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„Bukarest ist eine sichere Stadt“ – Joyce Easton aus Schottland lebt gerne in Rumänien

Joyce kam vor gut 10 Jahren zum ersten Mal nach Rumänien. Als gebürtige Schottin hatte sie am Anfang Schwierigkeiten, sich hier anzupassen. Doch mit der Zeit entdeckte sie immer mehr Dinge, die ihr Spaß machten, die ihr gefielen.

„Bukarest ist eine sichere Stadt“ – Joyce Easton aus Schottland lebt gerne in Rumänien
„Bukarest ist eine sichere Stadt“ – Joyce Easton aus Schottland lebt gerne in Rumänien

, 01.04.2016, 18:00

Joyce Easton kam 2006 zum ersten Mal nach Rumänien. Das Land hinterlie‎ß keinen positiven Eindruck bei ihr. Zu der Zeit waren die Kinder klein. Als sie die Altstadt besuchten, mussten sie über Holzbretter gehen, denn die ganze Altstadt war eine Baustelle. Ihr Ehemann arbeitet beim Erdölunternehmen Petrom, also kam sie immer wieder zurück nach Rumänien. Als die ältere Tochter auf die Uni ging, beschloss die Familie, nach Rumänien zu ziehen. Die jüngere Tochter, damals im Alter von 15 Jahren, sollte ihre Ausbildung in einer Schule in Rumänien abschlie‎ßen. Was hielten sie von der Idee, nach Rumänien umzuziehen?



Wir waren nicht besorgt wegen des Umzugs, denn wir waren schon oft davor in Rumänien. Rumänien hatte sich im Laufe der Zeit stark entwickelt. Wir wussten, was wir zu erwarten hatten. Meine Tochter wechselte die Schule — sie nahm das vermutlich als eine Herausforderung an. Die grö‎ßte Schwierigkeit für mich bestand darin, dass ich in Schottland als Physiotherapeutin gearbeitet hatte. Und hier hatte ich keine Arbeit mehr.“




Joyce passte sich aber schnell der neuen Situation an. Sie fand eine Beschäftigung:



Wir haben einen Hund, mit dem ich gerne durch den Park spazieren gehe. Ich beteiligte mich an einigen Wohltätigkeitsaktionen, so etwa in der Vorweihnachtszeit, als ich mich für ein paar Wochen an mehreren Tagen bei der Stiftung Casa Speranţei einbrachte. Ich arbeitete mit den Physiotherapeuten von dort zusammen. Darüber hinaus beteilige ich mich an sämtlichen schulischen Tätigkeiten und Projekten. Und ich lerne Rumänisch. Ich kenne schon viele Wörter, es fällt mir aber schwer, Sätze zu bilden. Ich habe eine gute Lehrerin und werde weiterhin Rumänisch lernen, solange wir hier leben.“




Was ihre Lieblingsbeschäftigung betrifft — vermutlich können Sie es schon ahnen:



Ich esse nun mal gerne. Ich mag alle Restaurants, die Vielfalt ist sehr gro‎ß hier. Au‎ßerdem halte ich mich gerne auf dem Obst- und Gemüsemarkt auf. Ich erlebe so die Leute und ihre Kultur näher. Ich beteilige mich gerne an Kulturveranstaltungen, gehe gerne in die Oper. Die Eintrittskarten sind hier nicht so teuer wie in Gro‎ßbritannien. Es werden viele Kulturveranstaltungen organisiert, daher finde ich, dass die Rumänen sehr gebildet sind.“




Wir fragten Joyce, was sie einem ausländischen Tourist in Rumänien empfehlen würde:



Die Landschaft ist wunderschön, sobald man aus der Stadt hinausfährt. Ich war noch nicht im Norden des Landes, war allerdings in Sinaia, und in Sibiu (dt. Hermannstadt). Ich bin in der Schulerau (Poiana Braşov) schigefahren. Die Landschaft, die Natur ist dort sehr verschieden im Vergleich zur Stadt. Erst nachdem ich nach Rumänien kam, lernte ich die gro‎ßartige Weinindustrie hierzulande kennen. Wir gehen oft aus, essen gerne in der Stadt. Die kulturelle Dimension ist hier gut ausgeprägt. Viele historische Gebäude sind einen Besuch wert. Das Ballett- und Opernhaus — ich hätte auch in Schottland häufiger eine Aufführung gesehen, nur waren die Eintrittskarten sehr teuer. Die Touristen haben viele Möglichkeiten hierzulande.“




Auch Joyces Tochter passte sich gut an das Leben in Rumänien an. Sie fand zahlreiche Beschäftigungen entsprechend ihrem Alter — so unsere Gesprächspartnerin:



Sie liebt Geschäfte, liebt die Mode. In Rumänien gibt es viele junge Designer und meine Tochter interessiert sich für ihre Kreationen. Ehrlich gesagt sind sie auch preisgünstiger. Sie geht gerne aus mit ihren Freunden. Bukarest ist ein sicheres Umfeld für Jugendliche. Hier sind junge Leute irgendwie freier im Vergleich zu Gro‎ßbritannien. Sie ist jetzt 15 Jahre alt, bleibt aber aus bis spät in der Nacht. Die Bukarester Altstadt ist ein positives Beispiel — dort kann man einer alten Frau und ihrem Hund begegnen. Sie sitzt an einem Tisch und trinkt einen Kaffee. Jugendliche, Teenager, Familien — alle treffen hier zusammen. Ich bemühe mich, nicht bis um 1-2 Uhr in der Nacht in der Bukarester Innenstadt zu bleiben. Dennoch, wenn es passiert, fühle ich mich sicher. Ich fahre mit der U-Bahn alleine und habe keine Angst, dass mir etwas zusto‎ßen könnte. Ich komme aus Schottland, dort bin ich ungerne alleine auf den Stra‎ßen um 10-11 Uhr abends.“



Joyce hob noch einige kulturelle Unterschiede zwischen den beiden Ländern hervor:



Als Expat fühle ich mich hier überhaupt nicht bedroht. Ich stellte fest, dass jüngere Leute einen besonderen Respekt vor älteren Menschen haben. Es wird ihnen gleich ein Sitzplatz in den öffentlichen Verkehrsmitteln angeboten. Das ist bei uns gar nicht so selbstverständlich.“




Was sie an Rumänien nicht mag? Zum einen, wie hier geparkt wird. Parken sei unmöglich und Fahren… eine echte Herausforderung! Dennoch lernte sie, sich im Verkehr durchzusetzen.

Foto: Piers Posner / eigenes Archiv
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