Andreas Brunner aus der Schweiz: „Dieses Land ist sehr lebendig“
Für den Schweizer Andreas Brunner ist Rumänien ein zweites Zuhause. Von Anfang an war er von der Warmherzigkeit, Lebensfreude, Gastfreundschaft und Offenheit der Rumänen begeistert und entschied sich schnell, hier zu bleiben.
Hildegard Ignătescu, 05.02.2019, 18:00
Der Schweizer Andreas Brunner lebt in Rumänien seit 25 Jahren, er kommt aus einer kleinen Stadt, Magglingen, wo er viel Sport getrieben hat, insbesondere Ski und Tennis. Er ist aber ein Liebhaber von Motorsport und hat eine reiche Erfahrung in diesem Bereich. Im Laufe der Zeit war er dreimal Pilot des Teams Suzuki, er hat sich an zahlreichen Motorrad-Wettbewerben beteiligt, darunter dem berühmten Paris-Dakar, war Motocross- und Endurotrainer. Mit 61 Jahren hat er nun angefangen, sich dem Sport erneut zu widmen, jetzt treibt er Mountain Bike Downhill (Bergabfahrt), voriges Jahr schaffte er es bei der Downhill-Weltmeisterschaft in Andorra aufs Podium.
In Rumänien hat sich unser Gesprächspartner in den neunziger Jahren niedergelassen. Vom Anfang an war er von der Warmherzigkeit, Lebensfreude, Gastfreundschaft und Offenheit der Rumänen begeistert und entschied sich schnell, hier zu bleiben. Er hat sich in Bukarest schnell eingelebt und gründete hier auch eine Familie:
Ich bin nach Rumänien mit einem großen Projekt gekommen, ich war Teil der Mannschaft Suzuki Factory Team und wir haben in Rumänien die LKW für Paris-Dakar gebaut. Ich habe mich am berühmten Wettbewerb in den Neunzigern beteiligt. Am Anfang sind wir nach Braşov gereist, denn dort gab es eine gute LKW-Fabrik. Wegen des Golfkriegs hat der Wettbewerb aus Sicherheitsgründen nicht mehr stattgefunden. Rumänien hat immer eine starke Anziehungskraft auf mich ausgeübt, vielleicht weil es ein osteuropäisches Land ist, und vom Ostblock wusste ich nicht viel. Schon als Kind trieb ich viel Sport in Magglingen, der Motorsport lag mir aber besonders nah am Herzen. Ich habe viele Orte besucht, auch in Westafrika, habe in Togo gelebt, ich war Motocross-Nationaltrainer, ich habe nationale Motocross-Wettbewerbe organisiert, ich bin viel gereist und habe viele Kulturen näher erlebt, Rumänien hat aber einen ganz starken Eindruck auf mich hinterlassen. Anfangs habe ich mich einer Gruppe ausländischer Experten angeschlossen und wir blickten voller Optimismus auf unsere Zukunft hier. Das Land war wie ein kleines Paradies. Mein Kind ist in den Neunzigern in Rumänien zur Welt gekommen, jetzt ist es 22 Jahre alt. Hier habe ich mich auch der größten rumänischen Mountain-Bike-Mannschaft angeschlossen, Bike Expert Racing und das Ganze — Natur und Mountain Bike — haben mein Leben hier sehr schön gemacht.“
Andy Brunner sich hat hier viele Freunde gemacht, er hat sich schnell eingelebt und Rumänien ist jetzt sein zweites Zuhause:
Ich lege viel Wert auf Geistigkeit und hier in Rumänien habe ich Gegenden mit einer positiven Energie entdeckt. Jedes Wochenende fahre ich mit der Gruppe nach Cheile Grădiștei sowie ins Gebirge, die Berge Iezer und Leaota sind wie ein Paradies mit wilder und unberührter Natur. Wir lieben die Natur, die Tiere, und wenn man in Bukarest lebt, kann man bekanntlich in zwei Stunden ans Meer und in zwei Stunden ins Gebirge fahren. In Rumänien treibe ich auch Downhill oder Bergabfahrt — eine spezielle Kategorie des Radsports. Sinaia bietet wunderschöne Strecken durch die Berge. Bukarest ist so reich an Kultur und so lebendig… Hier habe ich alles für ein gutes Leben und freue mich, dass ich in den Neunzigern in Rumänien geblieben bin.“
In Rumänien ist aber nicht alles reibungslos verlaufen. Unser Gesprächspartner wurde sogar mit ein paar Schwierigkeiten in Bezug auf seinen Vertrag als LKW-Bauer konfrontiert. Das Negative hat er aber hinter sich gelassen und er hat immer optimistisch auf seine Zukunft in Rumänien geblickt. Was bedeutet Rumänien für ihn und was hat ihm hier am besten gefallen?
Was mir hier am meisten gefällt ist eine Art Mischung, mit einem einzigen Wort kann ich das »Leben« nennen. Dieses Land ist so lebendig, besonders wenn ich es mit meinem Heimatland Schweiz vergleiche. Die Schweizer haben zwar eine gute Selbstdisziplin, sie leben aber nicht so intensiv. Sie planen viel in ihrem Leben und alles, was sie nicht tun müssen, tun sie auch nicht. Hier in Rumänien weiß man nicht, was in fünf Jahren passieren wird, und das finde ich eigentlich das Schönste am Leben. Meine Ehefrau ist Hausärtztin und wir wissen natürlich, dass viele rumänische Familien ein schweres Leben führen, besonders weil die soziale Fürsorge so mangelhaft ist. Die Situation soll sich zum Besseren verändern, wir alle müssen uns aber dafür engagieren.“