Braunbären-Population: Artenschutzprojekt von EU ausgezeichnet
Die Europäische Kommission hat ein Projekt für den Schutz der Braunbär-Bevölkerung in den Ostkarpaten als eines der besten Life-Natura-Projekte in Europa ausgewählt.
România Internațional, 01.06.2015, 17:30
Die Europäische Kommission hat ein Projekt für den Schutz der Braunbär-Bevölkerung in den Ostkarpaten als eines der besten Life-Natura-Projekte in Europa ausgewählt. Das Projekt lief im Zeitraum 2010-2014 und wurde von der Umweltschutz-Agentur des Landkreises Vrancea in Zusammenarbeit mit anderen Behörden eingeleitet. Daran beteiligt waren insgesamt drei Landkreise: Vrancea, Covasna und Harghita. Mit über 2000 Exemplaren lebt in den Wäldern dieser Region die größte Braunbär-Bevölkerung Rumäniens.
Silviu Chiriac ist Projektmanager bei der Umweltschutz-Agentur in Vrancea. Ihn fragten wir nach den Hauptmaßnahmen des erwähnten Artenschutz-Projektes:
Zu Beginn haben wir die Anzahl der Bären in diesem Areal ermittelt, wir wollten sehen, wie dicht das Gebiet bevölkert ist und wie diese Bären die natürlichen Habitate nutzen. Unsere Anstrengungen waren sehr intensiv, weil wir mehrere Monate im Freien waren und die Bestandsaufnahme der von den Bären hinterlassenen Spuren gemacht haben. Gleichzeitig haben wir herausgefunden, wie sich die Tiere während ihres Winterschlafs verhalten, dafür wurden Videokameras in den Bauen einiger Bären installiert, die alle Bewegungen der Tiere während des Winters aufgezeichnet haben. So haben wir zum Beispiel gesehen, wie ein Weibchen seine Jungen in einem Bau in Harghita gebar, und haben dann mit eigenen Augen verfolgt, wie die Bärenjungen bis Anfang Juni gewachsen sind, bevor sie mit ihrer Mutter in den Wald gingen. Dann haben wir mehrere Anträge von den Lokalverwaltungen erhalten, die wollten, dass wir die Schafställe, Obstgärten oder Acker der Landwirte in den Regionen irgendwie schützen. Und so mussten wir über 120 elektrische Zäune auf den Grundstücken einiger Landwirte installieren, die von den Bären im Laufe der Zeit geschädigt worden waren. Außerdem sind wir in vielen Fällen rausgefahren, um Bären zu retten, die sich zufällig oder nicht in von Wilderern gelegten Schlingfallen verfangen hatten. Die Wilderer legen sehr häufig Schlingfallen, mit denen sie Tiere für den eigenen Verzehr fangen wollen: Wildschweine, Rehe, Hirsche usw., aber auch Bären, die entlang derselben Pfade wandern, können sich in den Schlingen verfangen und dort verenden. Wir verfügen über eine mobile Rettungseinheit für Wildtiere, eine Art Rettungswagen, und über ein Reha-Zentrum für verwundete Exemplare. Deshalb war es uns möglich, schnell einzugreifen und mehrere Dutzend Bärenexemplare aus den Schlingen zu retten. Oftmals werden vor allem im Frühling in dieser Region mutterlose Bärenjungen entdeckt. In der vierjährigen Projektphase haben wir etwa 37 solcher Bärenjungen identifiziert und sie in das Reha-Zentrum für Bärenjungen in der Gemeinde Bălan im Landkreis Harghita gebracht.“
Die Bärenbevölkerung wird in Rumänien auf 6500 Exemplare geschätzt, die entlang der gesamten Gebirgskette der Karpaten ihre Habitate haben. Sie stellen etwa 40% der Braunbärpopulation Europas dar. Das Life-Programm der EU-Kommission für Umwelt- und Klimapolitik verfügt bis 2020 über ein Gesamtbudget in Höhe von 3,4 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr hat Rumänien insgesamt etwa 5 Millionen Euro für die Durchführung von sechs Life-Projekten erhalten – dabei ging es um ganz unterschiedliche Themen: etwa die Reduzierung der Staubpartikel in Bukarest, der Artenschutz von Wölfen und Bären oder der Schutz der Höhlen in den Karpaten.