Keren Temelie aus Israel: „Das Leben in Rumänien ist weniger stressig“
Keren Temelie wurde in Israel geboren und kam vor 10 Jahren nach Rumänien. Sie ist mit Danu Temelie verheiratet, der kanadisch-rumänischer Bürger ist, und beide haben zusammen drei Kinder.
Hildegard Ignătescu, 30.04.2018, 17:45
Keren Temelie lebte im Norden Israels in der Nähe von Nazareth. Mit 18 zog sie den Waffenrock an. In Israel gilt die Wehrpflicht sowohl für Männer als auch für Frauen. Keren sollte den Soldaten das Schießen mit Scharfschützengewehren beibringen.
Nach der Armeezeit zog sie zusammen mit ihrem künftigen Ehemann für vier Jahre nach Prag, wo sie ein Restaurant hatte. Keren kehrte nach Israel zurück, wo sie die Hochschule für Bank- und Finanzwirtschaft besuchte. 2004 heiratete sie Danu Temelie und beschloss, in Rumänien zu leben. Hier fühlt sie sich wie zu Hause und will eine aufrichtige Bürgerin sein. Sie nimmt an freiwilligen Aktivitäten an dem Krankenhaus Lacul Tei teil. Sie organisiert in der Schule, an der ihre Kinder lernen, unterschiedliche Aktionen. Sie sammeln Kleider und Spielsachen für ärmere Kinder.
Keren ist glücklich, ihre Kinder in Rumänien großzuziehen, und will die rumänische Staatsbürgerschaft bekommen. Keren Temelie dazu:
Ich bin in Rumänien seit fast 14 Jahren. Es gefällt mir sehr gut, weil hier weniger Stress als in Israel herrscht. Die Mentalität der Menschen gefällt mir ganz gut, sie gleicht jener in Israel. Die Rumänen sind freundliche Menschen, die viel sprechen. Man kann sie fragen, was sie sich wünschen, man hilft dir, wenn du in Not bist. Ich fühle mich da wie zu Hause. Meine Kinder sind nicht nur Israelis, wie ich, sie sind keine Rumänen, keine Kanadier. Sie sind eine Mischung von allen drei. Meine Töchter besuchen die Britische Schule, während der Junge an der Amerikanischen Schule lernt. Ich fühle, dass ich in Rumänien echte Freunde habe, wie jene in Israel.“
Keren flog 2010 nach London, um ihren Traum zu erfüllen, und erhielt ihr Bäckerei-Meister-Diplom an der berühmten Schule Le Cordon Bleu. Nachdem sie die Kinder gebar, hatte sie eine ganz andere Priorität. Sie hatte bis jetzt keine Zeit, ihre Pläne mit der Bäckerei umzusetzen, gibt aber die Idee nicht auf. Keren bäckt Kuchen für die ganze Familie und für die Freunde. Was sie noch kocht, sagt sie uns jetzt weiter:
Ich koche allerlei Speisen. Ich habe neue Rezepte gelernt. Ich kann auch Polenta kochen und habe selbst neue Rezepte erfunden. Wir essen zum Beispiel israelische Soße mit Polenta. Ich koche Krautwickel, saure Suppen, die uns sehr gut schmecken. Mein Mann ist Rumäne, seine Familie wohnt in Bacău. Es gefällt mir sehr, in Rumänien zu leben, ich fühle mich, als ob mich Ihr Land in die Arme genommen hätte. Ich glaube, es ist besser für meine Kinder, hier zu leben. Ich fühle mich in Sicherheit. Ich bin nicht gestresst.“
Keren Temelie sagte uns am Ende des Gespräches, was sie in Rumänien ändern würde:
Ich bin der Meinung, dass sich heute die Sachen verändern. Man fühlt es. Leider sehe ich keine so großen Fortschritte wie in Tschechien, wo ich nur vier Jahre gelebt habe. Ich glaube aber, dass die Rumänen sehr begabt sind und dass sie für ihr Land vieles tun können. Ich hoffe, dass die wertvollen Menschen, die Rumänien verlassen haben, zurückkehren werden. Wir müssen uns anstrengen, so dass es besser wird.“