Ägyptische Englisch-Lehrerin unterrichtet am British Council in Bukarest
Nermine Rezkalla wurde in Kairo geboren und ließ sich vor acht Jahren in Rumänien nieder. Ihr Bildungshintergrund ist äußerst vielfältig – ihr Werdegang brachte sie u.a. nach Kuwait, Südafrika sowie nach Bukarest, wo sie heute lebt.
Hildegard Ignătescu, 19.03.2019, 18:00
Nermine Rezkalla ist Englischlehrerin am British Council in Bukarest, nachdem sie jahrelang auf der ganzen Welt unterrichtet hat. Sie erzählt uns, wie und wann sie nach Rumänien kam.
Ich bin 2010 nach Rumänien gezogen — ich habe einen Rumänen geheiratet und wir sind zusammen hierher gekommen. Wir haben uns in Südafrika getroffen und haben doppelt geheiratet: standesamtlich hier in Rumänien und kirchlich in Ägypten. Wir haben dann ein Jahr in Südafrika gelebt, aber 2010 haben wir beschlossen, uns in Rumänien niederzulassen, und seitdem bin ich hier.“
Nermine hatte bereits die Erfahrung gemacht, sich an neue Kulturen zu gewöhnen und anzupassen, aber Rumänien war eine Herausforderung, vor allem wegen des Wetters und der niedrigen Temperaturen, an die sie nicht gewöhnt war. Im Laufe der Zeit gelang es ihr, die Unannehmlichkeiten zu überwinden und sich zu integrieren, einen Job und neue Freunde zu finden und sich in Bukarest wie zu Hause zu fühlen.
Um ehrlich zu sein, als ich 2010 zum ersten Mal hierher kam, hat es mir überhaupt nicht gefallen. Ich war Ende Oktober gekommen, es war kalt, das Wetter missfiel mir zutiefst und das gefällt mir immer noch am wenigsten. Ich hasse immer noch die Kälte, ich habe mich selbst jetzt nicht angepasst, weil ich mein ganzes Leben in warmen Ländern gelebt habe. ich bin in Ägypten geboren und ich mag keinen Schnee, die Kälte. Im Winter hab ich echt keine Lust auf irgendwas — und das spürt man. Dies war das Schwierigste, das wir überwinden mussten, als wir hier ankamen und uns an die Kälte gewöhnen mussten. Dann war es schwierig, die Sprache nicht zu kennen, aber ich denke, die Dinge haben sich geändert, und die meisten Leute sprechen jetzt Englisch. Als wir 2010 umzogen, gab es auch in Bukarest nicht viele Rumänen, die Englisch sprachen, und es war kompliziert. Ich habe damals nicht gearbeitet, ich habe gelegentlich Englisch online unterrichtet, aber ich hatte keinen festen Job. Ich habe mich auf mehrere Stellen beworben und habe im Dezember einen Job bekommen. Ich hatte also nicht allzu lange ausgesetzt und fing als Teilzeit-Englischlehrerin beim British Council an — und dort blieb ich dann. Jetzt bin ich Vollzeitlehrerin im Mutterschaftsurlaub. Ich denke, der Umzug an einen neuen Ort ist für alle schwierig, aber ich habe gearbeitet, Menschen kennengelernt und ein bisschen die Sprache erlernt. Ich habe mich an die Stadt gewöhnt, aber wir reisen auch intensiv — mein Mann genießt die Ausflüge in Rumänien und ich war also an vielen Orten in diesem schönen Land. Ich habe einen langen Weg hinter mir und habe angefangen, mein Leben hier mehr und mehr zu lieben. Ich vermisse immer noch meine Familie, meine Freunde von früher, aber ich habe mich schon daran gewöhnt, weil ich oft umgezogen bin. Natürlich habe ich hier gute Freunde gefunden, und ich denke, es geht nicht darum, wo man gerade ist, sondern was man daraus macht, wie man mit welchen Menschen umgeht. Egal wo man ist, solange man gute Freunde hat und sich dort gut fühlt, kann man ein ausgezeichnetes Leben haben.“
Nermines Leben findet nun zwischen zwei Ländern und zwei verschiedenen Kulturen statt. Abgesehen von Familienmitgliedern und Freunden in der Nähe gibt es etwas Wichtiges, das sie vermisst:
Das Essen, obwohl es viele libanesische und türkische Restaurants gibt, in denen man mehr oder weniger Essen bestellen kann, das dem ägyptischen mehr oder weniger gleicht. Es scheint mir, dass die rumänische Küche ziemlich stark fleischorientiert ist. Ich esse zwar auch Fleisch aber ich stehe eher auf Salate und Soßen, so dass mir die Küche von zuhause schon fehlt.“
Rumänien hat vieles, das Nermine zu schätzen weiß. Wir haben nachgefragt, was sie denn aus Bukarest ihrer Familie aus Ägypten mitbringen würde und was sie in Rumänien am meisten mag.
Ich liebe die rumänische Keramiken, vor allem die von Horezu, und ich habe viele solche Objekte als Geschenk nach Ägypten gebracht. Sie sind wunderschön. Und dann liebe ich meine Arbeit in Rumänien. Am Anfang unterrichtete ich mehr Englisch für Erwachsene, aber mit der Zeit begann ich mich mehr für den Unterricht für Kinder zu interessieren und ich denke, dass die kleinen Rumänen sehr gerne lernen. Je kleiner die Schüler, desto interessanter die Stunden im British Council.“
Bukarest ist eine anspruchsvolle Stadt, bietet aber viele Möglichkeiten. Nermine liebt die Parks und möchte gerne, dass die Stadt umweltfreundlicher und leiser wird. Es ist nicht das einzige, was sie verändern würde.
Ich bin nicht leidenschaftlich an Politik interessiert, aber ich höre schon viele Gespräche über das politische Regime und wie das Land regiert wird und über Korruption. Ich finde, es ist etwas Wichtiges, das jeder verbessern würde. Bessere Dienstleistungen und weniger Verkehr wären schön, aber das wird ganz schwierig, da es in Bukarest immer mehr Autos gibt und nicht genügend Platz zum Vergrößern der Gehsteige vorhanden ist.“
Das Leben in Rumänien ist im ständigen Wandel, und Nermine weist darauf hin, dass Bukarest sich von Jahr zu Jahr verändert hat. Wir fragten nach, ob sie auch in Zukunft hier wohnen oder ob sie anderswohin umziehen würde.
Ich sehe jetzt mehr Expats in Rumänien, vor allem in Bukarest, immer mehr Rumänen sprechen Englisch, in Geschäften gibt es mehr Produkte als vor acht Jahren. Die Stadt ist voller und ich glaube nicht, dass sich das verbessern wird. Natürlich hat es viele Veränderungen gegeben, viele Bezirke haben sich entwickelt und das ist sichtbar. Im Moment sind wir hier glücklich, aber man kann ja nie wissen, was das Leben bringt. Wir werden jetzt mit dem Baby, das jetzt kommt, nicht zu weit umziehen und wir werden sicherlich mindestens weitere zwei Jahre hier leben.“