Kormorane: Fischzüchter und Vogelschützer im Clinch
Neulich ist Rumäniens Agrarminister Petre Daea mit einer seltsamen Äußerung aufgefallen: In seinem Land würden Kormorane in Swimmingpools baden. Hinter der rätselhaften Erklärung steckt ein Fakt – der Fischzucht entsteht wegen des Vogels großer Schaden.
România Internațional, 11.02.2019, 18:00
Nach Angaben der rumänischen Fischzüchter entstehen ihnen durch Kormorane immense Schäden. Fischfarmen verlieren jährlich tausende Tonnen Fisch wegen artgeschützter Tiere wie Kormorane, Pelikane oder Otter. Experten zufolge verzehrt ein Kormoran täglich rund 600 Gramm Fisch, also rund 150 kg Fisch im Jahr.
Vogelschützer gehen allerdings sofort dagegen in Stellung — solange Fische im Ökosystem der Vögel gezüchtet werden, also in Seen, wird es Probleme geben, sagt Ovidiu Bufnilă, Sprecher der Ornithologischen Gesellschaft:
Kormorane sind nun einmal fischfressende Vögel, es gab sie schon immer hier. Vor 1950 waren es noch viel, viel mehr, weil die Fischzucht damals auch anders aussah. Die Feuchtgebiete wurden im Kommunismus trockengelegt, um Ackerland zu schaffen und dadurch wurden die stillen Gewässer auf engstem Raum eingepfercht. Natürliche, halbnatürliche und künstliche Seen auf kleinster Fläche sind der Lebensraum für den gesamten Süßwasserfischbestand. Natürlich zogen dann alle fischfressenden Vögel dorthin um, weil sie nur dort genug Nahrung fanden.“
Nach Ansicht der Vogelschützer schlägt heute das Pendel wieder zurück — die im Kommunismus stark zurückgegangenen Vogelbevölkerungen nehmen jetzt wieder zu. Das sei völlig normal, denn die Fischzüchter haben einfach für mehr Nahrung gesorgt, was zu einer stärkeren Vermehrung geführt hat. Wenn Fisch in kleineren Farmen gezüchtet werden, kommen auch weniger Vögel. Auf riesigen Wasserflächen ist es unmöglich, sich vor den Kormoranen zu schützen.
Für die Fischzüchter ist die Situation zu einem Problem geworden. Kormorane sind durch eine EU-Richtlinie geschützt, und die Farmer sind machtlos. Jetzt verlangen sie Entschädigungen. Auf jeden Fall aber wäre ein extremer Ansatz keine echte Lösung, glaubt der Ornithologe Ovidiu Bufnilă:
Wir können keine Lösung unterstützen, bei der hunderte und tausende Exemplare einfach so getötet werden. Sie wurden nicht nur in Rumänien gejagt. Viele Länder haben es versucht, und wissenschaftliche Studien zeigen, was passiert: Sie ziehen einfach ab, nesten anderswo, kommen aber immer wieder zurück, um Fisch zu fressen. Außerdem erholt sich der Kormoranbestand sehr, sehr schnell wieder.“
Jetzt will das Landwirtschaftsministerium handeln. Minister Petre Daea hat versprochen, einen Plan zum Umgang mit der Kormoranbevölkerung vorzulegen.