Eaint Thazin Phyo aus Myanmar: „Erfahrungen in Rumänien haben mein Leben verändert“
Eaint Thazin Phyo kommt aus Myanmar. Sie hat einen Master-Abschluss von der Universität Bukarest und arbeitet derzeit im Autovertrieb. Sie hat Rumänien viel bereist und fühlt sich auch in Bukarest gut integriert.
Hildegard Ignătescu und Sorin Georgescu, 23.01.2025, 17:45
Eaint Thazin Phyo kommt aus Myanmar. Sie hat einen Master-Abschluss von der Universität Bukarest und arbeitet derzeit im Autovertrieb. In Myanmar hat sie zuvor Betriebswirtschaft studiert und in Bukarest einen Master-Abschluss in Betriebswirtschaft und Unternehmensberatung erworben. Da ihr Name für Rumänen nicht so leicht auszusprechen ist, nahm sie auch einen europäischen Namen an: Evelyn. Sie kam im Winter 2021 in Rumänien an und weilte zunächst in Alba Iulia (zu deutsch: Karlsburg oder Weißenburg), wo sie Rumänisch zu lernen begann. Nach einigen Monaten zog sie nach Bukarest, wo sie sich für den erwähnten Masterstudiengang einschrieb. Im Folgenden erzählt sie uns die Geschichte ihrer Ankunft in Bukarest und warum sie sich dafür entschieden hat, aus einem so weit entfernten Teil der Welt hierher zu kommen:
„Ich bin nach Rumänien gekommen, weil ich ein Stipendium von der rumänischen Regierung erhalten hatte. Im Jahr 2021, gleich nach der Pandemie, bewarb ich mich für verschiedene Stipendienprogramme, und die von der rumänischen Regierung angebotene Möglichkeit entdeckte ich gerade einen Tag vor Ablauf der Frist. Glücklicherweise wurde ich ausgewählt, und ich kann mit Stolz sagen, dass ich die erste Studentin aus Myanmar bin, die ihren Abschluss in Rumänien machte, und ich bin Rumänien unglaublich dankbar für diese Chance. Diese Erfahrung hat mein Leben verändert und ich habe das Gefühl, dass Rumänien meine zweite Heimat geworden ist.“
Weiter haben wir Evelyn gefragt, wie sie Rumänien zu Beginn empfand und ob sie einen Kulturschock erlebt hat.
„Die Lebensweise hier ist sehr interessant und ja, sie ist schon ein bisschen anders als in Myanmar – eigentlich sehr unterschiedlich. Mir gefällt es hier sehr gut. Die Menschen sind freundlich und respektvoll, und das gefällt mir. Am Anfang war es ein bisschen schwierig für mich, weil ich zum ersten Mal in Europa war. Das Wetter ist hier ganz anders, und als ich im Dezember ankam, war es sehr kalt, und in Siebenbürgen war es noch kälter als in Bukarest. Das Wetter und auch das Essen waren also neu für mich. Ich liebe es, hier in Rumänien viel zu reisen, und ich habe schon viele Orte besucht, denn mein Freund ist Rumäne und hat mich bei seinen Reisen oft mitgenommen – in die Berge, in die Dörfer und auch in andere Länder. Besonders in Siebenbürgen und Westrumänien fühle ich mich gut aufgehoben, ich bewundere Städte wie Kronstadt, Hermannstadt, Klausenburg, Großwardein, Temeswar und Karlsburg.“
Evelyns Eltern freuen sich, dass sie ein Stipendium für ein Studium in Europa bekommen hat. Wir haben sie weiter gefragt, was ihre Eltern von ihrem Umzug nach Rumänien halten und ob sie seit ihrer Ankunft wieder zu Hause war.
„Ja, ich bin letztes Jahr nach Hause gereist und habe drei Monate mit meiner Familie verbracht, und jetzt führen wir fast jeden Tag Videotelefonate. Manchmal vermisse ich sie. Sie freuen sich sehr für mich, denn ich bin die Jüngste in der Familie, und es ist das erste Mal, dass ich mein Zuhause verlasse. Ich bin auf die Uni gegangen und habe jetzt einen Job – das macht sie glücklich. Ich würde sie gerne hierher holen, aber es ist sehr schwierig für sie, weil es weit, weit weg ist – 14 bis 15 Flugstunden entfernt –, und ich glaube nicht, dass sie sich das zumuten.“
Zum Schluss fragten wir Eaint Thazin Phyo alias Evelyn noch, ob sie in Rumänien dauerhaft bleiben will, ob sie hier etwas ändern würde, was sie aus ihrer alten Heimat Myanmar vermisst und was sie aus Rumänien zum Verschenken mitnimmt, wenn sie ihre Familie besucht.
„Ich habe zwar eine Aufenthaltserlaubnis, aber sie ist befristet. Doch in Zukunft möchte ich schon hier bleiben. Ehrlich gesagt, ich kann mir keine Veränderung vorstellen, denn das Land und Bukarest sind perfekt, so wie sie sind. Als ich mich für das Stipendium bewarb, hatte ich mich für die Universität Bukarest entschieden, weil ich Bukarest mag, denn es ist die Hauptstadt und hier gibt es viele Veranstaltungen, Festivals und aktive Menschen. Außerdem gibt es auch Landsleute aus Myanmar hier, so dass ich mich in keiner Weise einsam fühle. Natürlich gibt es ein paar Kleinigkeiten, die man hier ändern könnte – die Hausverwaltung in den Plattenbausiedlungen könnte nach meiner Auffassung ein bisschen besser sein.
Aus Myanmar vermisse ich in erster Linie das Essen. Es gibt zwar chinesische Läden hier, wo man asiatische Lebensmittel und Produkte findet, doch sind sie nicht ganz wie bei uns. Als ich in Myanmar war, habe ich Lebensmittel von dort hierher gebracht. Und Tee. Aus Rumänien würde ich vielleicht Schokolade mitnehmen, denn hier schmeckt sie besonders gut. In Myanmar gibt es zwar auch Schokolade, doch ist sie nicht so süß und auch die Qualität nicht so hochwertig wie hier. Und hier gibt es auch sehr viele unterschiedliche Sorten. Und Weine, rumänische Weine nehme ich noch als Geschenk mit.“