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Journalismus-Student Atakan Erdoğan: „Als Journalist ist man niemals absolut frei“

Heute stellen wir Ihnen Atakan Erdoğan aus der Türkei vor. Er studiert Journalismus und Kommunikationswissenschaften und hat als Erasmus-Stipendiat ein Semester an der Bukarester Universität absolviert.

Journalismus-Student Atakan Erdoğan: „Als Journalist ist man niemals absolut frei“
Journalismus-Student Atakan Erdoğan: „Als Journalist ist man niemals absolut frei“

, 12.02.2018, 18:30

Atakan Erdoğan studiert Journalismus im zweiten Jahr an der Universität Anadolu in der Türkei. Er erhielt ein Erasmus-Stipendium und beschloss, ein Semester lang an der Fakultät für Journalismus und Kommunikationswissenschaften der Bukarester Universität zu studieren. Was wusste er über Rumänien, bevor er nach Bukarest kam?



Selbstverständlich kannte ich die rumänischen Hochleistungssportler Gheorghe Hagi und Simona Halep. Gleichzeitig zirkulierten aber in der Türkei auch gewisse Stereotypen über Rumänien, zum Beispiel, dass Rumänien voller »Zigeuner« wäre, was selbstverständlich nicht stimmte. Nachdem ich in Bukarest angekommen war, ist mir klar geworden, dass die gewöhnlichen Gerüchte nicht wahr waren.“




Atakan Erdoğan sagte uns, warum er sich für Journalismus entschieden hat:



Ich habe mich schon immer für Journalismus interessiert, ich bin ein guter Beobachter. Meine Kusine ist auch Journalistin, sie arbeitet bei einer Zeitung in Istanbul und ist in der ganzen Welt unterwegs. Das hat mich auch ermuntert, Journalismus zu studieren.“




Atakan Erdoğan kommentiert auch zum Thema Ausdrucksfreiheit in den Medien:



Ich glaube nicht, dass es totale Ausdruckfreiheit gibt. Wir können eher über verschiedene Stufen der Ausdrucksfreiheit sprechen. Heutzutage ist es sehr schwer, als Journalist das Gleichgewicht zu behalten. In diesem Beruf befindet man sich entweder auf der einen oder auf der anderen Seite — es ist sehr schwer, fast unmöglich, vollkommen frei und unparteiisch zu sein. Bei gewissen Themen hat man vielleicht mehr Ausdrucksfreiheit, aber wenn es um politische Fragen geht, ist man als Journalist niemals absolut frei.“




Atakan Erdoğan erwähnte auch sein Lieblingsbuch:



Es ist ein Buch über Mustafa Kemal Atatürk, über sein Leben und über die Revolution, die er in der Türkei gestartet und geführt hat. Kemal Atatürk war der Gründer der türkischen Republik. Das Buch trägt den Titel »Nutuk« und beschreibt die Ideen Atatürks über die moderne Türkei und über die Bemühungen zur Modernisierung unseres Landes.“




Wie verbringt Atakan Erdoğan seine Freizeit?



Ich spiele Tennis und selbstverständlich gehe ich gerne auf Reisen. Ich war schon in Bulgarien, in Ungarn und in Italien. Am meisten hat mir Rom, die ewige Stadt, gefallen. Rom ist eine wunderbare Stadt — überalll wo man hingeht, ist die über 2000 Jahre lange Geschichte der Stadt präsent.“



Bevor er sein Journalismus-Studium in der Türkei zu Ende führt, beabsichtigt Atakan Erdoğan, mithilfe des Erasmus-Programms auch in Belgien und in den Niederlanden zu studieren:



In der Schule studierte ich auch Grafik-Design, ich kenne mich gut mit Photoshop aus. Zukünftig würde ich gern Journalismus und graphisches Design kombinieren, Internetseiten oder Online-Zeitungen gestalten. Ich würde aber nicht in der Türkei bleiben, sondern eher irgndwo in Europa arbeiten.“




Atakan Erdoğan fühlt sich wohl in Rumänien, und würde gern wieder hierher kommen:



Ich war viel unterwegs in Rumänien — in Constanţa, Braşov, Sibiu, Sighişoara — und es hat mir überall sehr gut gefallen. Bukarest ist ein bisschen autoritär, offiziell — vielleicht, weil es die Hauptstadt ist. Die anderen Städte, die ich besuchte, waren sehr liebenswert, einfach wundervoll.“




Atakan Erdoğan war angenehm überrascht, in der Bukarester Stadtmitte, vor dem Odeon-Theater, die Büste von Mustafa Kemal Atatürk, dem Gründer der modernen Türkei, zu entdecken:



Es war wirklich eine angeneheme Überraschung, diese Büste hat mich zutiefst beeindruckt. Mustafa Kemal Atatürk haben wir zu verdanken, dass wir heute eine Republik sind. Er hat viele Reformen eingeführt, zum Beispiel die Säkularisierung und Bildung für die ganze Bevölkerung. Das Osmanische Reich war kein demokratisches Regime. Atatürk hat die Türkei in Richtung Westen geführt, die Bildung unterstützt. Ohne Kemal Atatürk hätten wir in der Türkei nicht so viel erreicht.“




Die Rumänen sind den Türken sehr ähnlich, meint Atakan Erdoğan, Erasmus-Student an der Fakultät für Journalismus der Bukarester Universität zwischen September 2017 und Januar 2018:



Mir ist aufgefallen, dass die Rumänen nicht besonders glücklicklich sind — wenn man sie in der U-Bahn oder im Bus betrachtet, sehen sie immer traurig und unglücklich aus. In der Türkei ist es genauso. Vielleicht sind die Leute traurig, weil sie zu viel arbeiten, um ihr Leben zu bestreiten, und sie haben deswegen viel Stress. Sie haben keine Zeit mehr, das Leben zu genie‎ßen.“

Foto: Piers Posner / eigenes Archiv
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