Neun rumänische Buchenurwälder ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen
Heute berichten wir über den Schutz der Urwälder und Quasiurwälder in Rumänien. Eine besondere Rolle spielt dabei die Organisation WWF Rumänien.
România Internațional, 03.09.2018, 17:45
Auf dem Landesgebiet Rumäniens gibt es heute noch Urwälder, das heißt unberührte Wälder, ohne Wege oder Pfade. Das sind die Überbleibsel der großen, dichten Wälder, die sich vor Jahrhunderten auf weiten Gebieten Rumäniens erstreckten. Trotz ihrer enormen Bedeutung für die Umwelt werden diese Ökosysteme nicht genug geschützt und sie könnten mit der Zeit verschwinden, warnen die Umweltexperten. Daher hat die Organisation WWF Romania einen Landeskatalog der Urwälder und Quasiurwälder erarbeitet. Mit der Eintragung der geschützten Waldflächen im Länderkatalog der Urwälder und Quasi-Urwälder soll die einzigartige Waldlandschaft Rumäniens besser erhalten bleiben. Bis jetzt hat die Organisation WWF Rumänien mehr als 250.000 Ha Urwälder und Quasiurwälder evaluiert. Von den erwähnten 250.000 Ha wurden mehr als 41.000 Ha in 20 Landkreisen identifiziert und auf Landkarten eingetragen. 9.000 Ha sind bereits im Landeskatalog der Urwälder und Quasiurwälder eingetragen und stehen unter striktem Naturschutz. Mehr dazu von Radu Vlad, Koordinator der Regionalprojekte und Waldprogramme bei WWF-Rumänien:
Im Vergleich zu anderen europäischen Staaten existieren in Rumänien bedeutende Urwälder und Quasiurwälder. In den meisten entwickelten Ländern Europas sind die Urwälder verschwunden, bevor man ihre Bedeutung für die Umwelt verstehen konnte. Im Herzen des Karpatengebirges findet man sie noch, große Teile der verbliebenen Urwälder Europas, Überbleibsel der letzten Ökosysteme, die als Resultat einer sehr langen natürlichen Entwicklung ohne Einfluss der Menschen entstanden sind. Dazu gehören auch einzigartige Buchenurwaldgebiete, deren Entwicklung vor 17.000 Jahren begonnen hat und sich vom Süden nach Norden, vom Mittelmeer bis zum Baltikum, vom Atlantischen Ozean bis zu den Karpaten erstreckten. Wir müssen genau feststellen, wieviel Ha Urwälder und Quasiurwälder in Rumänien existieren, und wir müssen sie unter Naturschutz stellen. Das gesamte Verfahren ist komplex: Wir machen zuerst eine theoretische Analyse, dann führen wir praktische Untersuchungen an Ort und Stelle durch. Die Wälder werden von Experten untersucht und evaluiert, und die Urwälder und Quasiurwälder werden in eine Datenbank eingetragen. Anschließend organisieren wir öffentliche Beratungen mit allen Betroffenen und dann starten wir das gesetzliche Verfahren zur Eintragung dieser Waldflächen in den Landeskatalog der Urwälder und Quasiurwälder. Urwälder sind die natürlichsten Waldökosysteme, sie sind Waldgebiete, die eine natürliche Vegetation aufweisen, ohne sichtbaren menschlichen Einfluss sind und deren natürliche Dynamik ungestört verläuft. In den uralten Wäldern Rumäniens leben Bäume eines jeden Alters, von den Keimpflanzen und jungen Sprossen bis zu den starken Bäumen und zu den alten Riesen, die mehrere Hundert Jahre alt wurden, und an ihrem Lebensende angekommen sind. Auf den alten Bäumen wachsen auch verschiedene Arten von Pilzen, Moosen und Flechten. Ein Urwald ist wie eine vielschichtige Gesellschaft, in der Kinder, Erwachsene und Senioren zusammenleben und einander unterstützen. In den Urwäldern findet man Bäume mit einer Höhe von über 50 Metern und einem Diameter von 2 Metern. Unter den Baumkronen dieser etwa 500 Jahre alten Giganten leben mehr als 10.000 Pflanzen- und Tierarten, von den kleinsten Pilzen, Pflanzen und Insekten bis zu emblematischen Tieren wie Adler, Wölfe oder Braunbären, die in anderen Teilen der Welt nicht mehr zu finden sind.“
Die uralten Buchenwälder Rumäniens beherbergen eine Artenvielfalt, die weit über die Landesgrenzen hinweg von Bedeutung ist. Bei der UNESCO-Weltkulturerbe-Tagung in Krakau am 7. Juli 2017 wurden 24.000 Ha Buchenurwälder in Rumänien ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Die geschützten Buchenurwälder befinden sich in 9 Zonen: Izvoarele Nerei, Cheile Nerei-Beuşniţa, Domogled-Valea Cernei (Caraş-Severin), Masivul Cozia, Lotrişor (Vâlcea), der Urwald Şinca (Braşov), der Urwald Slătioara (Suceava), Groşii Ţibleşului und Strâmbu Băiuţ (Maramureş). Bei derselben Tagung wurden auch weitere Buchenwälder aus 11 europäischen Ländern ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen.