Davide Abdelal: Italiener arabischer Abstammung will Flüchtlingen helfen
Der 23-jährige Davide Abdelal kam vor 5 Jahren nach Rumänien. In seiner Heimat Italien fühlte er sich als Schüler ausgegrenzt, doch spielten auch die Kosten eine Rolle bei der Entscheidung, in Rumänien zu studieren.
Roxana Vasile, 16.10.2015, 17:18
Ende der 2000er Jahre war die soziale Lage in Italien nicht die beste. Davide Abdelal wurde von seinen Schulkameraden wegen seiner arabischen Abstammung ausgegrenzt. Nachdem er das Gymnasialstudium beendete, ist er nach Rumänien gekommen. Seine Freunde hatten ihm über Rumänien erzählt. Davide lernte ein Jahr lang alleine Rumänisch:
Für den Anfang wollte ich nur einen Job finden, um ein bisschen Geld zu verdienen. Danach wollte ich studieren. Und das habe ich auch getan. Ich habe eine Hochschule besucht und Chemie studiert, leider habe ich anschließend nicht den gewünschten Job gefunden. Ich habe mir etwas mit Italienisch ausgesucht und es war gut, weil es ein bisschen kompliziert ist, als Ausländer eine Fakultät zu besuchen. Man braucht viele Dokumente, Urkunden. Ich hatte ein Jahr lang Zeit, mich zu organisieren und alle Unterlagen in Ordnung zu bringen.“
Nach der Diplomarbeit in Energetik am Bukarester Polytechnikum macht Davide nun seinen Master in Wasserenergetik. Davide erzählt, warum er sich für eine rumänische Hochschule entschieden hat:
Meine Mutter schickt mir Geld, damit ich die Miete bezahlen kann. Hätte ich mich für Deutschland entschieden, wäre es kaum finanzierbar gewesen. Es ist sowieso schwer für meine Mutter. Ich möchte ihr nicht zu viel zumuten. Rumänien war die einfachste Wahl. Ich bin europäischer Bürger und ich bezahle für das Studium keine Gebühren. Wäre ich in Italien geblieben, hätte ich mehr bezahlen müssen.“
Die Mutter von Davide Abdelal ist Italienerin, der Vater Ägypter. Davide war noch nie in Ägypten und spricht auch kein Arabisch. Er ist auch kein Muslim, sondern Atheist:
In der Schule wollten sich die Schulkameraden mit mir nicht anfreunden, sie wollten nicht mit mir nicht sprechen. Ein gewisser Rassismus war schon da. Sie sagten mir ‚ok, du bist in Italien aufgewachsen, also bist du Italiener‘. In Rumänien ist es viel besser.“
Der Migrantenstrom aus dem Nahen Osten und Nordafrika nach Europa lässt einige Menschen behaupten, es bestehe die Gefahr der Islamisierung des Kontinents oder der Einschleusung von Terroristen unter den Flüchtlingen. Davide Abdelal dazu:
Da kann man merken, wie einfach die Menschen manipuliert werden können. Es tut mir leid, so etwas zu hören. Auch wenn ich Verschiedenes darüber lese, bin ich sehr traurig. Es ist schwer, weil diejenigen, die kommen, eine ganz unterschiedliche Kultur haben. Beide Seiten müssen kooperieren. Wenn z.B. Frankreich als Land nicht kooperieren will, wenn man alle Flüchtlinge irgendwo sich selbst überlässt, so entsteht die Möglichkeit, dass unerwünschte Phänomene stattfinden.“
Rumänien wird über 4.000 Flüchtlinge aufnehmen, die von den Behörden und einfachen Menschen unterstützt werden müssen. Davide Abdelal will auch helfen:
Ich bin Mitglied eines europäischen rumänisch-panarabischen Verbandes. Ich beteiligte mich sogar an einer Kundgebung. Ich habe erfahren, dass Nahrungsmittel und Kleidungsstücke für Flüchtlinge gesammelt werden. Nun will ich Arabisch lernen, um mit ihnen kommunizieren zu können. Die Zeit ist kurz, aber ich tue mein Bestes. Da Rumänien nur wenig Geld für Flüchtlinge aufbringen kann, ist es nicht so einfach. Das bedeutet nicht, dass wir sie hassen müssen. Ich habe mich sehr gefreut, dass es Menschen gibt, die den Flüchtlingen helfen wollen.“
Davide Abdelal weiß noch nicht, ob er nach seinem Master Rumänien verlassen wird. Er weiß nicht wohin. Eines weiß er bestimmt, er will die Menschen, die Hilfe brauchen, unterstützen.