Umweltschützer: Forstamt trägt Mitschuld an illegalen Abholzungen in Nationalparks
Illegale Abholzungen sind leider immer noch ein aktuelles Thema in Rumänien. Auch in den Naturparks werden enorme Mengen Holz mit dem Segen des Nationalen Forstamts eingeschlagen, sagen Umweltschützer.
România Internațional, 10.12.2018, 17:45
In Rumänien werden die Nationalparks und die Naturparks durch illegale Abholzungen zerstört. Die Umweltschutzorganisation Agent Green hat in den letzten zwei Jahren eine Untersuchung in mehreren Naturschutzgebieten Rumäniens durchgeführt, und die Ergebnisse, die neulich veröffentlicht wurden, waren extrem besorgniserregend. Die Umweltschützer von Agent Green entdeckten massive illegale Abholzungen in jahrhundertalten Wäldern, verschmutzte Flüsse und zerstörte Naturschutzgebiete. Die am meisten beschädigten Nationalparks, die wegen der aggressiven Abholzungen stark an Biodiversität verloren haben, sind Călimani, Domogled-Valea Cernei und Semenic-Cheile Caraşului. In diesen Naturschutzgebieten befinden sich jahrhundertealte Buchenwälder, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören, sowie das Gebiet Izvoarele Nerei, mit dem größten Urwald in der Europäischen Union. 2017 wurden im Nationalpark Călimani mehr als 70.000 Kubikmeter Holz eingeschlagen, was bedeutet, dass eine Fläche von etwa 200 Ha jahrhundertealter Wald zerstört wurde. Das Untersuchungsteam von Agent Green erklärte, der Holzeinschlag in den Zonen mit jahrhundertalten Wäldern im Nationalpark Călimani sei illegal gewesen, weil die Einschläge ohne Umweltgenehmigungen und ohne Anordnungen des Umweltministers durchgeführt wurden.
Laut dem Bericht der Umweltschutzorganisation Agent Green würde das Nationale Forstamt ROMSILVA, das die Nationalparks verwaltet, die Schuld für die Holzeinschläge in 12 der 13 untersuchten Naturparks tragen. Seinerseits behauptet ROMSILVA, dass in den Gebieten, die unter Umweltschutz stehen, der Holzeinschlag im Rahmen von legalen, genehmigten Forstaktionen durchgeführt worden wäre. Es gäbe die sog. Pufferzonen“, die zum Schutz der strikt naturgeschützten Gebiete dienen würden, und in diesen Pufferzonen“ seien begrenzte Aktivitäten zur Verwertung der verfügbaren Naturressourcen wie Holz durchaus erlaubt, so ROMSILVA.
Andrei Ciurcanu von Agent Green, der die jüngste Untersuchung geleitet hat, ist aber anderer Meinung:
Unsere Berechnungen basieren auf Zahlen und Dokumenten, die wir durch journalistische Methoden bekommen haben, weil die Behörden unsere Fragen nicht beantworten wollten. Seit 2014 bis 2018 wurden in den Nationalparks 1,2 Millionen Kubikmeter Holz eingeschlagen. Das ist eine enorme Menge, etwa 3.600 Ha jahrhundertealter Wald. Um sich ein klares Bild zu machen: Das sind 7200 Fußballfelder. Laut der rumänischen Gesetzgebung ist der Holzeinschlag in den Nationalparks streng verboten und verstößt abrupt gegen den Grundsatz, auf dem die Existenz dieser Naturschutzgebiete basiert.“
Rumänien hat 28 Nationalparks und Naturparks, in denen die letzten 100% natürlichen Ökosysteme in Europa zu finden sind. In diesen Naturschutzgebieten gibt es mehrere Flächen mit jahrhundertealten Wäldern, die gemäß internationaler Regelungen geschützt werden müssen; dazu gehören 24.000 alte Buchenwälder, die auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes in Europa stehen.