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Englischlehrerin aus Großbritannien: „Rumänen sollten respektvoller miteinander umgehen“

Sarah Grant aus Großbritannien hat sich in ihre Wahlheimat Rumänien Hals über Kopf und definitiv verliebt. Doch sie sieht auch die negativen Eigenschaften ihrer neuen Landsleute, insbesondere die etwas rohe Art der Bukarester bemängelt sie.

Englischlehrerin aus Großbritannien: „Rumänen sollten respektvoller miteinander umgehen“
Englischlehrerin aus Großbritannien: „Rumänen sollten respektvoller miteinander umgehen“

, 28.05.2019, 18:00

Sarah Grant ist Englischlehrerin und kommt aus Wimbledon in Gro‎ßbritannien. Sie studierte englische Literatur in London, unterrichtet Englisch für Erwachsene und arbeitet auch als Übersetzerin. Nachdem sie 22 Jahre in Paris gelebt hat, entschied sich Sarah, nach Rumänien zu kommen, wo sie seit einigen Jahren lebt. Sie kam mehrmals nach Rumänien, bevor sie sich im Jahr 2015 in Bukarest endgültig niederlie‎ß. Sarah Grant ist eine sehr geschätzte Lehrerin, aufgrund ihrer Unterrichtsmethoden, die sich auf Spiele und praktische Fragen stützen. Sie hat auch eine gro‎ße Leidenschaft für Rumänien entwickelt. Doch was brachte Sarah eigentlich nach Rumänien?



Es ist eine sehr schwierige Frage, weil es so viele Gründe gibt. Das erste Mal kam ich im Jahre 2000 mit einer Freundin nach Rumänien. Eigentlich wollte ich immer nach Rumänien kommen, aber ich konnte nicht sagen, warum. Es schien mir ein sehr romantisches und exotisches Land. Meine Mutter ist Pianistin und ich hörte sie viele Lieder von Bartók und Enescu spielen. Sie ist ein gro‎ßer Fan von Menuhin und Clara Haskil und von allen rumänischen Musikern und Komponisten von Rang. Ich wollte unbedingt das Land besuchen, aber um mich herum hörte ich nur: ‚Nein, nein, geh ja nicht nach Rumänien! Es ist ein kommunistisches Land, es ist gefährlich, und vielleicht kommst du nie wieder nach Hause, du sprichst die Sprache nicht usw.‘ Also habe ich bis zum Sturz des Kommunismus gewartet, und später, während ich in Paris lebte, traf ich eine sehr nette Dame, die meine Rumänisch-Lehrerin wurde, die mir so viel Rumänisch beigebracht hat, um nicht hilflos zu sein, wenn ich das Land besuche. Sobald ich auf dem Flughafen Otopeni ankam, habe ich, wie Papst Johannes Paul II., den Boden geküsst, mir kamen die Tränen, und ich wusste, dass ich nach Hause gekommen bin. Dann ging ich durch die Stra‎ßen, auf der Calea Victoriei (Siegesstra‎ße), auf dem Elizabeta-Boulevard, auf dem Ion-Ghica-Boulevard und ins Stadtzentrum, rund um die Universität herum und ich fühlte mich wirklich wie zu Hause. Ich habe mich nicht verirrt, ich wusste genau, was um die Ecke kommt. Ich war genau da, wo ich sein wollte. Das war mein erster Besuch und ich wusste von diesem Zeitpunkt an, dass ich eines Tages hier wohnen würde. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich zurückgekommen bin. Ich verbrachte hier ein Sabbatical, 2007–2008, musste aber wegen der Wirtschaftskrise wieder weg. Ich war jedoch entschlossen, nach Rumänien zurückzukehren, weil es mir gefehlt hat. Was mich hier hält? Es sind die Menschen, die warm und voller Humor sind, die gerne feiern. Ich liebe den Humor der Rumänen, die über sich selbst lachen können — was dem englischen Stil sehr ähnlich ist –, wir haben tatsächlich eine Menge Gemeinsamkeiten. Sie haben das schönste Land, das ich je gesehen habe, aber ich glaube nicht, dass die gesamte Bevölkerung das zu schätzen wei‎ß. Wenn ich jetzt Zeit hätte, würde ich reisen. Ich würde per Anhalter fahren, wie im Jahr 2003, als ich einmal sogar mit dem Karren fuhr. Es war gro‎ßartig! Ich mag hier auch die Musik, die Kultur, die rumänische Literatur, die Poesie und das Essen, natürlich! Ich denke, jedes Land hat seine eigene Energie, ein bestimmtes Energieniveau, und Rumänien hat meines. Was auch immer hier passiert, in all diesem Wahnsinn, es ist auch Teil von mir, in viel grö‎ßerem Ma‎ße als in Gro‎ßbritannien oder Frankreich, wo ich mein halbes Leben verbracht habe.“




Sarah sah, wie sich Rumänien im Laufe der Zeit verändert hat, und die vergangenen Jahre halfen ihr, die rumänische Realität besser zu verstehen. Wir fragten sie, was sie ändern würde, was sie gerne verbessern würde in unserem Land.



Ich wei‎ß nicht genau, denn es geht im Grunde genommen um Mentalität. Ich wei‎ß nicht, inwieweit dies möglich ist oder wie lange es dauern würde, etwas zu ändern. Ich würde jedoch gerne sehen, dass die Rumänen ihr Land ein bisschen mehr lieben und respektieren, dass sie nicht nur Fremden gegenüber Respekt entgegenbringen, sondern sich auch gegenseitig respektieren. Vielleicht geht nur hier in Bukarest so derb zu und in Siebenbürgen sind die Menschen netter. Ich wei‎ß es nicht. Ich würde gerne sehen, dass die Menschen ihr Erbe mehr respektieren und stärker protestieren, wenn ein Haus illegal über Nacht abgerissen wird, dass sie etwas gegen diese Graffiti tun, die die schönsten Fassaden verunstalten, dass sie wissen, wer die bedeutenden Gebäude in der Stadt gebaut hat und wer der jetzige Besitzer ist. Ich möchte die Rumänen neugieriger sehen, und die Neugierde lernt man in der Schule. Kinder sollten lernen, Fragen zu stellen, zu sagen, dass Sie mit etwas nicht einverstanden sind, zu debattieren, ohne zu schreien oder zu beleidigen, sie sollten aktiv und effektiv zuhören können. Ich bin sehr kritisch, und das ist nicht unbedingt gerecht, aber ich wünsche mir sehr, dass die Rumänen ihr Erbe und ihre Folklore schätzen und sich dessen, was sie haben, bewusst sind, denn es ist wirklich au‎ßergewöhnlich.“




Sarah Grant hat sich hier ein Leben aufgebaut, hat Freunde und ist aktiv am gesellschaftlichen Leben beteiligt. Sie leistet Freiwilligenarbeit, hat einen Blog über Rumänien und wirbt für das Land. Wir fragten sie zum Schluss, ob sie hier langfristig leben möchte:



Ich hoffe das sehr! Ich habe keine Absicht, von hier wegzugehen. Mir gefällt Rumänien so sehr, dass ich mich hier zu Hause fühle. Ich will überhaupt nicht weg von hier.“

Foto: Piers Posner / eigenes Archiv
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