne und Tradition ist.“
Lucie ist begeistert von ihrem Leben in Bukarest, sie ist jedoch der Meinung, dass sich einiges doch ändern müsse:
Was mich hier vor allem stört, ist der Verkehr, die Tatsache, dass es so viele Autos gibt. Wir müssen etwas dagegen tun. Ich gehe nicht in die Politik, aber wenn ich es tun würde, wäre das bestimmt die erste Sache, die ich in Bukarest ändern würde. Wir brauchen mehr Fahrradwege und einen besseren öffentlichen Verkehr. In manchen Teilen der Stadt kann man einfach auf dem Gehweg nicht gehen, weil dort Autos geparkt sind, und Fahrrad zu fahren, ist ziemlich gefährlich in Bukarest. Was soll ich noch von der Luftverschmutzung und Lärmbelastung sagen?“
Ihr Lieblingsort in Bukarest ist der Park Cișmigiu. Im zentral gelegenen Garten geht sie gerne mit ihren Freuden spazieren, sie liebt zudem die unkonventionellen Orte, wo Theateraufführungen stattfinden, sowie die modernen Bars und Kaffeehäuser. Was ihr in Rumänien besonders gefällt, erläutert unsere Gesprächspartnerin:
Was mir hier gefällt, ist, wie einfach die Menschen sind und wie sie miteinander umgehen. Sie sind so natürlich und entspannt, was in Frankreich nicht oft vorkommt.“