Jemenitischer Student entscheidet sich für Masterstudium in Bukarest
Abdullah Alattar aus Jemen besucht in Rumänien den Masterstudiengang Artificial Intelligence“ an der Fakultät für Informatik der Technischen Universität Bukarest. Unser Gesprächspartner liebt Rumänien und fühlt sich hier wie zu Hause.
Carmen Pelin, 05.11.2019, 18:00
Mein Name ist Alattar Abdullah, ich komme aus Mokka, meine Stadt ist für den gleichnamigen Kaffee berühmt. Hier in Bukarest studiere ich Künstliche Intelligenz, ich habe mich für den Bereich Informatik entschieden, nachdem ich die Geschichte von Mark Zuckerberg, dem Gründer von Facebook, gelesen habe. Ich mag Mathematik, aber die künstliche Intelligenz ist die Zukunft.“
In Jemen hat Abdullah Alattar das Internationale Gymnasium Mahatma Gandhi“ in Aden besucht. 2014 hat sich unser Gesprächspartner bei seinem ersten Besuch in Bukarest in Rumänien verliebt. Er hat sich entschieden, sein Studium in Rumänien mit einem Stipendium fortzusetzen:
Ich habe mich für Rumänien entschieden, weil mein Onkel hier Medizin studiert hatte, er ist mit einer Rumänin verheiratet, dann war es klar, dass ich Rumänien liebe und hier leben möchte. Mein Onkel ist Kardiologe im westrumänischen Marghita bei Oradea. Rumänien ist ein schönes Land mit warmherzigen Menschen. Die Rumänen sind gastfreundlich und das Land ist so grün. Ich liebe die Natur in Rumänien, ich komme aus einer Stadt, wo es Wüste gibt, hier gehe ich gerne in Parks spazieren, ich mag besonders die Parks Cişmigiu und Herăstrău. Meine Lieblingsstadt in Rumänien ist Sibiu, aber ich liebe auch Braşov.“
Neben Englisch und Französisch spricht Abdullah Alattar auch Rumänisch, eine Sprache, die er sehr schnell von seinen Freunden und Kollegen gelernt hat. Er hat auch einen Rumänischkurs an der Technischen Universität Bukarest besucht:
Erstmals bin ich nach Rumänien im Dezember 2014 gekommen, und das erste Buch, das ich auf Rumänisch gelesen habe, war »Schneewittchen«, als ich die Sprache kaum kannte. Jetzt lese ich die Gedichte des Nationaldichters Mihai Eminescu. Es tut mir leid, dass ich von Mihai Eminescu in meinem Heimatland nicht gehört hatte. Ich habe auch andere Bücher auf Rumänisch gelesen. Mein Lieblingsautor ist Gabriel García Márquez, »Hundert Jahre Einsamkeit« habe ich auf Englisch, Rumänisch und Französisch gelesen.“
Abdullah Alattar ist ein leidenschaftlicher Fotograf, er liebt auch Reiten, er hört gerne rumänische Musik, auch rumänische Volksmusik, die er als Gast bei Hochzeiten in Rumänien entdeckt hat. 2021 wird er das Masterstudium abschließen und im Anschluss möchte er nach Südamerika reisen. Seine Eltern in Jemen vermissen ihn, aber bestärken ihn in seiner Entscheidung, im Ausland zu studieren:
Mein Vater ist Geschäftsmann, meine Mutter war Arabischlehrerin. Ich habe drei Schwestern, eine ist Englischlehrerin, eine andere ist Ärztin in Jordanien, die jüngste von meinen Schwerstern studiert in Malaysia. Ich will von dieser Zeit profitieren und so viel wie möglich reisen, ich möchte Südamerika sehen. Ich möchte in Chile ein Praktikum im IT-Bereich machen und ein Jahr oder zwei dort leben. Ich finde es toll, dass die Menschen dort so viel lächeln, selbst wenn sie Probleme haben. Das bedeutet meiner Meinung nach, stark zu sein, und das möchte ich erleben. Danach… mal sehen, vielleicht weiterreisen oder nach Hause zurückkehren, ich bleibe für jede Möglichkeit offen und schließe nichts aus. Rumänien ist mein zweites Zuhause und ich möchte einmal zurückkommen. Ich vermisse dieses Land wenn ich nicht da bin, hier habe ich Freunde und mein ganzes Leben.“