Ingo Tegge aus Bremen, Autor des Blogs „Dinge, die ich über Rumänien gelernt habe“
Ingo Tegge hat an der Freien Universität Berlin studiert und sechs Jahre lang das Deutsche Kulturzentrum in Cluj geleitet. Aus seiner Faszinazion für Rumänien entstand der Blog Dinge, die ich über Rumänien gelernt habe.
Hildegard Ignătescu, 10.03.2023, 14:36
Jetzt ist Ingo Tegge am Ende seiner Amtszeit an der Leitung des Deutschen Kulturzentrums in Cluj und wird bald nach Zürich wechseln. Vor sieben Jahren hat er sich für Rumänien entschieden. Warum? Am Anfang sah er dien Schritt als Abenteuer, sagt Ingo Tegge.“ Eigentlich bin ich ein Mensch, der gerne reist und andere Kulturen kennenlernen möchte. Aber nach einigen Jahren in Afrika, Südafrika und anderen Ländern habe ich eine Zeit lang – ich glaube fünf Jahre – in Süddeutschland, in Stuttgart, gelebt. Und für mich – ich komme aus Norddeutschland – ist der Süden ein bisschen fremd, ein bisschen langweilig, und ich war sehr motiviert, ins Ausland zu gehen. In der Zwischenzeit habe ich gesehen, dass in Cluj-Napoca, in Siebenbürgen, ein Job angeboten wurde.
Für uns Deutsche ist Siebenbürgen ein Wort, das abenteuerlich und ein bisschen romantisch klingt. Ich fand es also sehr interessant und bin für diesen Job hier gelandet. Eigentlich war ich fast ein bisschen enttäuscht, denn Transsilvanien ist nicht sehr abenteuerlich, sondern eigentlich ein sehr guter Ort. Die Menschen sind sehr nett und die Infrastruktur ist ganz in Ordnung, abgesehen von den Autobahnen. Jetzt habe ich andere Abenteuer, denn ich bin mit einer Rumänin verheiratet, wir haben zwei Kinder und ich bin sehr glücklich.“
Ingo Tegge ist fasziniert von der rumänischen Sprache, insbesondere von den Ausdrücken, die er in Cluj gelernt hat. Er hat einen Blog mit dem Titel Dinge, die ich über Rumänien gelernt habe, in dem er rumänische Ausdrücke aufschreibt, die ihm aufgefallen sind. Wir haben ihn gefragt, welcher ungewöhnliche Ausdruck, der nur für die rumänische Sprache typisch ist, ihm besonders im Gedächtnis geblieben ist. „Es gibt einige Ausdrücke im Rumänischen, die mir sehr gefallen haben. Für mich ist es ein bisschen kompliziert, weil es um eine andere Sprachfamilie handelt, aber für mich persönlich war es einfacher als zum Beispiel Französisch. Einige Ausdrücke haben mir aber besonders gefallen. Es gibt eine Situation, in der ein Handwerker nach Hause eingeladen wird und etwas reparieren muss, und jedes Mal, glaube ich, sind die ersten Worte „Wer hat hier gearbeitet?“ und das ist etwas sehr Typisches, denke ich, für Rumänien.
Das gibt es auch im Deutschen, aber nicht in demselben Ausmaß, und das war für mich sehr interessant. Ich habe es in meinen Blog aufgenommen, aber der Blog handelt auch von anderen interessanten Elementen der Kultur in Rumänien. Zum Beispiel die Art der Kommunikation. In Deutschland sprechen wir sehr sehr direkt, es ist eine Low-Context-Kultur, und in Rumänien haben wir hingegen eine High-Context-Kultur. Wenn zum Beispiel in Deutschland etwas nicht in Ordnung ist oder nicht funktioniert, sagen die Deutschen einfach Nein. Direkte oder indirekte Kommunikation – beides ist gut, aber man muss wissen, dass es einen Unterschied gibt.“ Wir haben Ingo Tegge schließlich gefragt, was er von Rumänien in die Schweiz mitnehmen möchte, wo er vor einer neuen beruflichen Erfahrung stehen wird:
„Ich habe mich in Rumänien als Person sehr entwickelt und bin viel flexibler und spontaner geworden, das wird mir in der Schweiz bestimmt sehr hilfreich sein. Ich denke, dass die Menschen in der Schweiz äußerst unflexibel sind, ein bisschen wie die Deustchen, und es für mich von Vorteil sein, dass ich ein bisschen flexibler bin als die Menschen dort. Ein anderes Beispiel ist das Essen. Mein Lieblingsessen in Rumänien ist Auberginensalat, und ich glaube, der ist bei Ausländern sehr beliebt. Es ist nicht möglich, den gleichen Auberginensalat – in der gleichen Qualität – in Westeuropa zu machen, weil Auberginen sehr unterschiedlich sind, und ich hoffe, dass die Eltern meiner Frau etwas Auberginensalat für uns machen werden.“