Italienischer Medizinstudent in Jassy: „Rumänien bot mir die Chance, meinen Traum zu verwirklichen“
Tiberio Claudio Sapone stammt aus der italienischen Stadt Reggio Calabria und studiert an der Hochschule für Medizin und Arzneimittelkunde in der rumänischen Uni-Stadt Jassy.
Carmen Pelin, 04.01.2022, 17:30
Vor seiner Studienaufnahme in Rumänien hat Tiberio Claudio Sapone zwei Semester Biotechnologie an der Universität in Perugia studiert. Doch dann überlegte er es sich anders und entschied sich für ein Medizinstudium in der rumänischen Uni-Stadt Jassy. Warum gerade in Rumänien?
Ich bin nach Rumänien gekommen, um Medizin auf englisch zu studieren, denn das Land bot mir die Chance, meinen Traum zu verwirklichen, nachdem es mir in Italien verwehrt geblieben war, ein Medizinstudium aufzunehmen. Und so kam ich 2017 nach Rumänien, jetzt bin ich schon im 9. Semester Student der Medizinfakultät in Jassy. Mein Bruder studiert ebenfalls Medizin, allerdings in Italien, an der Universität in Messina, und er hat einen Freund, der Rechtsanwalt ist und mit Hilfe seiner rumänischen Ehefrau italienischen Studenten mit Rat und Tat zur Seite steht, die in Rumänien studieren möchten. Auf seinen Ratschlag hin habe ich mich für Rumänien entschieden.“
In den nunmehr vier Jahren, seitdem Tiberio Sapone in Rumänien lebt, hatte er auch Zeit und Gelegenheit, das Land zu bereisen. Am meisten hat ihm Brașov (Kronstadt) gefallen — die Berglandschaft und die Wintersportmöglichkeiten dort haben es ihm angetan.
Als ich in Rumänien ankam, war ich schon vom ersten Tag an zuversichtlich, denn von Anfang an habe ich Leute kennengelernt, rumänische oder andere ausländische Studenten, die mir sehr geholfen haben, mich einzuleben. Auch unsere Hochschullehrer geben sich viel Mühe, den ausländischen Studenten den Einstieg ins hiesige Uni-Leben zu erleichtern — sie erläutern uns den Aufbau des Studiengangs und vieles mehr. Am Anfang war es sicherlich nicht sehr leicht, weil ich die Sprache nicht beherrschte; jetzt ist es leichter geworden, denn mit Hilfe der Sprachkurse und dank meiner Kommilitonen ist mein Rumänisch jetzt passabel. Heute kann ich sagen, dass ich mich fast wie zu Hause fühle.“
Seit fast zwei Jahren ist der junge Italiener auch Mitglied des Europäischen Verbands der Medizinstudenten — European Medical Student’s Association (EMSA), der 1990 in Brüssel gegründet wurde, Filialen in 30 Ländern hat und über 50.000 Mitglieder zählt. Tiberio Sapone leitet die Abteilung für soziale Events der Jassyer Filiale von EMSA, die zahlreiche Konferenzen und Workshops mit internationaler Beteiligung, aber auch Wohltätigkeitsveranstaltungen organisiert. Zum Schluss haben wir Tiberio Sapone über seine beruflichen Zukunftspläne befragt:
Während meiner Studienjahre in Rumänien habe ich herausgefunden, dass ich sehr daran interessiert bin, zu verstehen, wie der menschliche Verstand funktioniert und warum manche Menschen psychische Störungen entwickeln. Anders gesagt — ich möchte Psychiater werden. Ich glaube nicht, dass ich in Rumänien bleiben werde, ich werde aber auch nicht nach Italien zurückkehren. In all diesen Jahren in Rumänien habe ich viel gelernt, und auch meine Englischkenntnisse sind empfindlich besser geworden, so dass ich überlege, nach Irland zu übersiedeln. Dort würde ich gerne Psychiatrie praktizieren. Nicht allein wegen der Sprache, sondern auch weil mir ein Kommilitone, der zur Hälfte irischer Abstammung ist, erzählt hat, wie das Leben eines niedergelassenen Arztes in Irland ist. Was er mir sagte, klang vielversprechend, also hat er mich überzeugt, es künftig in Irland zu versuchen.“