Futterspender für die kleinen Wintergäste
Die kalte Jahreszeit ist für die Vögel, die nicht in den Süden ziehen, besonders schwer. Welche Vögel in Rumänien überwintern und wie man ihnen helfen kann, erfahren Sie in unserer Reihe Es grünt so grün“.
România Internațional, 19.01.2015, 17:31
Im Winter, wenn es kalt ist, wird es auch ruhiger in der Natur. Wo vorher munterer Vogelgesang erklang, ist es nun still. Denn Mauersegler und Schwalbe, Nachtigall und Zilpzalp sind genauso in den warmen Süden gezogen wie die Störche. Doch gibt es sie, die Vögel, die der Kälte trotzen und bei uns bleiben. Sie halten auch nicht wie einige Säugetiere Winterschlaf, sondern sind wach und mobil. Aus dem Norden und Osten kommen auch Vögel, die in Rumänien überwintern. Für den Höckerschwan, die Rothalsgans, die Krickente, die Wacholderdrossel, den Seidenschwanz, den Bergfink, die Schneeammer, den Silberreiher oder den Graureiher ist unser Land so zu sagen der warme Süden“. Im Winter ist aber Nahrung schwer zu finden, und das Überleben der Vögel hängt auch von uns Menschen ab. Im Garten oder auf dem Balkon kann jeder einen Futterspender für die kleinen Wintergäste einrichten. Mehr dazu erfahren Sie von Ovidiu Bufnilă, Sprecher der Rumänischen Ornithologischen Gesellschaft:
Überall auf der Welt werden im Winter Futterspender für Vögel eingerichtet. In den USA haben 40% der Amerikaner solche Futterspender im Garten; in Großbritannien hat die Prozentzahl der Menschen, die die kleinen Wintergäste mit Futter versorgen sogar 75% erreicht. Sowohl diejenigen, die ein eigenes Haus haben, als auch die Stadtbewohner, die in Hochhauswohnungen leben, füttern die Vögel und erfreuen sich ihrer täglichen Besuche. Es handelt sich vor allem um Vögel, die sich am Leben in den Städten angepasst haben, wie Haussperlinge, Meisen oder Kleiber, die man überall in den Parks und auf den Grünanlagen zwischen den Hochhäusern beobachten kann. Diese Vogelarten brauchen reiche Ernährung; im Sommer fressen sie Fliegen und Mücken, aber im Winter finden sie keine Insekten mehr. In der kalten Jahreszeit ernähren sie sich mit Früchten und Knospen von Büschen und Bäumen, die nicht besonders reichhaltig sind, und deshalb sollten wir ihnen auch etwas Futter geben. In ihrer Ernährungsweise teilen sich die Vögel in zwei Gruppen: die Weichfutterfresser und die Körnerfresser. Weichfutterfresser suchen sich ihre Nahrung bevorzugt am Boden. Reine Weichfutterfresser sind Rotkehlchen, Heckenbraunelle, Zaunkönig, Amsel und Star. Sie fressen tierische Kost oder nur sehr feine Sämereien. Ihnen ist mit grobem Körnerfutter nicht geholfen. Bieten Sie ihnen daher Haferflocken, Kleie und Obst. Die flexibleren unter den Weichfressern, die Allesfresser“ wie Meisen, Spechte und Kleiber stellen sich im Winter auf Körner um und nehmen auch Sonnenblumenkerne, Hanf und Mohn an. Zu den Körnerfressern zählen beispielsweise Finken, Sperlinge und Ammern. Sie sind mit einem kräftigen Schnabel ausgerüstet und fressen Sonnenblumenkerne, Hanf und andere Sämereien aus Futtermischungen. Für die Weichfutter- und Allesfresser eignen sich auch Fett-Körner-Mischungen wie Meisenknödel, sofern diese gut erreichbar sind. Die Meisen sehen beim Fressen recht niedlich aus: sie halten die Körner mit der Kralle und knacken sie mit dem Schnabel auf. Hungern ist lebensgefährlich für die kleinen Vögel; während einer frostigen Winternacht kann eine Meise bis zu 33% an Körpermasse verlieren. Nach einem kalten Wintertag und einer frostigen Nacht ohne Futter stirbt der Vogel.“
Früher ernährten sich die Vögel in der kalten Jahreszeit mit den Samenkörnern der Wildpflanzen, die nach der Ernte auf dem Acker wucherten, und mit den Früchten von Bäumen und Büschen am Feldrand. Durch die intensiv betriebene Landwirtschaft, durch die Monokulturen, den Einsatz von Pestiziden und durch die Umweltverschmutzung hat aber die Natur viel gelitten, und heutzutage finden die Vögel immer weniger Ernährung auf den Feldern. Sie ziehen in die Städte, in Parks und Gartenanlagen. Ovidiu Bufnilă dazu:
Ein Tümpel oder ein Weiher kann im Winter vielen Rothalsgänsen, Wildenten und Schwänen das Leben retten. Wasservögel übernachten auf der Wasseroberfläche, geschützt vor Wölfen, Füchsen oder anderen Raubtieren. Solche Tümpel und Weiher suchen wir jetzt auch, um Futter dorthin zu bringen. Im Winter machen wir auch die Zählung der Wasservögel, weil sie an den Gewässern gruppiert bleiben und leichter zu zählen sind. Die Wasservögel, die in Rumänien überwintern, brauchen jetzt Futter, am liebsten Getreide, wie Weizen, Mais, Gerste und Hafer. Letztes Jahr hat es im Internet ein Bild mit einer toten Ente auf dem IOR-See in Bukarest gegeben. Man dachte, sie sei erfroren, aber sie war verhungert. Im Winter sterben viele Vögel, weil sie keine Nahrung finden.“
Eine Handvoll Körner kann im Winter viele kleine Leben retten. Im Garten oder auf dem Balkon werden die Vögel für ein bisschen Futter dankbar sein.