Umfrage: EU-Bürger für Beibehaltung der Natura-2000-Richtlinien
Die Europäer wollen die Naturgebiete auf ihrem Kontinent durch das Beibehalten der Natura-2000-Richtlinien in ihrer jetzigen Form schützen. Hinsichtlich der Evaluierung ihrer Wirksamkeit hat die EU-Kommission eine öffentliche Meinungsumfrage organisiert.
România Internațional, 03.08.2015, 18:08
Die Europäer wollen die Naturgebiete auf ihrem Kontinent durch das Beibehalten der Natura-2000-Richtlinien in ihrer jetzigen Form schützen. So lautet die Botschaft der fast 500.000 Menschen und der mehr als 120 europäischen NGOs — eine klare Antwort auf die Absicht der Europäischen Union, die Vogel-Richtlinie und die Habitat-Richtlinie zu ändern. Rechtsgrundlage für das Netzwerk der unter dem Namen Natura 2000“ bekannten Schutzgebiete sind die erwähnten zwei Richtlinien der Europäischen Union. Sie halfen, auf dem Kontinent nicht weniger als 26.000 Gebiete einzurichten — das größte Naturschutznetzwerk der Welt, das fast ein Fünftel der Landfläche und 4% der Wasserfläche Europas umfasst.
Die Natura-2000-Richtlinien sind die solidesten Umweltgesetze in Europa und decken 20% der Europäischen Union. Der Nutzen des Netzwerks Natura 2000 wird auf 200 — 300 Milliarden Euro im Jahr aus Schutzleistungen geschätzt. Rund 1,5 Milliarden Euro entstehen zusätzlich aus den Seeschutzgebieten. Rund 2,4 Milliarden Menschen besuchen diese Gebiete im Jahr — insgesamt haben sie zwischen 4,5 und 8 Millionen Arbeitsplätze geschaffen. Im Kontext einer Evaluierung der zwei Richtlinien hat die Europäische Kommission eine öffentliche Meinungsumfrage organisiert. Ovidiu Bufnilă, Sprecher der Rumänischen Gesellschaft für Vogelkunde, erläutert die Resultate der Meinungsumfrage:
Mehr als 90% der Europäer sind daran interessiert, in einer sauberen Umwelt zu leben und die Natur zu schützen. Für uns war es eine enorme Überraschung, zu sehen, dass mehr als 500.000 Menschen aus der gesamten Europäischen Union diese Umweltgesetze mit ihren Unterschriften unterstützten. Als Nichtregierungsorganisationen setzen wir uns normalerweise für die Bekämpfung der schlechten Gesetze ein. Diesmal wollten wir aber einige gut gemachte Gesetze verteidigen, die von Umweltfeinden angegriffen worden waren. Es geht dabei um die Vogelrichtlinie und die Habitat-Richtlinie, die die Rechtsgrundlage für das Netzwerk Natura 2000 bilden. Das Netzwerk Natura 2000 ist der gesetzliche Rahmen, der menschliche Aktivitäten regelt, aber auch die Umwelt schützt. In den geschützten Naturgebieten und Naturreservaten erzielt man gute Gewinne mit Tourismus, aber es gibt auch Geschäftsleute, die um jeden Preis immer mehr Profit machen wollen. Während wir unsere Kampagne zum Schutz der zwei guten Gesetze durchführten, hatten andere Organisationen eine Kampagne gegen diese Richtlinien. Dazu gehörten Vertreter der umweltfeindlichen intensiven Landwirtschaft, Vertreter der Jagdvereine und Vertreter der Waldbesitzer, die so viel Holz wie möglich verarbeiten wollen. Sie sammelten nicht sehr viele Unterschriften — wir dagegen stellten einen Rekord. Unser voriger Rekord war von 140.000 Unterschriften — jetzt haben wir mehr als 520.000 Unterschriften, und das beweist, dass die Europäer ihre Umwelt lieben.“
In Europa werden durch die zwei Richtlinien mehr als 27.000 Naturgebiete und mehr als 1.000 Tierarten geschützt. In Rumänien gibt es 531 Natura-2000-Schutzgebiete, die sich auf fast ein Viertel der Oberfläche erstrecken. Geschützt werden zahlreiche Pflanzen- und Tierarten, wie z. B. der Bär, der Luchs, der Storch, der Specht, die Otter. Ovidiu Bufnilă dazu:
Die Vogelrichtlinie erschien 1970, als sie wirklich gebraucht wurde. So war beispielsweise der Seeadler akut vom Aussterben bedroht, es gab nur noch einige Paare in ganz Europa. Zum Glück haben wir in Rumänien diesen wunderschönen Vogel — die größte Habichtart Europas — noch im Delta und entlang der Donau. Diese Richtlinie gab klare Ziele für den Tier- und Vogelschutz in Europa vor. 1992 erschien dann die Habitat-Richtlinie, die die Schutzgebiete für Wildtiere regelt. Ohne die Habitat-Richtlinie wären wahrscheinlich die Wölfe in Rumänien ausgestorben. Ein Angriff auf diese beiden Richtlinien kann nur schlimme Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit haben. Die Europäische Kommission wird alle Angaben verarbeiten, die Antworten prüfen und entsprechend reagieren. Bis 2016 muss die Europäische Kommission entscheiden, ob sie die zwei Richtlinien ändert, oder nicht.“
Unter zahlreichen Europäern unterzeichneten auch mehr als 6.000 Rumänen die von vielen wichtigen Umweltvereinen unterstützten Online-Petition Alarm für die Natur“ zur Beibehaltung der Natura-2000-Richtlinien in ihrer jetzigen Form.