Bryan Jardine aus den USA: „Rumänien hat seit dem EU-Beitritt große Fortschritte verzeichnet“
Bryan Jardine lebt seit 20 Jahren in Rumänien. Der Rechtsanwalt widmet sich zusammen mit seiner Familie zahlreichen Wohltätigkeitsprojekten und fühlt sich als Teil seiner Wahlheimat.
Hildegard Ignătescu, 07.01.2019, 18:00
Bryan Jardine wurde in Connecticut geboren, wuchs aber in Los Angeles, Kalifornien, auf, wo er eine erfolgreiche Karriere hatte. Seine Karriere hat ihn auch zum ersten Mal in den Neunzigern nach Rumänien gebracht. Damals blieb er nur ein Jahr in Rumänien. Warum er sich erneut für ein Leben in Bukarest entschied, erläutert in den folgenden Minuten unser Gesprächstpartner:
Zum ersten Mal brachte mich mein Job nach Rumänien im Jahr 1996, zwei Jahre später bekam ich einen Auftrag in Budapest. In Kalifornien war ich bei meinem Arbeitgeber für streitige Gerichtsbarkeit zuständig, aber ich wünschte mir, in einen Bereich einzusteigen, der nicht so konfliktgeladen ist, so zum Beispiel den Geschäftsbereich. Ich habe mir gesagt, warum es nicht in Osteuropa versuchen? Das war 5 oder 6 Jahre nach der Wende und ich dachte, es gibt eine große Nachfrage in diesem Teil Europas. Viele US-amerikanische und britische Unternehmen zeigten damals ein großes Interesse für Rumänien.“
In dieser Zeit war Bryan Jardine Zeuge der Entwicklung Rumäniens nach der Wende, und, wie er feststellte, machte seine Wahlheimat nach dem EU-Beitritt deutliche Fortschritte:
Die Änderungen, die ich in den letzten 10 Jahren feststellte, waren recht beeindruckend, besonders im Vergleich zu der Zeit vor zwanzig Jahren, als ich Rumänien zum ersten Mal erlebte. Viele sind der Ansicht, dass der größte Vorteil der Zugehörigkeit zur Europäischen Union die europäischen Fonds wären, aber ich sehe auch andere Vorteile — ich beziehe mich auf die gesetzlichen Bestimmungen Brüssels, die zwar nicht sehr populär sind, und ich bin der Meinung, dass sie zwar zum Teil vom Ausland durchgesetzt wurden, aber ich betrachte sie als opportun, denn Rumänien muss als EU-Land auch eine europäische Gesetzgebung haben. Und das ist ein großer Vorteil. Wir haben noch einen langen Weg vor uns, aber wir haben auch wichtige Fortschritte in den letzten Jahren gemacht.“
Bryan Jardine ist ein aktiver Mensch, der einen großen Teil seiner Freizeit den Wohltätigkeitsprojekten widmet, Gitarre spielt und die rumänische Sprache lernt. Mittlerweile hat er sich völlig in Rumänien eingelebt:
Als ich vor 20 Jahren nach Rumänien kam, hatte ich nichts vor. Ich hatte keine Verbindung zu diesem Land und auch keine Verwandte hier. Ich konnte schon Spanisch, weil ich ein paar Jahre in Lateinamerika gelebt hatte, und wusste, dass ich dank der gemeinsamen Herkunft beider Sprachen ohne Schwierigkeiten auch Rumänisch lernen konnte. Alles was ich über Rumänien wusste, war das, was ich in den Medien lesen konnte, über Ceauşescu, Nadia Comăneci, Dracula, dasselbe wissen ungefähr 99% der Amerikaner über Ihr Land. Erst als ich Rumänien hautnah erleben durfte, stellte ich fest, dass dieses Land sehr interessant und mit einer reichen Kultur ist. Rumänien unterscheidet sich deutlich von den anderen Staaten in der Region, sowohl was die Kultur als auch was die Sprache angeht. Ich war auch in Ecuador, Argentinien und Brasilien und kann sagen, dass ich hier zahlreiche Merkmale dieser Länder wiederfinde, vor allem die Warmherzigkeit der Menschen. Meine Frau ist Amerikanerin, aber sie hat sich hier auch eingelebt und wir engagieren uns zusammen für zahlreiche Projekte, besonders für Wohltätigkeitsprojekte. Vor ein paar Jahren war ich Mitglied der Fulbright- Kommission in Rumänien und habe somit ein paar Projekte in diesem Bereich angestoßen.“
Rumänien ist für Bryan Jardine ein zweites Zuhause, Rumänien und die USA sind die Orte, wo seine Familie lebt und wo er etwas aufgebaut hat. Er versucht, sein Leben zwischen den beiden Ländern aufzuteilen.
Unsere Eltern leben in den USA, dort verbringen wir unseren Urlaub und die ganze Familie wartet auf uns jeden Sommer ungeduldig. Wir haben ein großes Haus dort und freuen uns sehr, jeden Tag mit der Familie zu verbringen, nach zwei oder drei Wochen kehren wir aber nach Rumänien zurück, wir sind sozusagen beiden Ländern zugehörig.“