Klein, aber fein: Ting und sein chinesischer Schnellimbiss
Der junge Chinese Ting hat ein Restaurant eröffnet, das die Bukarester mit frischen traditionellen Speisen anlockt. Den Erfolg hat er durch harte Arbeit erreicht.
Roxana Vasile, 23.10.2015, 17:51
Er ist 28 Jahre alt uns lebt seit acht Jahren in Rumänien. Ting ist der Besitzer des Fast-Food-Restaurants Hao Chi“, (den Namen des Lokals würde man ins Deutsche sinngemäß als Lecker“ übersetzen). Das Bukarester Restaurant ist nicht groß: zwei hohe Tische mit Blick auf die Straße, hohe Stühle und nicht zuletzt das Schaufenster, in dem schon am frühen Morgen frische chinesische Speisen ausgestellt sind. Es handelt sich um traditionelle Speisen, von Ting selber und seiner Mutter zubereitet. Seine rumänische Freundin, die Studentin Elena, macht auch mit, soweit es ihr die Zeit erlaubt. Ting führt also ein Familiengeschäft, das ihn sehr stolz macht. Warum aber in Rumänien?
Ich bin ein Mann. Meine Familie vertritt die Ansicht, dass der Sohn eine Erfahrung im Ausland machen soll. Meine Cousine hatte sich schon lange hier in Rumänien niedergelassen, wo sie ein Geschäft führte, und ich wollte da mitmachen. Schließlich habe ich mein eigenes Geschäft in Bukarest eröffnet. Jetzt fühle ich mich sowohl in China als auch in Rumänien zu Hause, und mein Leben ist hier ähnlich wie in meinem Heimatland. Seit zwei Jahren habe ich eine Freundin, sie ist Rumänin. Sie hilft mir bei der Arbeit im Restaurant, wenn sie Zeit hat. Sie studiert Marketing und jetzt lernt sie auch Chinesisch. Nach dem Studium wird sie bestimmt China besuchen.“
Mittlerweile verbessert auch Ting sein Rumänisch. Mit seinen Freunden und den Kunden seines Restaurants spricht er Rumänisch, womit er Lob von allen Seiten erntet. Das Restaurant eröffnete er vor einem Monat und er tut sein Bestes, damit alles gut läuft.
Wir möchten unseren rumänischen Kunden das beste chinesische Essen anbieten. Wir möchten, dass sie bei uns leckeres, frisches und günstiges Essen probieren. Ich stehe morgens um 6 Uhr auf, spätestens um 6.30 Uhr gehe ich arbeiten. Dann bereite ich hier, im Laden, die Speisen zu und erwarte meine Kunden. Ich bin sowohl der Koch als auch der Verkäufer, ich versorge das Restaurant mit Ware, ich mache alles…“
Während unseres Gesprächs nahm seine Mutter eine Bestellung auf und bereitete die Speisen zu.
Meine Mutter ist hergekommen, um mir zu helfen. Mein Vater ist in China geblieben, weil er noch nicht in Rente gegangen ist. Bald aber wird auch er hier mit uns sein. Meine Mutter hat sich noch nicht so gut eingelebt. In China hatte sie viele Freunde. Ihre Freizeit verbringt sie hier leider alleine, denn ich habe meistens keine Zeit, um ihr die Stadt zu zeigen.“
Ting hat so gut wie keine Freizeit. Er arbeitet die ganze Woche ohne Pause durch, von Montag bis Sonntag, von frühmorgens bis spätabends. Er hat auch keinen Urlaub, beklagt sich aber nicht. Ganz im Gegenteil. Die Chinesen seien daran gewöhnt, viel zu arbeiten. Als er in Rumänien ankam, wollte er ein Lederwarengeschäft eröffnen, er hat es sich aber anders überlegt. Er entschloss sich, den Rumänen qualitativ hochwertiges und günstiges Essen anzubieten. Seine Stammgäste sind meistens Begeisterte der chinesischen Küche in seiner Nachbarschaft und Angestellte des in der Nähe liegenden Sportclubs Dinamo. Seine neue Heimat gab ihm im Gegenzug dafür Ruhe.
Rumänien ist nicht so lärmig wie China. Bei uns gibt es so viele Menschen, die so laut sprechen. In Europa spricht man hingegen leiser.“
Wie erwartet hat Ting in Bukarest seine Lieblingsspeisen, denn er genießt die rumänische Küche: Polenta, die berühmten Mititei/Mici (eine Art ćevapčići), saure Kuttelsuppe. Etwas Ähnliches habe Ting einmal in der Türkei probiert:
In Istanbul habe ich eine saure Kuttelsuppe gegessen, hat aber nicht geschmeckt. War nicht so lecker wie die rumänische.“
Die Speisen seines Restaurants kann man auch online bestellen. Ting besucht oftmals auch Webseiten, die Nachrichten über sein Heimatland bieten und ihn auf dem Laufenden halten. Bisweilen geht er abends mit seinen Freunden etwas trinken. Er bleibt optimistisch und versucht, seine positive Lebenseinstellung zu bewahren.