Luchse in Rumänien: gut vertreten, aber durch menschliche Aktivitäten bedroht
Der Eurasische Luchs ist die größte Katzenart und nach Bär und Wolf der drittgrößte Beutegreifer Europas. In Rum'nien leben rund 1200 Exemplare.
Ștefan Baciu, 30.11.2020, 18:00
Der Eurasische Luchs ist die größte Katzenart und nach Bär und Wolf der drittgrößte Beutegreifer Europas. Auf die Jagd geht der Einzelgänger vor allem in der Dämmerung und nachts. Seine Augen sind sechsmal lichtempfindlicher als die eines Menschen, so kann sich der Jäger auch im Dunkeln gut orientieren. In Europa leben etwa 10.000 Exemplare, 1.200 davon in den Wäldern Rumäniens. Mihai Pop ist Mitglied des Verbandes für die Erhaltung der Artenvielfalt. Er ist der Meinung, der Luchs sei hierzulande gut repräsentiert:
Die letzten Untersuchungen zum Thema ergaben, dass der Luchs in allen Teilen der Karpaten verbreitet sei. Er wurde innerhalb des Karpatenbogens, im Hügelland Siebenbürgens, in den Subkarpaten der Moldau — also auf einer Oberfläche von 9–10 Millionen Hektar — gesichtet. Die Luchs-Population ist sehr gut repräsentiert, vermutlich am besten, seit es den Luchs hierzulande gibt.“
Im erwachsenen Alter wiegt das Tier zwischen 18 und 30 Kilo. Der Luchs ist ein Einzelgänger, er lebt und jagt alleine, innerhalb eines bestimmten Raumes:
Der Luchs ist eine einzelgängerische Katzenart, d.h. Männchen und Weibchen leben im gleichen Gebiet, gehen aber getrennte Wege. Luchse besetzen Territorien (Wohngebiete), die sie gegen gleichgeschlechtliche Artgenossen verteidigen. Sie grenzen ihr Revier durch Duftmarken ab, die sie an auffälligen Punkten im Revier oder an der Peripherie setzen. Auf diese Weise sichern sie sich die überlebensnotwendigen Ressourcen: eine ausreichende Nahrungsbasis, Rückzugsgebiete für die Jungenaufzucht und den Zugang zu Geschlechtspartnern. Luchse sind vorwiegend in der Dämmerung und nachts aktiv. Tagsüber schlafen die Tiere oder betreiben ausgiebig Körperpflege. Je nach Jahreszeit oder Verfügbarkeit der Nahrung können Luchse auch während des Tages gesichtet werden. Sie werden von den Videokameras aufgenommen. Die moderne Technologie ermöglicht, das Raubtier genauer zu beobachten. 30–40% der Bilder werden bei Tageslicht aufgezeichnet.“
Das Weibchen zieht ihre im Frühsommer geborenen Jungen allein auf und betreut diese bis in den nächsten Spätwinter hinein. Im Alter von 9 bis 10 Monaten müssen die Halbwüchsigen das mütterliche Wohngebiet verlassen und sich ein eigenes Revier suchen. Der Lebensraum der Luchse wird durch die Waldarbeiten stark gefährdet. Auch die menschlichen Tätigkeiten im Wald, wie Pilze pflücken oder Wanderungen werden vom Luchs als Bedrohung wahrgenommen. Mehr dazu von Mircea Pop, dem Vertreter des Verbandes für Artenvielfalt:
Der Stress ist höher. Das heißt, das Tier bewegt sich mehr innerhalb seines Reviers. Demnach verbraucht es mehr Energie, braucht also mehr Nahrung. Darüber hinaus verlassen manche Weibchen manchmal ihr Zuhause, weil zu viele Touristen das Gebiet betreten, und es passiert, das einige Jungen zurückbleiben. Die werden oft von anderen Raubtieren — wie z.B. von Füchsen, Wölfen oder anderen Fleischfressern — getötet. Das führt dazu, dass die Luchspopulation schrumpft. Die Beutetierdichte — insbesondere die Hirsch- und Rehdichte — ist ein wesentlicher Faktor für das Überleben der Luchse. Solange eine stabile und gesunde Rehpopulation im Wald lebt, wird der Luchs in einem bestimmten Gebiet überleben.“
Weitere Bedrohungen sind die Wilderei und die herrenlosen Hunde, die die Ernährungsmöglichkeiten der Luchse einmal mehr reduzieren. Deshalb sind die Luchse gezwungen, ihr Revier zu erweitern, um an Nahrung zu kommen. Eine schwierige Aufgabe, wegen der anderen im Wald lebenden Tiere.