Lerchenjagd: Vorwand für illegale Jagd auf Singvögel?
Rumänien ist eines der letzten Länder in der EU, wo die Jagd auf Lerchen erlaubt ist. Dieser Vogel darf nur in sechs EU-Ländern gejagt werden. Naturschützer setzen sich dafür ein, dass die Lerchenjagd verboten wird.
România Internațional, 10.06.2019, 18:00
Vor kurzem hat das Ministerium für Gewässer und Wälder für die Jagdsaison in diesem Jahr das Abschießen von etwa 440.000 Lerchen genehmigt. Umweltschützer stemmen sich gegen diese Entscheidung und fordern die Behörden auf, die Lerche in die Liste der gesetzlich geschützten Tiere aufzunehmen. Innerhalb weniger Tage wurde die Petition von über 10.000 Rumänen unterzeichnet. Der Vertreter der Rumänischen Ornithologischen Gesellschaft, Ovidiu Bufnilă, dazu:
Wir müssen sagen, dass das Schießen auf Lerchen in Rumänien, obwohl es legal ist, eine Wilderei und ein Geschäft darstellt. Bis 1996 hat man in Rumänien nie Feldlerchen gejagt. Dann gab es eine sehr starke Lobby von denen, die diese Art jagen wollten, und ich beziehe mich hier besonders auf ausländische Jäger. Es gab natürlich rumänische Vermittler und es gibt immer noch Unternehmen, die Ausländer zur Jagd nach Rumänien bringen, aber was im Moment mit der Lerche passiert, ist keine Jagd. Das Schießen auf Lerchen in Rumänien ist ein Geschäft und es ist Wilderei. Es ist ein Geschäft, weil die Lerchen Zugvögel sind, die nicht uns gehören. Sie kommen aus allen europäischen Ländern und ziehen weiter nach Afrika. Aber in Rumänien werden viele von ihnen gejagt. Das Schießen auf Lerchen stellt Wilderei dar, weil man die Lerche im Flug nicht unterscheiden kann, so dass andere gesetzlich geschützte Vögel auch erschossen werden. Die Lerchenjagd ist eine Art Täuschungsmanöver. Unter dem Vorwand, Lerchen jagen zu wollen, machen ausländische Jäger in Rumänien Jagd auf alle Singvogelarten. Es ist keine Überraschung, dass wir jahrelang Nachrichten über Vogeltransporte bekommen haben. Und nicht nur Lerchen wurden getötet, sondern auch viele andere Singvögel. Aus unserer Sicht bleibt das Jagen von Lerchen in Rumänien Wilderei, es bleibt ein Geschäft.“
Laut Ornithologen gibt es in Rumänien nicht mehr als 850.000 Feldlerchenpaare. Die vom Minister für Gewässer und Wälder jährlich festgelegten Jagdquoten sind in den letzten Jahren leicht zurückgegangen, nachdem zahlreiche Kampagnen gestartet wurden, für die Zehntausende Unterschriften gesammelt wurden. Laut Gesetz darf ein Jäger täglich 50 Lerchen töten. Aber niemand kontrolliert, was und wie viel er jagt. Der Lerchengesang wird immer seltener gehört, warnen Naturschutz-Aktivisten. In Italien gilt die Lerche als eine sehr leckere Delikatesse.