Fitness-Import aus Norwegen: Per Markussen
Für Freunde und Familie in Norwegen war die Entscheidung von Fitnesstrainer Per Markussen, vor vier Jahren nach Rumänien zu ziehen, wenig nachvollziehbar – das Land war ein unbeschriebenes Blatt.
Roxana Vasile, 27.03.2015, 18:07
Markussens Antwort ist einfach: eine neue Karrierechance. Als neugieriger Mensch wollte er sich die Aussicht auf Neues nicht entgehen lassen. Rumänien ist in vielerlei Hinsicht anders als Norwegen, besonders aber in der Einstellung zu Sport liegen Meilen dazwischen — hier sind die Leute eher daran interessiert, Spitzensportler im Fernsehen zu verfolgen, drüben liegt der Sport fast im Blut. Wieso also gerade ein Land, das so anders ist?
Das war genau der Grund — ich sagte zu mir, du hast ja so viel Erfahrung anzubieten und gerade in der Fitness ist der Austausch sehr wichtig. In Skandinavien sind sie Menschen generell sehr aktiv. Schifahren ist dort ein Nationalsport, gehört zu Leitkultur. Wir lieben die Natur über alles und gehen so oft wie möglich ins Freie. Ihr habt hier ausgezeichnete Athleten — Turner, Gewichtheber usw. — eine Hochspezialisierung, die wir nicht haben.“
Per Markussen konnte aber in den letzten vier Jahren mit eigenen Augen sehen, dass sich die Mentalitäten auch hier verändern — immer mehr Menschen glauben mittlerweile auch hier, dass es wichtig ist, aktiv zu sein — für Körper und Seele gleichermaßen. Aber, sagt Markussen, der Wandel braucht Zeit, und sein Job besteht gerade darin, möglichst vielen Menschen klar zu machen, wie wichtig ein aktives Leben ist. Der Norweger gibt in Bukarest tanz- und musikbasierte Sportkurse — Stepp, Aerobic, House, Hiphop oder Jazz. Er kriegt dabei eine Superatmo hin:
Ich liebe es, unter Menschen zu sein, mit ihnen zu arbeiten. Ich fühle mich im Training wie ein Fisch im Wasser — meine Motivation ist die gleiche geblieben wie vor 25 Jahren! Und das sieht man, glaube ich! In Skandinavien sind die Menschen optimistischer und sehen das Leben sehr positiv. Hier sagte mir eine junge Frau nach der ersten Trainingsstunde, dass sie sich gar nicht vorstellen konnte, derart viel Spaß zu haben“, erinnert sich Per Markussen an seine Anfänge hier.
Der Norweger ist in Rumänien und dem Ausland sehr viel unterwegs, um Fitnesstrainer auszubilden — zusammen mit Julio Papi, einem spanischen Fitness-Guru, betreibt er die größte Trainerschule in Rumänien — Move On“:
Wir arbeiten zusammen daran und unterrichten auf vollen Touren alle möglichen Disziplinen. Durch unser Kurs- und Eventangebot versuchen wir, die Nummer Eins zu bleiben. Wir arbeiten in Rumänien, bekommen aber auch Einladungen aus anderen Ländern. Wir haben Kurse für Anfänger, die sich zu Trainer ausbilden lassen wollen, aber auch für bereits ausgebildete Trainer, die aufsteigen wollen. Julio, ich und das gesamte Team müssen deshalb immer auf dem neusten Stand sein, denn dieser Bereich ist ständig in Bewegung.“
Vor vier Jahren betrat Per Markussen in Rumänien vollkommenes Ausbildungsneuland — die Trainer waren schlechter ausgebildet als in Norwegen, es gab keine modernen Trainingsmethoden und Standards. Nicht zuletzt durch seinen Beitrag hat sich die Lage aber inzwischen sehr gut entwickelt. Das Niveau der Trainer ist spektakulär gestiegen. Zum ersten Mal haben wir in Rumänien internationale Trainer — also Ausbilder, die so gut sind, dass sie Einladungen aus anderen Ländern kriegen. Es ist ein Quantensprung — absolut erstaunlich.“
Heute findet sich Per Markussen prima in Rumänien zurecht, obwohl er am Anfang das Land nur mit Dracula in Verbindung bringen konnte. An alles hat er sich inzwischen gewöhnt — auch an die für einen Nordeuropäer viel zu heißen Sommernächte in Bukarest, das ihn vor vier Jahren mit einer Affenhitze empfing. Seine Zukunft sieht er auch weiterhin hier — schließlich liebt er Land und Leute und hat auch beruflich viel vor.