Jäger und Ornithologen einigen sich auf Schutz der Rothalsgans
Eine der schönsten Gänsearten der Welt ist die Rothalsgans, eine nördliche Zugvogelart, die im Winter auch in Rumänien anzutreffen ist.
România Internațional, 07.12.2015, 17:45
Eine der schönsten Gänsearten der Welt ist die Rothalsgans, eine nördliche Zugvogelart, die im Winter auch in Rumänien anzutreffen ist. Obwohl die Rothalsgänse in praktisch ihrem ganzen Verbreitungsgebiet gesetzlich geschützt sind, werden viele von ihnen insbesondere in den Winterquartieren, wo sie in großen Schwärmen auftreten, von Wilderern für den Verzehr abgeschossen.
Die Rothalsgans gehört zu den Meergänsen und ist eng mit der Ringelgans verwandt. Die Rothalsgans ist die farblich bunteste der Meergänse. Das Gefieder ist schwarz mit deutlich erkennbaren weißen Konturlinien. Wie der Name bereits andeutet, ist die Brust rostrot gefärbt. Auch hier sind die roten Farbfelder durch weiße Zwischenlinien gut voneinander und vom umgebenden Schwarz abgesetzt. Die Flankenstreifen sind weiß. Die Rothalsgans nistet im Sommer auf der Halbinsel Tamir und in der Tundra im Norden Sibiriens. Jedes Jahr fliegt die Rothalsgans etwa 4000 Km, um in der Ukraine, in Rumänien und in Bulgarien zu überwintern.
Rothalsgänse gelten heute insbesondere durch illegale Bejagung in ihren Wintergebieten, aber auch durch die Vernichtung ihres Lebensraumes als gefährdete Vogelart und sind durch das Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen sowie als Art des Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie geschützt. In Rumänien kann man sie von Ende Oktober bis März beobachten. Der See Balta Albă im Landkreis Buzău ist ein Naturschutzgebiet, wo neben Tausenden anderen Zugvögeln auch zahlreiche Rothalsgänse überwintern. Um diese Vogelart zu schützen, haben die Jäger und die Fachleute von der Rumänischen Ornithologischen Gesellschaft beschlossen, zusammenzuarbeiten. Mehr dazu von Ovidiu Bufnilă, Sprecher der Rumänischen Ornithologischen Gesellschaft:
Unsere Zusammenarbeit mit dem Rumänischen Jagd- und Fischereiverband ist eine direkte Folge der Kampagne ‚Opreşte barbaria, salvează ciocârlia!‘ (dt. ‚Stoppt die Barbarei, rettet die Lerche!‘), die wir im Frühling durchgeführt haben. Es handelte sich um eine Kampagne gegen die Bejagung von Singvögeln und vor allem gegen ein schlechtes Gesetz. Viele Jäger haben auch bemerkt, dass dieses Gesetz nicht in Ordnung war, und nachdem die Kampagne abgeschlossen war, haben wir einen Dialog mit dem Jagdverband aufgenommen. Wir diskutierten über den Naturschutz und es wurde uns klar, dass wir mehr zum Schutz vieler Tierarten unternehmen könnten, wenn wir zusammenarbeiten würden. Wir erarbeiteten mehrere gemeinsame Projekte, und bei unserem ersten Projekt ging es um den Schutz der Rothalsgans in dem Naturschutzgebiet Balta Albă. Diese weltweit besonders gefährdete Vogelart verbringt den Winter in Rumänien, in Balta Albă, in der Dobrudscha und in der Bărăgan-Ebene.“
Ende November kommen etwa 10.000 Rothalsgänse zu ihren Winterquartieren in Balta Albă. Das sind etwa 20% der Gesamtpopulation weltweit. Der Sprecher der Rumänischen Ornithologischen Gesellschaft, Ovidiu Bufnilă, über Maßnahmen zum Schutz der Rothalsgans:
Bei unseren Treffen mit Vertretern des rumänischen Jagd- und Fischereiverbandes haben wir eine Reihe von Maßnahmen zum Schützen der Rothalsgänse vorgeschlagen. Eine Maßnahme ist das tägliche Jagdverbot zwischen 06.00 und 10.00 Uhr. Zu dieser Zeit fliegen die Rothalsgänse, die in Balta Albă überwintern, auf Futtersuche. Der See ist ihr Schlafplatz, dort werden sie von Schakalen, Füchsen oder anderen Raubtieren nicht gestört. Wenn sie am frühen Morgen in Schwärmen losfliegen, vermischen sich die Rothalsgänse mit anderen Vogelarten, zum Beispiel mit Blässgänsen, die gejagt werden dürfen, und wenn die Jäger mit Schrotflinten schießen, können sie versehentlich auch unter Schutz stehende Rothalsgänse erschießen. Deshalb ist das tägliche vierstündige Jagdverbot ein großer Schritt mit positiven Folgen für den Schutz der Rothalsgänse.“
Ende Dezember vereist der See Balta Albă, und die Rothalsgänse ziehen weiter nach Süden, in Richtung Dobrudscha und Donaudelta.