Nachzuchtprogramme gegen Überfischung im Donaudelta
Das Angeln auf Hecht, Karpfen, Wels, Zander oder Barsch macht im wilden Donaudelta richtig Spaß. Leider gehen die Fischbestände immer mehr zurück. Darum müssen alljährlich Nachzuchtprogramme umgesetzt werden.
Ștefan Baciu, 22.06.2020, 18:00
Die Fischerei in der Natur ist seit Anfang Juni in Rumänien wieder erlaubt. Fast zwei Monate lang galt das vom Landwirtschaftsministerium verfügte Fischfangverbot. Allerdings besteht der Fangverbot weiterhin in mehr als 50 Schutzzonen für aquatische Ressourcen sowie in den Habitaten zur biologischen Regenerierung entlang von Bächen und kleineren Flüssen. Diese Gebiete wurden von den Fischervereinen entsprechend gekennzeichnet. Der Fang aquatischer Ressourcen ist hier verboten. Außerdem dürfen in diesen Gebieten keine Arbeiten durchgeführt werden, die die Fortpflanzung der Fische beeinträchtigen könnten.
Während des Fischereiverbots wurde im Seenkomplex Razim-Sinoe im Biosphärenreservat Donaudelta ein Nachzuchtprogramm für Karpfen und Zander umgesetzt. Die Fischerverbände beantragen allerdings, dass auch weitere Fischarten in das Nachzuchtprogramm aufgenommen werden und dass das Programm auf mehrere Gebiete im Reservat erweitert wird. Derartige Maßnahmen seien notwendig, weil der Fischfang von einem Jahr auf das andere konstant zurückgegangen ist. Der Karpfenfang hat in den letzten 25 Jahren einen starken Rückgang verzeichnet, so dass derzeit nur noch die Hälfte von dem, was früher gefangen wurde, gefischt wird. Der Gouverneur des Biosphärenreservats Donaudelta, Ion Munteanu, erklärte für den Radiosender Radio Rumänien Actualităţi, dass der warme Winter und der geringe Wasserpegel der Donau die Regenerierung der Fischbestände negativ beeinflusst hätten:
Die Verwaltung untersucht jedes Jahr die vorhandenen Fischbestände. Die Untersuchung stellt die Grundlage für eine entsprechende Verwaltung der Fischbestände im kommenden Jahr dar. Auch dieses Jahr starteten wir im Monat Februar eine solche Untersuchung. Anhand der Untersuchung können wir die Fangquoten für die gewerbliche Fischerei, die Hobbyfischerei und die Sportfischerei festlegen. Die Fischbestände sind derzeit immer dünner, das stimmt. Seit 25 Jahren sorgen wir für die Nachzucht des Zanders. Die Wiederbesiedlungskampagnen werden jedes Jahr im April durchgeführt.“
Dieses Frühjahr wurde das Zander-Nachzuchtprogramm wie immer im Donaudelta fortgesetzt. 1000 Nester mit befruchteten Fischeiern wurden in die Seen des Razim-Sinoe-Seenkomplexes abgelegt. Fachleuten zufolge sollen pro Nest etwa 80 bis 100 Jungfische schlüpfen. Falls sie mehr als ein Jahr leben, können sie sich fortpflanzen. Und damit erreicht das Programm sein Ziel. Laut statistischen Angaben wurde der schlimmste Rückgang der Zanderbestände zwischen 1927 und 1936 verzeichnet. 1927 wurden nämlich 1000 Tonnen Zander gefangen, 1936 200 Tonnen. Der Rückgang ging im Jahr 2003 weiter. In diesem Jahr wurden allerdings nur 62 Tonnen Zander gefischt.